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Ein Nerz klettert im dänischen Naestved an den Gittern eines Käfigs hoch.

© dpa/Mads Claus Rasmussen

Dänischer Minister gesteht Fehler ein: Massenhafte Tötung von Nerzen offenbar rechtswidrig

Wegen eines mutierten Coronavirus mussten Nerzzüchter in Dänemark Millionen Tiere töten. Jetzt stellt sich heraus, dass dafür die rechtliche Grundlage fehlt.

In Dänemark herrscht zunehmend Verwirrung um die von der Regierung veranlasste Massenkeulung aller Nerze im Land. Für die Tötung von gesunden Pelztieren außerhalb bestimmter Risikozonen gibt es nämlich noch keine rechtliche Grundlage, wie Lebensmittelminister Mogens Jensen einräumte.

„Wir haben einen Fehler begangen. Es gibt keine gesetzliche Befugnis, um Nerzzüchter außerhalb der 7,8-Kilometer-Zonen zu bitten, ihre Nerze zu schlachten“, sagte Jensen am Dienstag dem Sender TV2. Dies habe er bei der Bekanntgabe nicht gewusst, ändere aber nichts daran, dass durch die Nerzzucht in Dänemark in Corona-Zeiten ein Risiko bestehe. Die Züchter sollten mit Blick auf die Volksgesundheit damit weitermachen, die Tiere zu töten.

Dänischen Medienberichten zufolge hat die Lebensmittelbehörde, die Jensens Ministerium untersteht, schon im Juni gewusst, dass es keine Rechtsgrundlage für die landesweite Keulung von Nerzen gibt. Jensen steht deshalb zunehmend unter Druck, Oppositionskreise fordern seinen Rücktritt.

Bonus für Züchter, die ihre Tiere schnell keulen

Regierungschefin Mette Frederiksen hatte bei der Ankündigung der Maßnahme am vergangenen Mittwoch davon gesprochen, dass alle Nerze in Dänemark getötet werden sollten, um so sicherzustellen, dass eine bei den Nerzen aufgetretene Coronavirus-Mutation eingedämmt werde. Auch in einer Mitteilung des Umwelt- und Lebensmittelministeriums hieß es: „Die Regierung hat auf Grundlage einer neuen Risikobewertung der Gesundheitsbehörden beschlossen, alle dänischen Nerzbestände zu schlachten.“

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Den Pelztierzüchtern wurde eine Bonuszahlung in Aussicht gestellt, wenn sie ihre Tiere innerhalb weniger Tage keulten. In einem neuen Brief der Lebensmittelbehörde Fødevarestyrelsen an die dänischen Nerzzüchter hieß es nun am Dienstag, man bedauere, dass aus einem vorherigen Schreiben vom Freitag nicht hervorgegangen sei, dass es sich um eine „Aufforderung“ der schnellstmöglichen Tötung gesunder Bestände außerhalb der 7,8-Kilometer-Zonen gehandelt habe.

Die Haltung von Nerzen soll bald verboten werden

Wie TV2 berichtete, deckt die Gesetzlage nur infizierte Nerzfarmen sowie Bestände in einem bestimmten Umkreis ab - besagte 7,8 Kilometer. Die Regierung wollte zunächst im Schnellverfahren die gesetzliche Grundlage schaffen, dass auch gesunde Nerze über diese Zonen hinaus getötet werden dürfen.

Jensen brachte nun aber am Dienstag einen regulären Gesetzesvorschlag ins Parlament ein, wonach alle Pelztiere auf dänischen Farmen getötet werden sollen. Zugleich soll demnach die Haltung von Nerzen bis einschließlich 31. Dezember 2021 verboten werden. Für Zoos, Zirkusse oder die Privathaltung von maximal fünf Nerzen sollen Ausnahmen gelten. dpa/Tsp

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