zum Hauptinhalt
Erste Bilder des Wracks. Ein Deck der „SS Gairsoppa“ im Scheinwerferlicht. Foto: dpa

© dpa

Panorama: Der Silberschatz in der See

Amerikanisches Unternehmen entdeckt Wrack mit Millionenladung im Atlantik

Dass sich Schatzsuche auch noch im 21. Jahrhundert lohnt, hat ein amerikanisches Meeresforschungsunternehmen unter Beweis gestellt. Die Firma Odyssey hat das Wrack des britischen Dampfschiffs „Gairsoppa“ gefunden. An Bord soll Silber mit einem aktuellen Handelswert von etwa 150 Millionen Euro sein – einer der größten bisher in einem Schiffswrack gefundenen Edelmetallschätze. Jetzt soll die Millionenfracht gehoben werden.

Das Wrack des Handelsschiffs befindet sich im Nordatlantik, etwa 480 Kilometer südwestlich der irischen Küste bei Galway, wie die Forschungsfirma aus Tampa in Florida am Montag (Ortszeit) bekannt gab. Ein Unterwasserroboter hatte das Schiff in einer Tiefe von 4,7 Kilometern per Sonar aufgespürt und Fotos des Rumpfes und von Decksaufbauten gemacht. „Wir haben die erste Phase des Projektes erfolgreich hinter uns gebracht und das Wrack lokalisiert und identifiziert. Jetzt planen wir die Bergung“, sagte Projektmanager Andrew Craig. Das Schiff stehe aufrecht auf dem Meeresgrund und sei in einem guten Zustand. „Wir sind deshalb zuversichtlich, die Silberladung bergen zu können“, sagte Craig. Der Schatz soll im Frühjahr 2012 an die Meeresoberfläche gebracht werden. Insgesamt sollen etwa 200 Tonnen Silber, Barren und Münzen, in dem Wrack lagern.

Nach Informationen des britischen Verkehrsministeriums war Odyssey im vergangenen Jahr an die Regierung herangetreten, um das Wrack zu erkunden. Das Ministerium ist Rechtsnachfolger des britischen Ministeriums für Kriegstransporte, in dessen Dienst die „Gairsoppa“ stand. Nach einer Ausschreibung erhielt die amerikanische Forschungsfirma den Zuschlag zur Suche nach dem Schiff. In einem Vertrag zwischen Odyssey und dem Verkehrsministerium wird die Verteilung des Silbers geregelt. Das Unternehmen teilte mit, dass die britische Regierung etwa ein Fünftel des Schatzes erhält. Der Rest gehe an Odyssey selbst. Das Ministerium will die Vertragsdetails nicht bestätigen. „Wir können diese Information aber auch nicht dementieren“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Man sei froh darüber, die besten Konditionen für die britische Regierung ausgehandelt zu haben.

Die 120 Meter lange „Gairsoppa“ war im Februar 1941 auf dem Weg von Kalkutta nach London. Ein Torpedobeschuss ließ das Schiff im Atlantik sinken. In Indien hatten die Seeleute Tee, Eisen und eben jene Silberbarren und -münzen geladen. Das Metall stammte wahrscheinlich aus Steuereinnahmen in Indien, damals britische Kolonie, und sollte dem vom Zweiten Weltkrieg gebeutelten Königreich helfen. Auf dem Weg in Richtung London hatte sich die „Gairsoppa“ einem Handelskonvoi angeschlossen. Schwieriges Wetter zwang die Crew aber, langsamer als vorgesehen zu fahren. Die für die Dampfmaschinen benötigte Kohle ging deshalb schneller zur Neige als geplant. Man entschloss sich, den Konvoi zu verlassen und einen irischen Hafen anzusteuern. Dabei geriet das Schiff ins Visier des deutschen U-Bootes U-101. Innerhalb einer Stunde nach dem Beschuss sank das Handelsschiff.

An Bord waren 85 Menschen. Einige konnten sich mit Booten retten, allerdings überlebte nur der zweite Offizier. Die Experten von Odyssey gehen nicht davon aus, Leichen der Seeleute zu finden. „Sollten wir auf menschliche Überreste treffen, werden wir diese aber mit höchstem Respekt behandeln“, heißt es bei der Forschungsfirma.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false