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Panorama: Der Tycoon, der von ganz unten kam

Wie Donald Trump sich mit einer Reality-Show saniert – und was Reiner Calmund von ihm lernen kann

Er hat einen unmöglichen Haarschnitt, einen protzigen Geschmack und gerade wieder eine Pleite durchlitten. Doch was für die meisten ein Grund wäre, sich dezent aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen, ist für Donald Trump das Rezept zum Erfolg. Die New Yorker kannten den Immobilienhai bis zum vergangenen Jahr vornehmlich aus den Klatschspalten der hiesigen Boulevard-Blätter. Seine Fehden in den 80er-Jahren mit dem damaligen Bürgermeister Ed Koch sind legendär und seine beiden Multi-Millionen-Dollar-Scheidungen brauchen den Vergleich mit den typischen Hollywood-Rosenkriegen nicht zu scheuen. Das alles jedoch ist „sooo eighties“, wie der New Yorker sagt.

Im vergangenen Sommer dann erfand sich Donald Trump kurzerhand neu – als Fernsehstar. Und mittlerweile kennt ihn das ganze Land als schillernden Chef einer Reality-TV-Serie, die so erfolgreich ist, dass jetzt sogar die zweite Staffel der Serie anläuft.

Wieder werden 18 Kandidaten, zunächst in Männer und Frauen aufgeteilt, um einen Job in Trumps Firmenimperium kämpfen. Der letzte Gewinner von „The Apprentice“ – was soviel heißt wie „Der Lehrling“ – ein ehemaliger Zigarren-Verkäufer, leitet heute wie versprochen eine Immobilienfirma in Chicago. Er bekommt 250 000 Dollar Einstiegsgehalt. Doch auch, wer es nicht bis zum Finale schafft und im pompösen Konferenzraum-Imitat die berühmten Worte „You’re fired“ hören muss, darf damit rechnen, seinen Fernsehruhm lukrativ vermarkten zu können.

Nun wird auch das erfolgreiche Format weltweit vermarktet, in Deutschland sicherte sich der Sender RTL die Rechte – hier wird der frühere Fußballmanager Reiner Calmund die Reality-Show moderieren, die „Big Boss“ heißen wird. Eine Rolle, die Camund wie auf den Leib gechneidert sein könnte. Der Chef der Selbstvermarkter jedoch ist und bleibt Trump selbst. Schon während der ersten Staffel ließ er keine Minute aus, um für seine eigenen Produkte zu werben. Da sollten die Kandidaten Golfkurse, Casinos und Hotels managen – alles Besitztümer von Donald Trump. Auf den „You’re fired“-Spruch, der Trump angeblich spontan bei den Dreharbeiten zur ersten Folge einfiel, meldete er Patent an. Es gibt das Buch, das Spiel und die Kleidungskollektion zum Film. Kürzlich ließ sich der Tycoon zudem die Namensrechte für „Trump University“ sichern, das wäre dann die Schule zum Film. Unmöglich? Nicht in der Welt des Donald Trump.

Begonnen hat alles mit einer kleinen Baufirma in Brooklyn, geführt von Trumps Vater. Dort lernte der kleine Donald das Einmaleins des Immobiliengeschäfts. Seine Ausbildung an einer Business School in Pennsylvania schadete ihm sicherlich nicht, am meisten jedoch hat ihm sein proletenhafter Charme genutzt, gepaart mit einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung und atemraubendem Willen zum Risiko. Als der Immobilienmarkt in New York Anfang der 90er Jahre in die Knie ging, wäre Trump fast mit untergegangen. Es gab einen Zeitpunkt, da hätten seine persönlichen Schulden die 900 Millionen-Dollar-Grenze überschritten, sagt er.

Das ist aber wahrscheinlich übertrieben, glaubt „Newsweek“, weil man von allem, was Trump sage, wenigstens 20 Prozent abziehen müsse. Aber hoch waren die Schulden trotzdem. Mittlerweile, so sagt er, erstrecke sich sein Privatvermögen jedoch wieder auf fünf Milliarden Dollar. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ zieht davon vorsorglich 50 Prozent ab, aber auch dann bleibt noch eine hübsche Stange Geld übrig. „The Apprentice“ macht ihn jedenfalls nicht gerade ärmer, zumal er in der Show nicht nur auftritt, sondern sie auch mitproduziert. 20 Millionen Menschen sahen sie im Durchschnitt jede Woche, damit war sie die meist gesehene aktuelle Serie des amerikanischen Fernsehens in der Altersgruppe zwischen 18 und 49 Jahren.

Es gibt wenig Anlass zu der Vermutung, dass die zweite Staffel in den USA schlechter ankommt. Sie hält an den bewährten Rezepten fest, nur sind die Aufgaben, die die Bewerber lösen müssen, „noch schwieriger, noch riskanter, noch origineller“, heißt es. Mehr als 200 000 Kandidaten drängelten sich um die Plätze, von Gymnasiasten ohne weiterführende Ausbildung bis zu gestandenen Havard-Absolventen. Auch die jüngsten Nachrichten vom Zusammenbruch des Trump’schen Casino-Imperiums schreckten die Bewerber nicht ab. Wegen übergroßer Konkurrenz und schlechtem Management häuften seine Casinos im vergangenen Jahr alleine 17 Milliarden Dollar Schulden an. Weil Trump das benötigte frische Geld nicht aufbringen kann, muss er auf die Hälfte seiner Anteile verzichten und muss wahrscheinlich Insolvenz anmelden. Vielleicht sollte Donald Trump einmal bei sich selbst nachschlagen: 1996 veröffentlichte er den Ratgeber „The Art of the Comeback“.

Und Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht auch aus der jünsten Krise Kapital zu schlagen verstünde. In einem neuen TV-Werbespot für ein bekanntes Kreditkartenunternehmen steigt er in einen Müllcontainer, um das verlorene Plastikgeld zu suchen. Als er es findet und dem Conatainer total verdreckt entsteigt, schlendern zwei junge Frauen vorbei. Sagt die eine zu ihrer Freundin: „Und ich dachte, es geht ihm gut!“

Mathias B. Krause[New York]

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