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Der kleine Eisbär Lars erblickte in der Geschichte "Lars wohin fährst Du?" das Licht der weißen Welt.

© NordSüd Verlag AG

Ein kleiner Eisbär machte ihn groß: Der Zeichner Hans de Beer wird 65

1987 betritt Lars die Bühne tierischer Erzählungen. Sein Erfinder hat am 12. Februar Geburtstag – und weiß noch nicht, ob es weitere Bücher geben wird.

Amsterdam, Anfang der 1980er Jahre: Hans de Beer studiert, spürt, Geschichte ist nicht sein Fach, sattelt um. Er meldet sich an der Rietveld Art Academy an. Nach fünf Jahren legt er seine Diplomarbeit vor, das Thema: Zeichnungen für Kinder mit einem Eisbären als Hauptfigur.

Mit vorsichtiger Hoffnung bezüglich seines tierischen Protagonisten reist er im Jahr1986 zur Kinderbuchmesse ins norditalienische Bologna. Er hat Glück. Denn er gerät an Brigitte Sidjanski, Lektorin des von ihr gemeinsam mit ihrem Ehemann Dimitri gegründeten NordSüd Verlages in Zürich. Idee und Umsetzung der Geschichten mit dem kleinen Eisbären gefallen ihr. Die Bilder sind originell, handwerklich sauber.

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Sie ist überzeugt: Dieser junge Niederländer hat Potential. Spontan entscheidet sie und sichert die Rechte an dem possierlichen Tier aus dem Eis für den NordSüd Verlag. Aus heutigem Blickwinkel und nach millionenfacher Auflage der Eisbär-Geschichte kann man durchaus sagen, dass Brigitte Sidjanskidamals eine weise und vorausschauende Entscheidung für ihren Verlag getroffen hat. Tier-Geschichten bietet die Kinderliteratur reichlich. Mit Hunden, Katzen, Hasen, Hühnern, Meerschweinchen, Mäusen, Affen, Löwen oder Elefanten...

Pu der Bär gibt es fast hundert Jahre

Auch bärige Protagonisten kennt die Welt bereits: Pu der Bär, von Autor Alan Alexander Milne in den zwanziger Jahren des vergangen Jahrhunderts entwickelt oder die vor allem in Großbritannien bekannte Kinderbuchfigur Paddington von Michael Bond im Jahr 1958 auf die Welt gebracht. Einen Eisbären als Hauptdarsteller gab es allerdings noch nicht. Dieser betrat erst 1987 mit dem Namen „Lars“ die literarische Bühne.

„Kleiner Eisbär, wohin fährst du?“ ist der Titel des ersten Buches von Hans de Beer. Er komme aus einer Gegend, in der „einfach alles weiß“ ist, erklärt Lars bei seinem ersten Auftritt dem Flusspferd Hippo. Lars ist genauso weiß wie die Welt, in der er lebt.

Inmitten von Eis und Schnee, so die Erzählung von Hans de Beer, wohnt er mit seinen Eltern am Nordpolarmeer. Seine besten Freunde sind Robby, die Robbe, die Schneegans Pipes, Lena Schneehase und das Eisbärenmädchen Greta. Gemeinsam entdecken sie die Welt und erleben Abenteuer, die seit Jahrzehnten kleine und große Leser fesseln.

Der Zeichner Hans de Beer.
Der Zeichner Hans de Beer.

© NordSüd Verlag AG

Seither sind elf weitere Bücher über diese Abenteuer und Erlebnisse erschienen. Darüber hinaus gibt es zwei Kinofilme und zahlreiche Hörbücher, die von dem kleinen Eisbären erzählen.

Die Geschichten wurden in 35 Sprachen übersetzt und haben sich millionenfach verkauft. Dadurch wurde nicht nur Lars, sondern auch seinen Schöpfer weltberühmt gemacht. Kinder in aller Welt, ebenso jung gebliebene Eltern und Großeltern, erfreuen sich beim Vorlesen an den gezeichneten Abenteuern des kleinen Eisbären.

Er kennt Fernweh und Heimweh

Nach dem Nilpferd Hippo lernt Lars im Laufe seines Lebens und bei weiteren Erkundungen unter anderem Schlittenhund Nanuk, Rentier Oliver, Tiger Theo und (Angst-)Hase Hugo kennen. Er hat viele Freunde, die ihm immer helfen, wenn ihn seine Abenteuer – was ziemlich oft vorkommt – zu weit von seinem Zuhause am Nordpol wegführen und er in Situationen kommt, in denen er alleine nicht weiterweiß.

Der kleine Eisbär sei ein typischer Reisender, sagt Hans de Beer über seinen flauschigen Schützling: „Zu Hause sehnt er sich nach der Ferne, in der Ferne hat er Heimweh. Unterwegs sammelt er Erfahrungen und Freundschaften. Er ist aufgeschlossen, neugierig, mutig, hilfsbereit.“

Klimaschutz kindgerecht vermittelt

Im Gegensatz zu Lars hat sich in den vergangenen Jahrzehnten seine Umgebung drastisch verändert. Der Lebensraum der Eisbären wird kleiner. Eis schmilzt. Hans de Beer will Probleme wie Klimaschutz und Umweltverschmutzung kindgerecht vermitteln und dabei ohne erhobenen Zeigefinger auskommen. In seinem elften und bislang vorletzten Buch begegnet Lars Robben und Möwen, die kein Futter mehr finden. Fische sind verschwunden. Erst beschuldigen die Tiere einander, doch dann finden sie heraus, wer die wahren Übeltäter sind: die Menschen.

Zur Zeit gibt es andere Projekte

Am heutigen Sonnabend, dem 12. Februar 2022, feiert Hans de Beer seinen 65. Geburtstag. Ob es weitere Lars-Abenteuer aus seiner Feder geben wird? Die Antwort lässt er offen. Zurzeit verfolge er andere Projekte. Zum Teil in Gemeinschaftsarbeit mit seiner Frau, Serena Romanelli, die ebenfalls Bücher für Kinder schreibt. Bei Signierstunden treffe er manchmal Mütter, die schon mit dem kleinen Lars groß geworden sind und diese Geschichten jetzt ihren Kindern vorlesen. Der kleine Eisbär ist offensichtlich generationsübergreifend.

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