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In diesem Gebäude lebte H. gemeinsam mit B. in Rio de Janeiro.

© AFP/Andre Borges

Offenbar Verletzungen am ganzen Körper: Deutscher Diplomat in Brasilien wegen Mordverdachts festgenommen

Der 60-jährige Vize-Konsul soll in Rio seinen Ehemann getötet haben. Trotz diplomatischer Immunität wird er festgenommen – und macht widersprüchliche Aussagen.

Ein deutscher Diplomat soll in Rio de Janeiro seinen belgischen Ehemann ermordet haben. Die brasilianische Polizei nahm am Sonntag den 60-jährigen Uwe Herbert H. unter dringendem Mordverdacht fest. H. ist der Kanzler des Konsulats der Bundesrepublik in Rio, also der Verwaltungschef und damit auch einer der Vize-Konsuln.

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H. hatte am vergangenen Freitagabend den Notarzt alarmiert, weil sein Ehemann, Walter Henri Maximillen B. im Apartment der beiden im Stadtteil Ipanema ausgerastet und auf der Terrasse schwer gestürzt sei. Der 52-Jährige soll sich zuvor schlecht gefühlt haben, außerdem Tabletten und viel Alkohol zu sich genommen haben.

Die beiden seien seit 23 Jahren ein Paar und verheiratet gewesen, sagte H.. Sie hätten zuletzt Auseinandersetzungen gehabt, weil H. nach vier Jahren am Konsulat in Rio auf einen Posten in Haiti versetzt werden sollte.

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Der Notarzt stellte den Tod des Belgiers fest, wollte sich aber nicht auf einen Sturz als Todesursache festlegen und überwies die Leiche an die Rechtsmedizin. Dort stellte der zuständige Mediziner mehr als 30 Verletzungen am Körper von B. fest, die nicht mit der Version übereinstimmten, die der deutsche Diplomat präsentiert hatte.

Als Todesursache gab er eine Blutung zwischen Gehirn und Gewebe im Nackenbereich an, die von einer Schädelprellung und einem Schädeltrauma stammten. Sie seien durch stumpfe Gewalteinwirkung ausgelöst worden.

H. soll sich in Widersprüche verwickelt haben

Die Zeitung „O Globo“ zitierte den Professor für Gerichtsmedizin, Nelson Massini, der die Autopsie analysierte. Er sagte, dass die Leiche von B. Verletzungen und Hämatome an Körperteilen vom Gesicht bis zu den Füßen aufwies, darunter auch an den sogenannten Verteidigungs- und Angriffsbereichen wie Unterarme, Hände und Beine. Einige Verletzungen stammten möglicherweise von einem Gegenstand.

Massini wies auch darauf hin, dass die Art, Form und Verteilung einiger Hämatome auf sadomasochistische Praktiken hindeutete und dass sie älteren Ursprungs seien. B. hatte auch Verletzungen am Anus.

Als der deutsche Diplomat am Samstagabend die Leiche seines Ehemanns abholen wollte, wurde er festgenommen. Beim Verhör verwickelte er sich in Widersprüche und bei einer Durchsuchung der Wohnung der Männer stellte die Polizei Blutspuren auf dem Boden und auf einem Sofamöbel fest, die offenbar von einer Sekretärin weggewaschen worden waren.

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Die in dem Fall ermittelnde Kommissarin Camila Lourenço sagte, dass die Leiche von B. quasi die Umstände seines Todes „herausschrie“. Sie wies auf Verletzungen im Brustbereich hin, die von Tritten stammen dürften. Die brasilianische Justiz verneinte bereits einen Antrag von B.s Verteidigung auf habeas corpus. Die Verteidiger hatten mit der diplomatischen Immunität von H. argumentiert.

Gegenüber der Nachrichtenagentur „Agência Brasil“ ließ der Generalkonsul der Bundesrepublik in Rio de Janeiro, Dirk Augustin, mitteilen, dass man „in diesem Fall in engem Kontakt mit den brasilianischen Behörden stehen“. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes sei es derzeit nicht möglich, weitere Informationen über H. oder Einzelheiten des Falles zu geben.

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