Panorama: Die Deutschen wollen zum Mond
Wissenschaftler machen sich für eine unbemannte Mission stark – die Regierung reagiert wohlwollend
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Die Bundesregierung steht dem Plan, im Jahre 2013 auf den Mond zu fliegen, wohlwollend gegenüber. Das erklärte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Montag in Berlin. Wie berichtet, plant das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein solches Projekt.
„Wenn man die Entstehung der Erde begreifen will, muss man den Mond betrachten", sagt Gehard Neukum. Der 63-jährige Professor für Planetologie an der FU Berlin hält sich gerade in Webster im texanischen Houston auf.
Er nimmt an der mit mehr als 5000 Teilnehmern weltweit größten Konferenz für Planetologie, der „Lunar and Planetary Science-Conference“, teil, die am gestrigen Montag begonnen hat.
Der Mond ist quasi eine Schablone der Erde. Schließlich waren die beiden vereinigt, bevor sie vor mehr als vier Milliarden Jahren auseinander kamen. Durch den Einschlag eines Meteoriten oder durch zu starke Rotation der Erde, so dass sich ein Teil ablöste und den Mond bildete.
Die gemeinsame Herkunft zeigt sich Neukum zufolge in ähnlicher Zusammensetzung von Erdmantel und Mondgestein. Nachdem den Ende der Apolloflüge in den 1970er Jahren beendet waren, hätte man sich mehr für fernere Planeten interessiert. So kamen Venus, Mars oder Jupiter ins Visier.
Neukum hat mit seinem Team die „HRSC-Kamera“ entwickelt, die hochauflösende Stereobilder anfertigen kann. Sie fliegt auf der Sonde „Mars Express“ der europäischen Raumfahrtagentur Esa mit und liefert Bilder mit einer Auflösung von zehn Metern.
„Die Auflösung ist jetzt auf einen Meter verbessert", sagt Professor Ralf Jaumann, DLR-Experte in Adlershof, der an dem Projekt mitarbeitet. So lässt sich die Mondoberfläche aufs Genaueste kartieren. Auch das Magnet- und Schwerefeld des Mondes soll erforscht werden. Hier sind deutsche Sensoren derzeit die feinsten verfügbaren Spürnasen. Als große Herausforderung bezeichnet es Jaumann, die riesigen Datenmengen vom Weltraum sicher auf die Erde zu bringen.
Für das Vorhaben, den Mond komplett zu kartieren, sei ein bemannter Flug nicht nötig, sagt Döllinger. Eine mit Präzisionsinstrumenten gespickte Sonde reiche vollkommen aus.
Zumal eine bemannte Mission viele Milliarden Euro kosten würde - viel zu viel für das deutsche Raumfahrtbudget, das Döllinger auf 700 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Um das Projekt mit dem Arbeitstitel "Leo" (Lunar Exploration Orbiter) realisieren zu können, sei eine Aufstockung von 300 Millionen Euro, verteilt auf fünf Jahre, notwendig. Die muss das Wirtschaftsministerium bewilligen - und das zeigt sich aufgeschlossen.
Paul Janositz
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