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Ein Löschhubschrauber bekämpft einen Großbrand auf der Kanareninsel Teneriffa.

© Europa Press/dpa

Die meisten Feuer von Menschen verursacht: 2022 ist für Spanien bereits jetzt das verheerendste Waldbrand-Jahr

Südeuropa kämpft immer wieder mit schweren Feuern. Oft ist es Brandstiftung. Portugal hat nun dutzende mutmaßliche Pyromane festgesetzt.

Es waren Küchenfeuerzeuge, die den Mann überführten. Ermittler fanden sie offenbar in dem Auto des 55-jährigen Deutschen. Ein Förster hatte ihn im Westen Mallorcas in der Region Calvià im Wald beobachtet und Verdacht geschöpft. Wie Mallorcas Polizei mitteilte, habe nur durch das rasche Eintreffen der Feuerwehr Schlimmeres verhindert werden können. Dem Mann wird nun vorgeworfen, sieben Waldbrände in der Region verursacht zu haben. Bei der Vernehmung vor dem Haftrichter bestritt der Deutsche die Brandstiftungen und wurde unter Auflagen zunächst freigelassen.

Auf Mallorca wie in ganz Spanien ist die Landschaft nach lang anhaltendem Regenmangel und einer schon mehr als zweiwöchigen Hitzewelle völlig ausgetrocknet. Schon der kleinste Funke reicht, um verheerende Brände auszulösen. Die Bevölkerung wie die Touristen auf der Insel wurden aufgerufen, höchste Vorsicht walten zu lassen.

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Mallorca blieb bisher von größeren Bränden verschont. Doch auf dem Festland sowie auf der Ferieninsel Teneriffa tobten in den vergangenen Tagen heftige Feuer die aber inzwischen überwiegend unter Kontrolle gebracht werden konnten. In keinem anderen europäischen Land wurde in diesem Jahr so viel Natur durch Flammen vernichtet.

In Spanien verbrannten 2022 bereits 200.000 Hektar Wald

2022 ist für Spanien bereits das verheerendste Waldbrand-Jahr seit Beginn der Erfassungen. In den ersten knapp sieben Monaten des laufenden Jahres hätten die Flammen mehr als 197.000 Hektar Wald zerstört, berichtete der staatliche TV-Sender RTVE unter Berufung auf das europäische Erdbeobachtungssystem Copernicus. Das sei bereits mehr als im bisherigen Rekordjahr 2012, als die Waldbrände in Spanien 189376 Hektar vernichteten. Zum Vergleich: Die knapp 200.000 Hektar (2000 Quadratkilometer), die bislang 2022 vernichtet wurden, entsprechen 80 Prozent der Fläche des Saarlandes.

Auch in Portugal gibt es immer wieder große Feuer.
Auch in Portugal gibt es immer wieder große Feuer.

© Armando Franca/AP/dpa

Auch der Großbrand im Norden der Kanareninsel Teneriffa, der inzwischen eingegrenzt werden konnte, soll durch einen Brandstifter ausgelöst worden sein. Das Feuer vernichtete bisher rund 28 Quadratkilometer an Naturfläche. Größere Schäden im berühmten Teide-Naturpark konnten zunächst verhindert werden. Vor allem dank einer Flotte von Löschflugzeugen und Hubschraubern, die Millionen Liter von Wasser auf das Flammenmeer schütteten. Rund 600 Menschen, die am Wochenende evakuiert worden waren, konnten in ihre Häuser zurückkehren.

Nur ein kleiner Teil der Feuer entsteht durch Blitze

Doch die Gefahr auf der Vulkaninsel ist noch nicht gebannt. Denn möglicherweise brennt es bald an einer anderen Stelle. „Wir haben den Verdacht, dass im Brandgebiet ein Pyromane am Werk ist“, sagte Teneriffas Umweltministerin Isabel García.

Nach Erkenntnissen der Behörden sind in den vergangenen Jahren 78 Prozent aller Waldbrände auf den Kanaren von Menschen verursacht worden. Entweder durch Brandstiftung oder durch Fahrlässigkeit etwa bei landwirtschaftlichen Arbeiten mit Maschinen, die Funken verursachen.

Auch unvorsichtiger Umgang mit offenem Feuer und mit Zigarettenkippen spielt immer wieder eine Rolle. Nur ein kleiner Teil der Brände werde durch Blitze oder Hochspannungsleitungen provoziert, heißt es.

In Portugal richten Brandstifter ebenfalls schwere Schäden in den Wäldern an. In den vergangenen Wochen sind mehr als 50 Personen unter dem Verdacht festgenommen worden, Waldbrände verursacht zu haben. Zudem wurden mehrere polizeibekannte Pyromanen, die als potenzielle Wiederholungstäter angesehen werden, angesichts der extremen Waldbrandgefahr im Land unter Hausarrest gestellt.

Wie groß die Gefahr durch die Pyromanen ist, die immer wieder Feuer legen, zeigt das Beispiel eines portugiesischen Ingenieurs, der in der Region Castelo Branco mindestens 16 große Waldbrände verursacht haben soll. Die von ihm verursachten Feuer zerstörten von 2017 bis 2021 rund 650 Quadratkilometer Landschaft. Der Mann benutzte für sein teuflisches Feuerwerk kleine Sprengsätze, die mit Zeitzündern ausgerüstet waren. Nun steht er vor Gericht und muss mit einer langen Haftstrafe rechnen. (mit dpa)

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