Panorama: Ein kleiner Schritt für den Mondfahrer Aldrin
Und ein großer für den Stamm der Hualapai-Indianer. Das Bauwerk wird mehrmals feierlich eröffnet
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Am 20. Juli 1969 war Edwin „Buzz“ Aldrin einer der beiden ersten Menschen, die den Mond betraten. Heute, am 20. März 2007, setzt er seinen Fuß auf den „Skywalk“ am Grand Canyon. Ein kleiner Schritt für ihn, ein großer für den Stamm der Hualapai-Indianer mit seinen 2300 Angehörigen.
Mehr als vier Millionen Menschen besuchen jährlich den Grand Canyon, die Hualapai bekommen nur einen kleinen Teil des Geldsegens. Ihr Reservat liegt rund 400 Kilometer westlich des Haupteingangs zu diesem Naturwunder.
Der „Skywalk“, eine hufeisenförmige gläserne Plattform, die 23 Meter in die Schlucht hineinragt, soll die Illusion vermitteln, über dem Abgrund zu schweben. 1200 Meter tiefer gurgelt der Colorado River. Der 77-jährige Aldrin betritt den „Skywalk“ heute vom einen Ende, vom anderen kommen Hualapai-Häuptling Charlie Vaughn und Astronautenkollege John Herrington.
Bei Licht besehen reduzieren sich die Superlative. Auf dem Mond war Aldrin der Zweite, nach Apollo-11Kommandant Neil Armstrong. Den „Skywalk“ haben Unzählige vor ihm betreten, nicht nur die Bauarbeiter. Dies ist die mindestens dritte Eröffnungszeremonie. Anfang März hatte Emmett Bender, der spirituelle Anführer der Hualapai, die Konstruktion gesegnet. Am Montag folgte eine weitere indianische Einweihungszeremonie. Fürs Publikum öffnet die Attraktion am 28. März, natürlich mit einer weiteren Feier. Wer Touristenströme umlenken will, muss die Werbetrommel rühren. „Die meisten Menschen wissen nicht mal, dass es das Hualapai-Reservat gibt und wie eindrucksvoll die Landschaft hier ist“, sagt Allison Raskansky, Marketing-Direktorin für den Westteil des Grand Canyon.
Der „Skywalk“ ist umstritten, aus religiösen Gründen und wegen Umweltbedenken. „Dies war heiliger Boden für unsere Vorfahren“, monieren Stammesangehörige wie Leatrice Walema. Ihr Bruder Casey, ein Silberschmuckverkäufer, befürwortet das Projekt.
Indianer Robert Bravo hat jetzt einen Job als Betriebsmanager: „Das bringt Essen auf unsere Teller.“ Die Umweltschützer fürchten, starke Touristenströme würden die Erosion am Canyonrand beschleunigen.
Auf dem „Skywalk“ können sich maximal 120 Menschen aufhalten. Er soll zwar von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang öffnen. Doch die Lage abseits der großen Verbindungsstraßen begrenzt den Zustrom auf wenige Stunden am Tag. Von Las Vegas brauchen Busse vier Stunden zum „Skywalk“, der Haupteingang des Grand Canyon liegt vom Spielerparadies aus doppelt so weit.
Bisher besuchten 250 000 Menschen pro Jahr das Hualapai-Reservat, ein Großteil im Rahmen von Hubschrauberausflügen oder Rundflug-Arrangements mit Kleinflugzeugen. Der Anteil der Individualreisenden lag unter zehn Prozent. Für die Zukunft hoffen die Hualapai auf 600 000 Gäste jährlich.
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