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Panorama: Ein Leben in Stunden

In Sachsen-Anhalt wurden zwei Babyleichen gefunden – sie starben kurze Zeit nach der Geburt

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Sandersdorf - Entsetzen und Unverständnis herrschen nach dem grausigen Babyleichen-Fund in Sandersdorf in Sachsen-Anhalt. „Es gibt doch Krankenhäuser und Babyklappen“, sagt die Mutter des Chefs des Gasthauses „Zur Förstergrube“. Nur wenige Schritte von dem Lokal entfernt hatten zwei ortsansässige Frauen bei ihrem Sonntagsspaziergang am Ufer eines beliebten Badesees einen blauen Plastiksack entdeckt. Zunächst hätten sie ihn liegen lassen, berichten Einwohner am Tag danach. Auf ihrem Rückweg seien sie erneut daran vorbeigekommen. Sie öffneten ihn. Ein totes Baby mit Nabelschnur kam zum Vorschein, die Frauen riefen die Polizei.

Innerhalb von wenigen Tagen sind in Sachsen-Anhalt insgesamt zwei tote Babys entdeckt worden. Wie sich bei der Obduktion der Leichen herausstellte, hatten beide Kinder nach der Geburt gelebt, teilten die Staatsanwaltschaften Magdeburg und Dessau am Montag mit. Die Todesursachen waren noch unklar. Im Fall eines toten Jungen aus Hötensleben im Westen des Bundeslandes ist die Mutter bekannt. Von der Mutter des an dem Badesee in Sandersdorf entdeckten toten Mädchens fehlte dagegen jede Spur. Gegen die unbekannte Frau wird wegen Verdachts auf ein Tötungsdelikt ermittelt.

Am Montag erinnern an dem idyllischen See, auf dem die Enten gemütlich ihre Runden ziehen, nur noch zwei rot- weiße Absperrbänder der Polizei an den Fund. Ganz in der Nähe spielen die Jungen und Mädchen der Kindertagesstätte in der Frühlingssonne. Eine entsetzte junge Mutter berichtet aufgebracht, dass sie gerade mit einer der Frauen gesprochen hat, die das tote Baby gefunden haben.

In dem Ort bei Bitterfeld hat der schreckliche Fund längst die Runde gemacht. „Man hört so viel aus den Nachrichten, aber wenn es dann direkt vor der eigenen Tür passiert, ist man erschüttert“, sagt Heiko Vockrodt, der Betreiber des Lokals „Zur Förstergrube“.

Bei der Suche nach der Mutter des Babys heißt es für die Beamten am Ort nun „Klinkenputzen“. Zudem hoffen die Ermittler, über die Medien Hinweise zu bekommen. „Nun ist kriminalistische Kleinarbeit angesagt, von Tür zu Tür gehen und fragen, ob jemand etwas gesehen oder gehört hat“, sagt der Dessauer Staatsanwalt Frank Pieper.

Ebenfalls in der vergangenen Woche wurde im Westen Sachsen-Anhalts in einer Wohnung die Leiche eines neugeborenen Jungen gefunden. Seine 23 Jahre alte Mutter hatte sich in der Uni-Frauenklinik in Magdeburg einer Operation unterzogen, wobei festgestellt wurde, dass die Frau vor wenigen Tagen ein Kind zur Welt gebracht hatte.

Die Frau sagte, sie habe Ende Februar ein Kind geboren, das – im Widerspruch zum Obduktionsergebnis – aber schon tot gewesen sei. Die 23-Jährige liegt nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Krankenhaus, ein Ermittlungsverfahren wurde gegen sie nicht eingeleitet. dpa

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