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Panorama: Ein offenbar psychisch Kranker stürmte das Cockpit einer LTU-Maschine

143 Berlinern und Brandenburgern drohte Sturzflug aus 12 000 Metern - Angreifer konnte von der Crew und einigen Fluggästen überwältigt werdenRainer W. During Im Cockpit ringt der Flugkapitän mit einem offenbar geistesgestörten Passagier, der ihn im Würgegriff hält.

143 Berlinern und Brandenburgern drohte Sturzflug aus 12 000 Metern - Angreifer konnte von der Crew und einigen Fluggästen überwältigt werdenRainer W. During

Im Cockpit ringt der Flugkapitän mit einem offenbar geistesgestörten Passagier, der ihn im Würgegriff hält. Der Co-Pilot versucht, einen drohenden Sturzflug zu verhindern und ruft gleichzeitig über den Bordlautsprecher um Hilfe. Während eine ihrer Kolleginnen vorne versucht, dem Captain zu helfen, laufen die beiden anderen Stewardessen aufgeregt durch die Kabine und suchen kräftige Männer zur Verstärkung. Dramatische Szenen spielten sich in der Nacht zum Dienstag an Bord einer Boeing knapp 12 000 Meter über dem spanischen Festland ab. An Bord 143 Berliner und Brandenburger auf der Heimkehr vom Teneriffa-Urlaub.

Die Boeing 737-700 der Berliner Germania war als Flug LT 1407 im Auftrag der LTU auf dem Rückweg nach Schönefeld. Unter den Passagieren an Bord des Jets befanden sich zahlreiche Frauen und Kinder. Gegen 21.40 Uhr erhob sich der 38-jährige Oliver W. aus Berlin von seinem Fensterplatz und ging in Richtung vordere Bordtoilette. Plötzlich riss der als "bieder, schlank und sportlich" beschriebene Mann die unverschlossene Cockpittür auf und behauptete, er sei Agent des Bundesnachrichtendienstes, und es seien Angehörige der Mafia an Bord. W. stürzte sich dann auf den 59-jährigen Flugkapitän Dieter K., würgte den Piloten und betätigte im Gerangel verschiedene Schalthebel. Dabei wurde auch die automatische Steuerung abgestellt. Der Täter trat dem Captain wiederholt gegen den Kopf.

Da der Kapitän bei dem Gerangel gegen die Steuersäule gerückt wurde, ging der Jet in einen Sinkflug über. Dem 48jährigen Co-Piloten Jürgen M. gelang es, die Maschine nach rund 300 Metern abzufangen, so Flugbetriebsleiter Thomas Scheel. Eine Stewardess versuchte verzweifelt, die im Cockpit befindliche Notaxt aus der Halterung zu reißen, um sie als Waffe gegen den Täter zu benutzen, unter dessen Tritten Dieter K. immer wieder gegen eine Fensterscheibe geschleudert wurde. Aus der Kabine eilten inzwischen mehrere Fluggäste zu Hilfe. Dem erfahrenen Flugkapitän gelang er schließlich, den Angreifer durch einen Schlag in den Unterleib vorübergehend abzuwehren. Vier aus Deutschland, Russland und Schweden stammende Passagiere konnten den Täter dann endgültig überwältigen und mit Unterstützung einer ebenfalls an Bord befindlichen Ärztin unter Kontrolle halten.

Daraufhin entschloss sich die Besatzung zum gut zweistündigen Weiterflug nach Berlin. Zwischenzeitlich hatte die Crew einer anderen LTU-Maschine die Notsignale des Jets aufgefangen und die Zentrale verständigt. Als die Boeing kurz nach 23 Uhr in Schönefeld landete, standen Polizei und Bundesgrenzschutz bereit, um den Täter in Empfang zu nehmen. Flugkapitän K., der eine blutende Verletzung am Hals und Prellungen im Gesicht erlitt, kam zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus. Er hatte 1989 eine vierstrahlige Iljuschin in einer spektakulären Aktion auf einer Wiese in Stölln (Brandenburg) gelandet. Die übrigen Passagiere wurden im Flughafengebäude von Notfallseelsorgern betreut.

Zu einem weiteren Zwischenfall kam es, als Oliver W. unter Bewachung mit einem Krankenwagen in eine Klinik gebracht werden sollte. Der 38-jährige täuschte nach Polizeiangaben einen Schwächeanfall vor und konnte aus dem Fahrzeug flüchten. Er wurde jedoch kurz darauf wieder gestellt. Nach ersten Untersuchungen leidet er unter einer schweren psychiotischen Störung, teilte die Staatsanwaltschaft Potsdam mit. W. wurde am Dienstag auf Gerichtsbeschluss in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.Mehr zu diesem Thema im Internet

Rainer W. During

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