Panorama: Erleichtert zu Hause
Müde ist er. Und dünn. Älter sieht er aus: Donald Klein kehrt nach der Freilassung aus dem Iran in seine pfälzische Heimat zurück
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Abgemagert, mit eingefallenen Wangen – aber wieder frei und glücklich. So zeigte sich Donald Klein am Mittwochnachmittag am Fenster seines Hauses im pfälzischen Lambsheim der Öffentlichkeit. Strahlend rief er: „Mir geht es gut. Alles in Ordnung.“ Nach seiner Freilassung am Montagabend im Iran war der 53-jährige passionierte Angler gestern nach 16-monatiger Gefangenschaft um 5 Uhr 57 mit einer Maschine der Lufthansa aus Teheran am Flughafen in Frankfurt am Main gelandet. Seine Frau, seine beiden Kinder, die Schwester und ein Schwager nahmen ihn in Empfang. „Es war eher eine stille Begrüßung. Donald sieht schlecht aus, müde und alt“, berichtet Lilo Beringer, die Schwester. Er habe aber einen gefassten Eindruck gemacht. Die Familie kehrte dann sofort nach Lambsheim, den Heimatort, zurück, wo Klein als Erstes das Grab seiner kürzlich verstorbenen Mutter besuchte. „Das Verhältnis zur Mutter war ja sehr innig“, erzählt Gertrud Christmann, eine gute Bekannte und Kassiererin des Sportanglervereins Lambsheim, dessen Ehrenmitglied Klein ist. Umso schlimmer muss es für Klein gewesen sein, als seine Mutter im vergangenen Sommer starb und er, tausende Kilometer entfernt, in dem berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis einsaß. Die Mutter wusste bis zuletzt nichts von dem Schicksal ihres Sohnes, da die Familie ihr die Festnahme ihre Sohnes verschwiegen hatte, um sie nicht unnötig aufzuregen.
„Wir haben ihr erzählt, dass das Wetter in Dubai so schön sei, so dass er seinen Urlaub verlängert habe“, sagt Lilo Beringer. Sie sieht ihrem Bruder ähnlich: schmal mit kurzen Haaren und müden Augen. Die 49-Jährige lächelt: „Ja, wir sehen uns ähnlich, seit er so abgemagert ist im Gefängnis. Aber eigentlich sind wir ganz unterschiedlich.“ Ein Abenteurer, der früher bei den Fallschirmjägern war. Ein Überlebenskünstler. So glaubte sie bisher. „Ich dachte, er steckt das alles mit links weg. Aber er ist viel weicher, als er sich gibt.“ Bei den Telefonaten aus dem Gefängnis sei er aus Verzweiflung zeitweise so voller Hass gewesen, dass seine Verwandten ihn bremsten – aus Angst, das Telefon könnte abgehört werden.
Am 29. November 2005 war Klein zusammen mit seinem Bekannten Stéphane Lherbier, den er bei einer Angelreise auf Mauritius kennengelernt hatte, auf dessen Boot im persischen Golf zum Hochseeangeln unterwegs gewesen. Der Ankerplatz des Bootes befand sich in Dubai. Doch die beiden gerieten aus bisher ungeklärter Ursache auf iranisches Hoheitsgebiet, wurden verhaftet und wegen illegalen Grenzübertritts im Januar 2006 zu 18 Monaten Haft verurteilt.
Weshalb der Franzose bereits vor zwei Wochen, Klein aber erst jetzt freigelassen wurde, ist nicht klar. Die Haftzeit der beiden Männer wäre regulär Ende Mai zu Ende gegangen. Auch Franz Groß, der Zweite Vorsitzende des Fischereivereins, ist ratlos: „Man versteht so viel nicht.“ Der Franzose habe mit seinem Boot einen so professionellen Eindruck gemacht. „Wie sie dann in iranische Gewässer kommen konnten. Unbegreiflich.“ Der 70-Jährige hätte seinen Angelkameraden Klein fast nach Dubai begleitet. „Dann hätte er wenigstens Gesellschaft in seiner Zelle gehabt“, sagt er nachdenklich.
Kleins Anwalt Klaus Kübler erklärte, dass den Ausschlag für die Freilassung seines Mandanten die Hartnäckigkeit gegeben habe, „mit der sich die Bundesregierung auf allen Ebenen eingesetzt hat“. Auch der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher half bei den Bemühungen um die Freilassung Kleins.
„Die Meldungen über die Freilassung haben eine Welle der Erleichterung in Lambsheim ausgelöst“, erzählt Gertrud Christmann gelöst. Die Nachricht hätte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. „Seitdem ist hier im Ort der Teufel los.“ Und Franz Groß berichtet begeistert: „Wir lassen ihn jetzt erst mal in Ruhe, damit er Zeit hat, wieder zu sich zu kommen nach der langen Zeit im Gefängnis. Aber natürlich planen wir einen großen Empfang. Der Anglerverein, die Gemeinde, sogar die Bäckerei am Ort. Wir alle werden mit ihm die glückliche Rückkehr feiern, sobald er will – und kann.“ Dass Klein als Gründungsmitglied des Anglervereins Lambsheim am Freitag zur Mitgliederversammlung erscheint, glaubt Groß nicht: „Aber schön wäre es, wenn der Donald kommt. Wir vermissen ihn.“
Antje Landmann ist Reporterin der Zeitung „Die Rheinpfalz“.
Antje Landmann[Lambsheim], Sebastien Gierke
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