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Baden-Württemberg, Freiburg: Ein Polizeifahrzeug fährt in der Fußgängerzone vor dem Martinstor. Nach der mutmaßlichen Vergewaltigung einer 18-Jährigen durch mehrere Männer will das baden-württembergische Innenministerium mit der Stadt Freiburg über eine bessere Sicherheitslage reden.

© Patrick Seeger/dpa

Freiburg: Ermittler wehren sich gegen Vorwürfe

Nach der Gruppenvergewaltigung in Freiburg werden die Ermittlungen ausgeweitet. Die Polizei weist Kritik an ihrem Vorgehen zurück.

Der Hauptbeschuldigte im Fall der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung von Freiburg war den Ermittlern seit mehreren Monaten als Intensivtäter bekannt. Der Haftbefehl gegen den heute 22 Jahre alten Syrer war schon ausgestellt, die Verhaftung für Ende Oktober terminiert. Doch bevor die Handschellen klickten, soll der Mann erneut zum Straftäter geworden sein: Er soll Mitte Oktober, genau zehn Tage vor der von der Polizei geplanten Verhaftung, in Freiburg eine 18-Jährige nach einem Discobesuch vergewaltigt und danach andere Männer in der Disco zu Vergewaltigungen animiert haben – auch diese sollen sich an der wehrlosen Frau vergangen haben. Insgesamt acht Männer sitzen in Untersuchungshaft. Zudem sucht die Polizei nach zwei weiteren bislang unbekannten Verdächtigen.

In dem Fall, der überregional Schlagzeilen macht, sind die Ermittler in Erklärungsnot geraten. Eine rasche Verhaftung des Syrers, sagte Kriminaldirektor Bernd Belle am Freitag in Freiburg bei einer Pressekonferenz, hätte die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung verhindert. Doch dass eine solche Tat geschehen könnte, sei nicht abzusehen gewesen.

In den Tagen vor dem Verbrechen sei eine Verhaftung des als Intensivtäter geltenden Mannes nicht möglich gewesen. Er war laut den Ermittlern untergetaucht. Die Polizei habe ihn nicht finden können. Haftbefehl sei am 10. Oktober erlassen worden. Am 23. Oktober, so Belle, wollten die Polizisten erneut anrücken und auch die Wohnung des Mannes durchsuchen. "Dann haben uns die Ereignisse überrollt", sagte der Beamte mit Blick auf die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung, die sich in der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober ereignete – also zehn Tage vor der geplanten Polizeiaktion. Nachdem sich das 18 Jahre alte Opfer am Morgen nach den mutmaßlichen sexuellen Übergriffen bei der Polizei gemeldet habe, sei dann aber alles sehr schnell gegangen. Acht Verdächtige wurden innerhalb von fünf Tagen festgenommen. Sie sitzen in Untersuchungshaft – sieben Syrer im Alter von 19 Jahren bis 29 Jahren und ein 25 Jahre alter Deutscher. Die meisten von ihnen sind laut Oberstaatsanwalt Michael Mächtel vorbestraft. Die Syrer wohnten in Flüchtlingsunterkünften.

Im Fokus steht der mutmaßliche Haupttäter, der vor wenigen Tagen 22 Jahre alt wurde und der als Flüchtling in Freiburg lebte. Er soll der Frau, die er nicht näher kannte, in der Disco etwas ins Getränk gemischt haben. "Sie war ein Zufallsopfer", sagte Chefermittler Belle. Sie sei wehrlos gewesen, auch weil sie zuvor Drogen, vermutlich Ecstasy, konsumiert habe. Sie sei mit dem Mann nach draußen gegangen. Nachdem dieser sich dort nach Mitternacht in einem Gebüsch an der Frau vergangen haben soll, sei er zurück in die Disco gegangen und habe andere Männern dazu animiert, die Frau ebenfalls zu vergewaltigen, so die Polizei.

Spuren am Opfer und dessen Kleidung werden noch untersucht. Zwei der acht Verhafteten seien DNA-Spuren zugeordnet worden, die anderen Verdächtigen seien unter anderem infolge von Zeugenaussagen ermittelt worden. Neben den acht Verhafteten soll es mindestens noch zwei weitere Täter geben. Von ihnen wurden DNA-Spuren gefunden. Die junge Frau, sagte Ermittler Belle, "wirkt für uns stabil". Sie werde von einer Opferschutzorganisation betreut.

Der 22 Jahre alte Syrer, der mutmaßliche Haupttäter, war den Angaben zufolge seit Monaten wegen mehrerer Verbrechen im Visier der Ermittler. Im Sommer 2017 soll er eine Bekannte gemeinsam mit zwei weiteren Männern sexuell missbraucht haben. Zudem habe es mehrere Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen Gewalttaten gegeben, auch habe er in großem Stil mit Drogen gehandelt, deshalb sei er zeitweise observiert worden. dpa

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