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Teile der gesunkenen „Estonia“ werden am 19. November 1994 geborgen.

© AFP/JAAKKO AVIKAINEN

„Estonia“-Untergang: Schweden will weiter nach Ursachen forschen

Auch fast 30 Jahre nach dem Unglück in der Ostsee mit 852 Opfern sind die genauen Umstände noch unklar. Nun soll es weitere Tauchgänge und auch eine Teil-Bergung geben.

Stand:

Schwedens Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin spricht sich für weitere Untersuchungen zur Ursache des Untergangs der 1994 verunglückten Ostsee-Fähre „Estonia“ aus. Sie sollten mehr Informationen über die Katastrophe zutage fördern, sagte er in einem Interview mit der estnischen Tageszeitung „Postimees“ (Freitag).

Das Schicksal des Schiffs betreffe viele Menschen sowohl in Schweden als auch in Estland. „Antworten auf alle Fragen, was in dieser Nacht vor fast 30 Jahren passiert ist, werden nie gefunden werden.

Die schwedische Regierung ist aber der Meinung, dass die Untersuchung durchgeführt werden sollte, wenn sie zusätzliche Informationen liefern kann“, sagte Bohlin. Die Arbeit der estnischen, schwedischen und finnischen Ermittler sei sehr wichtig.

Bugrampe soll geborgen werden

Die Havariekommissionen der drei Länder hatten diese Woche beschlossen, die Bugrampe des Schiffs vom Meeresboden zu bergen und das Autodeck zu filmen. „Die Untersuchung 2021 zeigte, dass die Bugrampe nicht mehr am Rumpf befestigt ist. Wir haben daher entschieden, die Rampe hochzubringen, um sie gründlicher zu untersuchen“, sagte der stellvertretende Generaldirektor der schwedischen Kommission, Jonas Bäckstrand.

Die Bugrampe ist der Zugang für Fahrzeuge zu einem Schiff, die bei der „Estonia“ von einem sich nach oben öffnenden Visier umschlossen war. 

Für die Arbeiten stellt die schwedische Regierung 25 Millionen Kronen (etwa 2,2 Millionen Euro) bereit. Wann das alles genau passiert, soll im Laufe des Frühjahrs bestimmt werden.

Die „Estonia“ sank im September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste. 

© REUTERS/Stringer .

Die „Estonia“ sank im September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste. 852 Menschen starben, 137 überlebten. Es handelte sich um die größte Schiffskatastrophe der europäischen Nachkriegsgeschichte.

Das Wrack und darin verbliebene Leichen wurden – trotz anderslautender Versprechungen der schwedischen Regierung – nie geborgen. Die Fähre wurde stattdessen per Gesetz zur Grabstätte für die verbliebenen Opfer erklärt.

Nach dem offiziellen Untersuchungsbericht von 1997 war das abgerissene Bugvisier der „Estonia“ die Ursache für den Untergang gewesen - daran wurden aber immer wieder Zweifel geäußert. Das Visier war 1994 geborgen worden und befindet sich in Schweden.

2021 wurde von den Behörden eine weitere Untersuchung eingeleitet, nachdem im Herbst 2020 Dokumentarfilmer mit einem Tauchroboter unter anderem Löcher im Schiffsrumpf entdeckt hatten. In einem im Januar vorgestellten Zwischenbericht mit vorläufigen Schlüssen nannten die Ermittler wie 1997 auch diesmal Mängel am Bugvisier als Ursache. (dpa/Tsp)

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