
© Christoph Petersen/dpa
Großeinsatz mit mehr als tausend Einsatzkräften: Festnahmen bei Razzia gegen Terrorismus und Geldwäsche
Elf Personen wurden bei einer Großrazzia gegen Organisierte Kriminalität festgenommen. Unter ihnen befindet sich ein islamitischer Terrorist.
Stand:
Mit einer Großrazzia von mehr als 1400 Beamt:innen ist die Polizei in drei Bundesländern gegen ein international agierendes Netzwerk vorgegangen, das 140 Millionen Euro ins Ausland verschoben haben soll. Die Ermittler stufen das Netzwerk als kriminelle Vereinigung ein und ermitteln gegen 67 Verdächtige. Elf von ihnen wurden am Mittwoch verhaftet. NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) sprach von einem „Paukenschlag“ gegen die Organisierte Kriminalität.
Bei einem der Verhafteten, einem 39-jährigen Syrer, soll es sich um einen Terroristen der islamistischen Al-Nusra-Front handeln. Zwei weitere Verdächtige seien als islamistische Gefährder bekannt, vier als sogenannte „relevante Personen“ des islamistischen Spektrums. Dabei handelt es sich um Personen, die in einer Weise in Verbindung zu einem terroristischen Netzwerk stehen.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Die Kriminellen nutzten Zahlungsbüros in den Niederlanden über welche das Geld in die Türkei und nach Syrien geflossen sei. Die Gruppe soll über das sogenannte Hawala-Banking Geldwäsche betrieben haben. Beim Hawala-Banking können Kunden gegen eine Provision große Summen ins Ausland überweisen. Solche Finanztransfers sind in Deutschland nur mit Zustimmung der Bankenaufsicht erlaubt.
„Ein verdammt dickes Ding.“
Ein Gericht erließ Vermögensarreste in Höhe von 140 Millionen Euro, den Löwenanteil davon gegen die beiden Hauptbeschuldigten. In Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen wurden insgesamt 80 Wohnungen, Büros und Banken durchsucht. Schwerpunkt der Maßnahmen war Nordrhein-Westfalen.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von einem der größten Verfahren seiner bisherigen Amtszeit. Es seien Autos, Geld und Gold im Wert von mehr als drei Millionen Euro sichergestellt worden - und eine Stereoanlage im Wert von 100 000 Euro. Auch ein Steuerberater habe unangemeldeten Besuch bekommen. „Wir haben heute einen extrem ergiebigen Geldhahn abgedreht“, sagte Reul. „Das war ein verdammt dickes Ding.“
Mehr als nur Geldwäsche
Den Beschuldigten werden weitere Taten quer durch das Strafgesetzbuch vorgeworfen, darunter Geiselnahme, Raub, Drogenhandel, gewerbsmäßiger Bandenbetrug und Terrorfinanzierung. Sie sollen mit illegalen Zahlungsdiensten Gelder aus Straftaten gewaschen und für weitere Straftaten bereitgestellt haben. Zudem wird den Beschuldigten Sozialleistungsbetrug, Sozialversicherungsbetrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Bei der Verschleierung dieser Taten hätten sie sich gegenseitig geholfen.
Unter den mehr als 1400 Einsatzkräften waren am Mittwoch auch Spezialeinheiten, Staatsschützer, Finanzermittler und Steuerfahnder. Ausgangspunkt der Ermittlungen war ein fahrerisches Missgeschick im Mai 2020. Ein Auto war von der Fahrbahn der A61 abgekommen. Weil die Insassen sich verdächtig verhielten, wurden die Beamten misstrauisch und entdeckten in einem Turnbeutel 300 000 Euro. Dies habe die Ermittlungen ins Rollen gebracht, bestätigte Justizminister Biesenbach der Deutschen Presse-Agentur. (Tsp, dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: