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Panorama: Flug außer Kontrolle

In Indonesien sterben bei einem Flugzeugbrand 23 Menschen. Die Transportbranche gilt als völlig korrupt

Die Reihe schwerer Transportunglücke in Indonesien reist nicht ab. Erst Ende 2006 und Anfang 2007 waren zwei Fähren gesunken und ein Flugzeug ins Meer gestürzt, insgesamt 550 Menschen sind dabei gestorben. Am Mittwoch nun tötete ein Flugzeugbrand auf der Insel Java 23 Menschen. 117 der 140 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten sich aus der Maschine retten, einige mussten mit schweren Brandwunden in Krankenhäuser. Deutsche waren laut Auswärtigem Amt nicht an Bord.

Die Boeing 737-400 der staatlichen Fluggesellschaft Garuda war in Jogjakarta, rund 400 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Jakarta, nach einem Inlandsflug vor der Landung in Schwierigkeit geraten. Sie schlitterte mit brennenden Reifen und dichten Rauchwolken in der Kabine über die Landebahn hinaus und kam 300 Meter weiter in einem Reisfeld zum Stehen. Während Australiens Außenminister Alexander Downer sagte, ihm lägen „keine Erkenntnisse“ vor, dass es sich um Sabotage oder einen Anschlag gehandelt habe, hatte ein indonesischer Regierungssprecher zuvor die Möglichkeit von Sabotage erwähnt, da Passagiere von einer Explosion an Bord berichtet hatten.

Vermutlich wird der Brand aber eher die Debatte über die mangelhafte Transportsicherheit im Land weiter anschüren. Schon vor dem Unglück am Mittwoch hatte Parlamentschef Agung Laksono den Rücktritt von Transportminister Hatta Rajasa gefordert. Viele Fähren sind überladen, weil das Geld bringt. Bei einigen Flugzeugen werden offenbar die Inspektionen nicht durchgeführt, um Geld zu sparen. Indonesien gehört zu den korruptesten Staaten der Welt. Diejenigen Beamten, die das Geld einstecken, kümmern sich im Gegenzug nicht um die Einhaltung von Bestimmungen. Gut möglich ist auch, dass Politiker, die härtere Strafen für solche Sicherheitsverstöße erlassen könnten, ebenfalls von der Industrie geschmiert werden.

Als vor kurzem die Fähre „Levina“ brannte und sank, wurden 300 Menschen gerettet und 48 Leichen geborgen. Laut Passagierliste waren nur 275 Menschen an Board, die Liste war also unvollständig, das Schiff überladen. Einer der 48 Laster an Board hatte Chemikalien geladen, die sich entzündet haben sollen. In Indonesien gibt es keine Pflicht, Fahrzeuge beim Tüv prüfen zu lassen.

Nach dem Absturz der Adam-Air-Boeing-737 im Januar berichtete ein Pilot, der Besitzer der privaten Fluglinie hätte ihn in der Vergangenheit persönlich dazu gedrängt, ohne notwendiges Sicherheitszertifikat zu fliegen. Der Pilot weigerte sich. Kollegen hatten ähnliche Erlebnisse, 17 von ihnen kündigten. Vor zwei Wochen brach ein Adam-Air-Flugzeug bei einer harten Landung in Surabaya in der Mitte durch. Zum Glück überlebten alle Passagiere. Erst diesem Vorfall folgte ein Flugverbot, das aber nach ein paar Tagen wieder aufgehoben wurde. Die Maschine, die am Mittwoch in Jogjakarta in Flammen aufging, gehörte der staatlichen Fluggesellschaft Garuda. Sie schert sich nicht um den Preiskrieg im Land, macht hohe Millionenverluste und hatte bislang einen viel besseren Ruf als die vielen privaten Billigflieger. Der letzte ernste Garuda-Unfall lag zehn Jahre zurück, damals war ein Airbus auf Sumatra abgestürzt, 234 Menschen starben.

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