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Ein Ermittler steht in der Nähe von Wrackteilen der Maschine der Air India.

© Reuters/Adnan Abidi

Update

Flugzeugabsturz in Indien: Zahl der Todesopfer steigt auf 279 – Suche nach Ursache für Katastrophe läuft

Kurz nach dem Start stürzt eine Maschine der Air India über einem Wohngebiet der Großstadt Ahmedabad ab – nur ein Mann überlebt. Noch ist unklar, wie es zu dem Unfall kam.

Stand:

Nach dem Absturz einer Air-India-Maschine im westindischen Ahmedabad ist die Zahl der Todesopfer gestiegen. An der Absturzstelle seien 279 Leichen geborgen worden, hieß es am Samstag aus Behördenkreisen. Ein Krankenhausvertreter meldete am Samstag 270 geborgene Leichen an der Unglücksstelle.

Zuvor war von 265 Toten die Rede gewesen. Die endgültige Opferzahl wird feststehen, sobald der zeitaufwendige Prozess der DNA-Identifizierung abgeschlossen ist. Der einzige überlebende Passagier schilderte von seinem Krankenbett, wie er dem Tod entkam.

Die Suche nach der Ursache für die Katastrophe läuft indessen weiter. Mittlerweile ist einer der beiden Flugschreiber gefunden worden. Der Fund des Flugdatenschreibers sei „ein wichtiger Schritt bei den Ermittlungen zur Unglücksursache“, erklärte der indische Luftfahrtminister Ram Mohan Naidu Kinjarapu.

Der Flugdatenschreiber speichert Daten wie Flughöhe, Geschwindigkeit und Kurs der Maschine. Nun fehlt noch der Stimmenrekorder, der die Kommunikation zwischen den Piloten und den Fluglotsen aufzeichnet. Unbestätigten Berichten zufolge kam kurz vor dem Unglück ein „Mayday“-Ruf aus dem Cockpit.

Die britische Flugunfallbehörde AAIB kündigte an, ein eigenes Team nach Indien zu schicken, um die dortigen Ermittlungen zu unterstützen. Auch US-Präsident Donald Trump bot Hilfe an. Der Flugzeughersteller Boeing erklärte sich ebenfalls bereit, die Ermittlungen zu unterstützen. 

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Das Flugzeug vom Typ Boeing 787-8 Dreamliner, das von Ahmedabad nach London fliegen sollte, war am Donnerstag kurz nach seinem Start außerhalb des Flughafengeländes in ein Wohngebiet gestürzt. Auf in Online-Netzwerken veröffentlichen Videos war zu sehen, wie die Maschine mit nach oben gerichteter Nase schnell an Höhe verlor, in ein Gebäude krachte und in einem Feuerball explodierte.

Es handelt sich um eine der weltweit schwersten Luftfahrtkatastrophen der vergangenen Jahre. Die indische Regierung erklärte, sie habe eine „formelle Untersuchung der Absturzursachen“ eingeleitet. 

Hinterer Flugzeugteil meist sicherer

Nach Einschätzung des Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt sind Sitzplätze in Flugzeugen ähnlich sicher. Allerdings böten Plätze im hinteren Flugzeugteil während eines Absturzes tendenziell eine größere Überlebenschance als in vorderen Kabinen, sagte Großbongardt der Deutschen Presse-Agentur: „Der Rest des Flugzeugs ist, vereinfacht gesagt, bei vielen Unfällen Knautschzone.“

Der Fensterplatz befand sich im vorderen Teil des Flugzeugs am Notausgang auf der linken Seite. Großbongardt merkte allerdings an: „Sitz 11A zu buchen, ist keine Lebensversicherung.“  Dass der Mann den Absturz in Indien überlebt hat, kann der Experte nicht erklären. „Der Überlebende hat unfassbares Glück gehabt“, sagte Großbongardt.

Wie viele Menschen bei dem Absturz der Maschine in ein Wohngebiet am Boden getötet wurden, war zunächst unklar. Die Leichen seien in das Zivilkrankenhaus der Stadt gebracht worden. Die Polizei sprach von Dutzenden Verletzten. Rettungsteams mit Spürhunden suchten am Freitag in den Trümmern nach möglichen weiteren Opfern. 

Sitz 11A zu buchen, ist keine Lebensversicherung.

Heinrich Großbongardt, Luftfahrtexperte

In Ahemdabad kamen die ganze Nacht über Angehörige der Flugzeuginsassen zur medizinischen Fakultät Ahmedabad, um für einen Erbgutabgleich zur Identifizierung der Opfer eine DNA-Probe abzugeben. 

Unter den Toten in Indien auch mehr als 50 Briten

Unter den Passagieren befanden sich nach Angaben von Air India 169 indische Staatsangehörige, 53 Briten, sieben portugiesische Staatsbürger und ein Kanadier. Bei dem Überlebenden handelt es sich um einen britischen Staatsangehörigen indischer Herkunft.

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Bei dem Absturz traf das Flugzeug ein Wohnheim für Mediziner. Auf Videos war zu sehen, dass Teile des Flugzeugs das Gebäude durchbrachen. Trümmer lagen neben einem Essbereich mit stehen gebliebenen Tellern. Der indische Sender NDTV berichtete, mindestens fünf Medizinstudenten seien ums Leben gekommen, als ein Teil der Unglücksmaschine auf ihre Unterkunft gefallen sei.

„Eine Hälfte des Flugzeugs stürzte in ein Wohngebäude, in dem Ärzte und ihre Familien leben“, sagte ein Arzt, der seinen Namen nur mit Krishna angab, der Nachrichtenagentur AFP. Flugzeugnase und das Vorderrad seien auf die Kantine gestürzt, in denen Studenten gerade zu Mittag gegessen hätten. Krishna sah nach eigenen Angaben „etwa 15 bis 20 verbrannte Leichen“, 15 Studenten habe er aber mit seinen Kollegen retten können.

Am Ort des Unglücks bot sich ein Bild der Zerstörung. „Ich war zu Hause, als ich massiven Lärm höre. Als ich rausging, um nachzusehen, was passiert war, lag dichter Rauch in der Luft. Überall waren Leichen und Wrackteile des Flugzeugs“, sagte ein Augenzeuge in einem Video der Nachrichtenagentur PTI. 

Indiens Premier spricht nach Flugzeugabsturz von Tragödie

Rettungskräfte transportierten im Laufe des Tages zahlreiche mit weißen Tüchern bedeckte Leichen ab. Der indische Premierminister Narendra Modi sprach von einer „Tragödie“, die fassungslos mache. „In dieser traurigen Stunde“ seien seine Gedanken bei allen Betroffenen.

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Der Flug AI171 sollte von Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat nach London-Gatwick fliegen und am Abend in England ankommen. Nur Sekunden nach dem Start stürzte die Maschine ab.

Nach Daten des Flugzeugtrackers „Flightradar24“ war für den Flug die elf Jahre alte Maschine mit der Kennzeichnung VT-ANB eingeplant. Diese sollte um 13.10 Uhr im Westen Indiens starten und um 18.25 Uhr (jeweils Ortszeit) am Flughafen Gatwick landen. Ahmedabad ist eine der größten Städte Indiens und liegt im Westen des Landes. Bei der Volkszählung 2011 lebten dort 5,6 Millionen Menschen.

Erste Daten des sogenannten ADS-B-Systems, das im Sekundentakt Daten zu Position, Geschwindigkeit und Flughöhe liefert, zeigen laut „Flightradar24“, dass das Flugzeug bis auf eine barometrische Höhe von 625 Fuß (190 Meter) gestiegen war. Danach sei es mit einer Geschwindigkeit von 475 Fuß pro Minute gefallen.

Air India zuletzt offenbar an Qualität zugenommen

Die Ursache für den Absturz war vorerst völlig unklar. Die Nachrichtenagentur PA zitierte Natarajan Chandrasekaran von den Air-India-Eigentümern, der von einem „tragischen Unfall“ sprach. Das Hauptaugenmerk liege auf der Unterstützung aller betroffenen Menschen und Familien. Der Air-India-Mutterkonzern Tata kündigte an, den Hinterbliebenen zehn Millionen Rupien (101.000 Euro) pro Todesopfer zu zahlen. 

Dem Luftfahrtexperten Großbongardt zufolge ist die Auswertung der Daten der Blackbox entscheidend für die Aufklärung des Unglücks. Derzeit sei es für eine Einschätzung noch zu früh. „Eine Erklärung könnte zum Beispiel sein, dass die Startklappen nicht richtig gefahren sind“, sagte Großbongardt in der ARD-„Tagesschau“.

„Aber man kann im Augenblick wirklich nur spekulieren, denn entscheidend ist, dass der Flugdatenschreiber geborgen wird, dass die Daten analysiert werden und man dann sieht, was passiert ist im Flugzeug“, so Großbongardt.

Der Fluglinie Air India bescheinigte der Experte eine zuletzt zunehmend bessere Qualität. „Air India hatte lange Zeit einen sehr schlechten Ruf, solange sie im Staatsbesitz war.“

Der neue Eigentümer, die Tata Group, habe aber viel investiert und den Qualitätsstandard so weit hochgefahren, „dass die Air India Mitglied der Star Alliance sein konnte zusammen mit Lufthansa, United und anderen wirklich sehr renommierten Airlines.“ (dpa, AFP, Reuters, lem)

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