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Ein 31 Jahre alter, wegen Mordes angeklagter US-Amerikaner wird im Landgericht in den Gerichtssaal geführt.

© dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Update

Gericht wertet Tat als Mord: Lebenslange Haft für tödliche Attacke auf US-Touristinnen bei Neuschwanstein

Vor neun Monaten überfällt ein Tourist beim Märchenschloss im Allgäu zwei amerikanische Urlauberinnen, um eine der Frauen zu vergewaltigen. Eine 21-Jährige starb. Nun bekam der Mann sein Urteil.

Stand:

Nach der Gewalttat an zwei jungen US-Amerikanerinnen unweit des Schlosses Neuschwanstein ist ein 31-Jähriger zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Das Landgericht in Kempten wertete die Tat des ebenfalls aus den USA stammenden Mannes am Montag als Mord, versuchten Mord und Vergewaltigung mit Todesfolge.

Der Vorsitzende Richter Christoph Schwiebacher sprach von einem „unfassbar gefühllosen“ Täter. Er stellte auch die besondere Schwere der Schuld fest. Dadurch kann die Gefängnisstrafe voraussichtlich nicht bereits nach 15 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden. „Eine Haftentlassung nach 15 Jahren wäre nicht vertretbar“, betonte der Richter.

Der Angeklagte hatte zugegeben, dass er die beiden Freundinnen Mitte Juni 2023 auf einem Wanderweg in der Nähe der Marienbrücke in Schwangau überfallen und sie dann in eine etwa 50 Meter tiefe Schlucht geworfen hatte. Eine 21-Jährige war nach dem Angriff im Krankenhaus gestorben, ihre ein Jahr ältere Begleiterin wurde erheblich verletzt.

Für einen Urlaubstrip ins Allgäu gereist

Ihre ein Jahr ältere Begleiterin wurde verletzt. Die körperlichen Blessuren blieben trotz eines 50-Meter-Sturzes bei ihr überschaubar, doch die psychischen Leiden sind erheblich. „Sie ist traumatisiert und wird noch lange an den Folgen zu leiden haben“, sagte Schwiebacher über das überlebende Opfer. Ein Baumstamm hatte verhindert, dass die Frau noch weiter den Abhang hinunterfiel - es wäre sonst auch ihr sicherer Tod gewesen.

Die zwei Frauen waren zufällig dem Mann begegnet, als sie bei der Marienbrücke wanderten. Die Brücke gegenüber dem Märchenschloss ist ein beliebter Treffpunkt für Touristen aus aller Welt, weil man dort einen besonders guten Blick auf den Prachtbau des bayerischen Königs Ludwig II. hat.

In dem steilen Gelände rutschten alle drei aus, man kam miteinander kurz ins Gespräch. Nach Überzeugung des Gerichts hatte sich der Mann dann spontan entschlossen, die 21-Jährige zu vergewaltigen. Zum Verhängnis wurde den Amerikanerinnen, dass ihre Vorfahren aus Asien stammen. „Der Angeklagte steht offensichtlich auf Frauen asiatischer Abstammung“, sagte der Richter. Die Ermittler fanden später bei ihm auch entsprechende Pornofilme.

Täter lieferte selbst den Ermittlern das wichtigste Beweismittel

Nach wenigen Minuten überfiel der Mann die 21-Jährige und fing gleich an, sie brutal zu würgen. Die Freundin wollte zu Hilfe kommen, kratzte den Täter. Doch der körperlich überlegene Angreifer stieß die damals 22 Jahre alte Frau kurzerhand den angrenzenden Abhang hinab, um sich dann weiter an der Jüngeren zu vergehen und diese mit einem Gürtel zu strangulieren.

Der Mann entkleidete die Frau und vergewaltigte sie. Dabei fertigte er auch zwei Videos und ein Foto an – und lieferte somit letztlich den Ermittlern selbst das wichtigste Beweismittel. Richter Schwiebacher betonte mehrfach, dass sich der Angeklagte mit den Filmen der sterbenden und vergewaltigten Frau wohl später ein weiteres Mal sexuell erregen wollte. „Wie eiskalt und abgebrüht ist das?“, fragte der Kammervorsitzende rhetorisch. Nach dem Verbrechen bugsierte der Mann auch die schwerstverletzte 21-Jährige über die Kante des Abhangs. „Er hat sie entsorgt wie einen Sack Abfall“, sagte der Richter.

Anschließend sicherte der 31-Jährige noch vor Ort die Bilddateien der Tat, die er nach Ansicht des Gerichts als „Trophäe“ behalten wollte, und ließ sich von dem Handy den Weg zum Parkplatz zeigen. Es sei „purer Zufall“ gewesen, dass die bereits alarmierten Polizisten den Täter in dem Gelände noch abfangen und festnehmen konnten. Die beiden Frauen mussten unterdessen von einem Hubschrauber aus der Schlucht geborgen werden.

Zahlreiche Touristen hatten den Einsatz und die Festnahme des Täters durch alarmierte Polizisten beobachtet und aufgenommen. Die Fotos und Video wurden rund um den Globus in sozialen Netzwerken verbreitet. (dpa)

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