zum Hauptinhalt
Die spektakulärste Wüste der Welt. Die Danakil-Senke liegt mehr als 100 Meter tiefer als der Meeresspiegel. Sie gehörte früher zum Roten Meer, wurde geologisch abgetrennt und trocknete aus. Die Farben entstehen durch Salze, Metalle und Mineralien.

© dpa

Tödlicher Überfall: Getöteter Äthiopien-Urlauber: Der Albtraum vom großen Abenteuer

Seine Expedition in die Danakil-Wüste war Reinhart Brummacks großer Traum. Er ist einer der Deutschen, die in Äthiopien bei einem bewaffneten Überfall getötet wurden.

Von Andreas Oswald

Zweimal schon hatte der Cottbuser Bühnentechniker Reinhart Brummack eine Reise in die spektakuläre Danakil-Wüste gebucht, zweimal war die Expedition vom Reisebüro in Dresden mangels Teilnehmern abgesagt worden. Beim dritten Mal kamen sieben weitere Interessenten dazu – Reinhart Brummacks großer Traum konnte endlich in Erfüllung gehen.

Die Reise wurde zu einem Albtraum. Brummack wurde bei einem bewaffneten Überfall getötet, zusammen mit fünf anderen aus seiner Gruppe. Unter den Toten ist ein zweiter Deutscher. Zwei weitere Deutsche gelten als vermisst, zwei Deutsche und zwei äthiopische Begleiter wurden entführt. Die Behörden haben Stammesälteste losgeschickt, die mit den Entführern in Verhandlung treten sollen.

Die Trauer über den Tod von Reinhart Brummack in seinem Theater ist groß. „Er hatte sich wie ein Kind gefreut und bat mich um Sonderurlaub“, erzählt der Intendant der Cottbuser Theaternative C, Gerhard Printschitsch: „Hätte ich ihm den nur nicht bewilligt.“ Aber Reinhart Brummack gehörte zu den fleißigsten und beliebtesten Mitarbeitern an der freien Cottbuser Bühne. „Er konnte hervorragend mit Holz und anderen Materialien umgehen, er kannte sich mit Farben aus, seine Bühnenbilder waren legendär“, sagt Printschitsch: „Aber auch seine Freundlichkeit und Verlässlichkeit. Der Reinhart kam auch noch mit 39,2 Fieber zur Arbeit ins Theater.“

Der Intendant hatte am Dienstagabend schon eine kurze Meldung über einen Vorfall in Äthiopien gehört und nur gedacht: „Hoffentlich ist es nicht diese Reisegruppe.“ Am nächsten Morgen rief er beim Auswärtigen Amt an, das ihm bestätigte, dass es genau diese Reisegruppe aus Dresden war. Da blieb noch die Hoffnung, aber schon am Mittwochnachmittag informierte das Auswärtige Amt Brummacks Tochter, dass ihr Vater getötet worden sei. Am 26. Januar wäre der gebürtige Cottbuser 59 Jahre alt geworden, erzählen Freunde. Fotografieren und Abenteuerreisen waren sein Hobby, auch in Afrika sei er schon gewesen. Bevor Reinhart Brummack am 5. Januar nach Äthiopien flog, hat er einen Kollegen von der Cottbuser Theaternative C eingewiesen, damit mit dem von ihm gebauten Bühnenbild für die Kriminalkomödie „Bella Donna“ alles klappte. Die Schauspieler wollen das Stück am morgigen Sonnabend trotz allem aufführen. „Er hätte das so gewollt“, sagt Theaterchef Printschitsch: „Wir widmen es ihm, seiner Tochter, seinen Eltern – er war der Mittelpunkt seiner Familie.“

 Das Theater trauert um den getöteten Reinhart Brummack.
Das Theater trauert um den getöteten Reinhart Brummack.

© Theatergesellschaft C

Brummack gehörte wohl immerhin zu einer Reisegruppe, die die Fahrt zur Danakil-Senke von vorneherein in Deutschland gebucht hatte. Es gibt aber offenkundig viele Äthiopien-Urlauber, die sich erst in Addis Abeba spontan zu einer Fahrt in die Danakil-Senke entschließen. Ein 33-jähriger Berliner, der vor knapp zwei Jahren die Region besuchte, erzählte, dass es Äthiopien-Urlaubern mittlerweile einfach gemacht wird, die Danakil-Senke und den Lavasee des Vulkans Erta Ale zu besuchen. Ausgangspunkt dafür sind oftmals Hotels in Addis Abeba. In den vergangenen zwei Jahren habe sich dort aber so etwas wie eine ganz neue kleine Reiseindustrie entwickelt, die für viele Menschen dieses bitterarmen Landes mittlerweile eine wichtige Einnahmequelle darstellt. Eine effektive Aufklärung über die Gefahren durch Kriminelle sowie politisch motivierte Zwischenfälle und Entführungen findet oftmals genauso wenig statt, wie Hinweise auf die Gefahren des Besuchs eines aktiven Vulkankraters und des Aufenthalts in einer sengend heißen Wüste.

Derartige Reisen werden oft relativ naiv begonnen und die mangelnde Aufklärung trägt dazu bei, dass den Reisenden oftmals suggeriert wird, alles sei sehr einfach. Schon seit zwei Jahren ist es nicht mehr Pflicht, dass Urlaubergruppen, die zum Lavasee des Erta Ale fahren, von bewaffneten Militärs begleitet würden. Im nördlichen Teil der Danakil-Wüste, welcher näher an der Grenze zu Eritrea liegt, ist dies nach wie vor vorgeschrieben. Der 33-Jährige hatte dagegen auf Anraten von Vulkanologen einen zuverlässigen Führer angeheuert und war mit seiner Gruppe von vier Soldaten und einem Polizisten begleitet worden. Jeder von ihnen habe eine Kalaschnikow getragen.

Zur Startseite