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Handy am Steuer.

© dpa

Smartphones im Auto: Handy-Nutzung Hauptgrund für 500 Tote im Verkehr

Jeder 14. Autofahrer in Deutschland hantiert unterwegs am Smartphone. Das kann tödlich enden.

Es ist verboten, es ist lebensgefährlich – und es ist alltäglich: Telefonieren am Steuer. Jeder 14. Autofahrer in Deutschland hantiert unterwegs am Smartphone, hat der Autoclub „Mobil in Deutschland“ bei der nach seinen Angaben bisher größten derartigen Verkehrszählung herausgefunden. Bundesweit mehr als 36000 Fahrzeuge seien im Juni und Juli beobachtet worden. In 2124 Fällen, also bei knapp sieben Prozent, war der Fahrer mit dem Handy beschäftigt.

Im rollenden Stadtverkehr war es jeder 15.; an roten Ampeln verdoppelte sich der Anteil von 6,5 auf 13. Prozent. Auf Land- und Bundesstraßen griff jeder 23. zum Handy, auf der Autobahn jeder 27.

Selbst wenn der Blick aufs Handy nur zwei Sekunden dauert, bedeutet das bei Tempo 130 mehr als 70 Meter Blindflug. Nach Auskunft der Berliner Polizei entspricht die Ablenkung durch ein Handy-Telefonat am Steuer etwa der Wirkung von 0,8 Promille Alkohol. Während Letzteres schon Ersttäter 500 Euro und zwei Punkte in Flensburg kostet, kommen Handysünder mit 60 Euro und einem Punkt davon. In den meisten anderen europäischen Ländern sind die Strafen wesentlich höher als in Deutschland, was allerdings ebenso für Raserei und Falschparken gilt.

Die Berliner Polizei erwischte bei einer dreitägigen – vorab groß angekündigten – Schwerpunktkontrolle im vergangenen Herbst knapp 1600 Handynutzer im Verkehr, darunter 100 Radfahrer. Als Unfallursache wird die Handynutzung allerdings nahezu nie gerichtsfest festgestellt; die Berliner Polizei nannte auf eine frühere Tagesspiegel-Anfrage Zahlen im einstelligen Bereich – bei mehr als 130000 Verkehrsunfällen pro Jahr allein in der Hauptstadt. Jedoch schätzt der Automobilclub jährlich „mindestens 500 Verkehrstote durch Ablenkung, meist hervorgerufen durch das Smartphone am Steuer“. Das Unfallrisiko erhöhe sich durch Handynutzung ums 23-Fache. Andere Studien ergaben Risikofaktoren zwischen 15 und sechs – Letzterer schon mit Freisprecheinrichtung. Als ebenso gefährlich gilt das Schreiben und Lesen von Kurznachrichten.

Die aktuelle Verkehrsbeobachtung ist Teil einer vom Tüv initiierten und vom Bundesverkehrsministerium unterstützten Kampagne namens „Be smart!“ In einer Mitteilung des Clubs ist zwar von „dringendem Handlungsbedarf“ die Rede, aber weder werden höhere Strafen noch mehr Kontrollen gefordert. Für Gerichte zählt als verbotene Handynutzung praktisch alles, wofür das Smartphone bei eingeschaltetem Motor in die Hand genommen wird.

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