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Helene Fischer im Olympiastadion.

© Britta Pedersen/ZB/dpa

Matthies meint: Helene Fischer - Neues aus der oberen Mittelschicht

Das Leben als Millionär ist schwer. Unser Kolumnist versucht sich in die Lage der Reichen und Schönen hineinzuversetzen. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Wir müssen dringend noch mal auf die Lage in der oberen Mittelschicht zurückkommen, wo die So-lala-Millionäre am getrüffelten Hungertuch nagen. Es kann im Grunde jeden von uns treffen wie Friedrich Merz – ein- oder zweimal einen Job anständig gemacht, nicht gleich die ganze Kohle wieder rausgeworfen, und zack, ist die erste Million beisammen. Und was dann?

Von den Sorgen, die es bereitet, jeden Morgen beim Aufwachen an den Dow Jones statt an die Lieben zu denken, erzählt uns kein Mensch. Und wie nervend ist es, wenn alle paar Tage der Bankberater anruft und fragt, ob das denn alles auf dem Tagesgeldkonto verschimmeln soll? Er habe da immer noch diese irre Sache mit den Schiffscontainern in Belize laufen, also pronto, capisce?

Es geht noch schlimmer

Furchtbar, aber es geht noch schlimmer. Versetzen wir uns zur Abwechslung in Helene Fischer hinein, das Mädchen aus dem Volk, liiert mit einem bodenständigen Lederhosenträger aus der gleichen Branche. Sie ist wahnsinnig erfolgreich, man könnte sogar sagen: in Deutschland weltberühmt. Aber was heißt das schon? Nun haben die Schnüffler vom Forbes-Magazin mal nachgerechnet, welche singenden Frauen zwischen Juli 2017 und Juni 2018 am meisten Geld verdient haben, und nach den üblichen globalen Verdächtigen wie Katy Perry, Taylor Swift und Beyoncé erscheint auf Platz 8: Helene Fischer. 32 Millionen Dollar soll sie in dieser Zeit gemacht haben, was nicht nur irgendeine Zahl ist. Denn hinter ihr liegen Künstlerinnen, die schon vor Jahren aus der oberen Mittelschicht hinausgewachsen sind, und zwar nach oben. Celine Dion, Mariah Carey, Madonna, Janet Jackson – alle überholt von Helene Fischer, die ja von nicht wenigen als „singende Sagrotan-Flasche“ verspottet wird, als sei nicht allein dies in den Zeiten multiresistenter Killerbakterien schon eine hohe Qualität.

Nun gut: Diese Millionen, so erläutert Forbes, seien berechnet vor Steuern, und auch die Abzüge für Agenten, Immobilienverwalter, Rechtsanwälte und ggf. Privatjets müssten noch abgezogen werden; in diesem Dschungel ist schon manch märchenhaftes Vermögen zum Taschengeld geschmolzen. Aber dies ändert nichts am Tatbestand, dass ein Mädchen aus dem deutschen Volke, geboren überdies in Sibirien, aus eigener Kraft zum Entertainment-Hochadel aufgeschlossen hat.

Sollen wir darauf nun stolz sein? Wenn Sie mich fragen: Ich drücke mich um eine Stellungnahme lieber herum. Nur so viel: In den 32 Millionen und allen davor und danach steckt von mir persönlich kein einziger Cent.

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