zum Hauptinhalt
Braunbären, wie dieser im Fagaras-Gebirge, gibt es in Rumänien so viele wie sonst nirgendwo in Europa. Doch Kriminelle haben es immer mehr auf sie abgesehen.

© Porojnicu/Imago

Hinweise auf illegalen Handel mit Bären: Warum in Rumänien Bärenwelpen besonders gefährdet sind

In Rumänien mehren sich die Hinweise auf illegalen Handel mit Bärenwelpen. Offenbar floriert das Geschäft mit Bärenfleisch, Jagdtrophäen und jungen Tieren.

Das Gelächter der Peiniger übertönte das Wimmern ihrer Opfer. Aus ihrer Höhle gezogen landeten vier verschreckt fiepende Bärenwelpen im Schnee. Scherzend ließen sich die Männer in einem Wald im rumänischen Kreis Neamt Mitte Februar dabei filmen, wie sie mit grober Hand das Geschlecht der misshandelten Braunbären zu bestimmen versuchten.

Ihr Drang, die Bärenvideos bei Facebook online zu stellen, ist den Tierquälern zum Verhängnis geworden: Gegen vier Waldarbeiter ermittelt die rumänische Justiz inzwischen wegen des Verdachts der Misshandlung von Tieren und der Zerstörung des Nistplatzes der Bärenwelpen.

[Wenn Sie die wichtigsten Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die Täter versicherten zwar beim Polizeiverhör, dass sie die Welpen dort abgelegt hätten, wo sie sie gefunden hätten. Doch ob und wie ihre Opfer die Tortur überlebt haben, ist ungewiss. Tierschützer und Förster konnten trotz intensiver Suche keine Spur mehr von ihnen finden. Unklar bleibt, ob das Muttertier ihre noch sehr kleinen Jungen wiedergefunden hat, oder diese zu Opfern der Kälte, von Wölfen – oder von Menschen wurden. Denn in Rumänien, wo laut Regierungsstellen noch etwa 6000 Braunbären leben – und damit die meisten in Europa, mehren sich die Hinweise auf den illegalen Handel mit Bärenwelpen.

Nach den Erkenntnissen von heimischen Tierschützern floriert der illegale Handel mit Bärenfleisch, Jagdtrophäen – und eben jungen Lebendtieren. Es wird vermutet, dass diese nur aufgezogen werden, um sie dann zu schlachten. Eine andere These ist, dass die Welpen auf dem russischen oder ukrainischen Schwarzmarkt landen.

Mit versteckter Kamera filmten Reporter des Senders PRO TV schon 2018 lokale Wilderer, die für mehrere hundert Euro pro Tier die Beschaffung von Bärenwelpen versprachen – eine Übergabe wurde allerdings nicht dokumentiert. Stichfeste Beweise zum Handel mit Bärenwelpen gebe es noch kaum, aber es mehrten sich die Indizien, sagt Livia Cimpoeru von der Umweltschutzorganisation WWF in Bukarest gegenüber dem Tagesspiegel.

Rumäniens Regierung will handeln

So tauchten in Rumäniens sozialen Medien regelmäßig Aufnahmen von in Privathaushalten gehaltenen Bärenwelpen auf. Landesweite Schlagzeilen machte 2019 der Fall eines Waldarbeiters in Harghita, der beim versuchten Raub von Bärenwelpen vom aufgebrachten Muttertier getötet wurde.

Mit einem 2020 in elf europäischen Staaten angelaufenen Aktionsprogramm müht sich der WWF den grenzüberschreitenden Informationsaustausch zwischen der Justiz und Naturschützern über illegalen Tierhandel zu verbessern. Denn Rumänien ist keine Ausnahme: Auch in Staaten wie Tschechien, Albanien, der Ukraine oder Bosnien wurde in den vergangenen Jahren über den Handel mit Bärentrophäen, Bärenfleisch und Lebendtieren berichtet.

Nach einem öffentlichen Aufschrei über die misshandelten Bärenwelpen von Neamt scheint zumindest die rumänische Regierung der WWF-Forderung nach entschiedenerer Verfolgung des illegalen Bärenhandels endlich Gehör zu schenken. Sollte sich der bisher unbestätigte Verdacht des Handels mit Bärenwelpen erhärten, werde das Direktorat für Organisierte Kriminalität die Ermittlungen übernehmen, sagt Rumäniens Umweltminister Tanczos Barna und versichert: „Nichts wird bei den Ermittlungen vertuscht werden.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false