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In der Seehundstation Friedrichskoog befinden sich aktuell 153 junge Seehunde, die in den kommenden Wochen ins Wattenmeer entlassen werden sollen.

© dpa/Christian Charisius

Hochsaison für Heuler auf den zwei Seehundstationen: „Wir müssen die Mutter ersetzen“

Die Geburtensaison bei den Seehunden im Wattenmeer ist voll im Gang. Tierpfleger päppeln die von ihren Müttern getrennten Jungtiere auf – bis sie mindestens 25 Kilogramm wiegen.

Von
  • Lennart Stock
  • Birgitta von Gyldenfeldt

Stand:

Mit der Hochphase der Seehundgeburten im Wattenmeer steht derzeit für die Tierpfleger der beiden deutschen Seehundstationen die arbeitsreichste Zeit des Jahres an. In den Stationen in Norddeich in Niedersachsen und Friedrichskoog in Schleswig-Holstein werden zusammen aktuell mehr als 260 junge Seehunde aufgepäppelt.

Jungtiere, die kurz nach der Geburt von ihren Müttern getrennt werden, werden Heuler genannt. Die Hauptgeburtenphase ist von Mitte Juni bis Mitte Juli. „Wir haben sozusagen gerade das Bergfest überstanden“, sagte der Leiter der Norddeicher Station, Peter Lienau.

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Heuler befinden sich derzeit in den beiden Seehundstationen.

In der Station im ostfriesischen Norddeich befinden sich zurzeit 111 junge Seehunde in der Aufzucht, in Friedrichskoog sind es 153. Dort wurde mit „Manu“ der erste Heuler der Saison nach nur sieben Wochen schon wieder ausgewildert – so früh im Sommer wie noch kein Heuler vor ihm.

„Manu“ war als Frühgeburt am 17. Mai auf Hallig Hooge gefunden worden, da wog das Tier nur 9,4 Kilogramm. In Norddeich sollen die ersten Jungtiere Anfang August ausgewildert werden. „Django“ war dort am 27. Mai der erste aufgenommene Heuler in diesem Jahr – mit einem Gewicht von gerade einmal 9,3 Kilogramm.

Nach acht Tagen gibt es den ersten Hering

Von den Tierpflegerinnen und Tierpflegern werden verwaiste Jungtiere aufgepäppelt, bis sie mindestens 25 Kilogramm Auswilderungsgewicht auf die Waage bringen. Im Wattenmeer würden junge Seehunde eigentlich rund vier bis fünf Wochen von ihren Müttern gesäugt und aufgezogen, erklärte Tierpfleger Tim Fetting.

Wenn die Muttertiere im Wasser nach Nahrung suchen, werden die Jungtiere kurzzeitig am Strand zurückgelassen. Als Heuler gelten sie erst, wenn sie infolge von Störungen dauerhaft von der Mutter getrennt werden. „Wir müssen die Mutter ersetzen“, sagte Fetting.

Die geschwächten Seehundbabys werden zunächst über einen weichen Silikonschlauch mit einer Lachsemulsion als Muttermilchersatz gefüttert. Acht Tage nach der Aufnahme gibt es dann den ersten ganzen Hering. Aktuell fressen die meisten Tiere in der Norddeicher Station rund eineinhalb Kilogramm Fisch am Tag.

Vor der Auswilderung sind es dann drei bis vier Kilogramm. Wie schnell die Heuler sich in den Stationen Fett anfuttern, sei von Tier zu Tier verschieden, sagte Tierpfleger Fetting. In Norddeich dauert es im Schnitt 65 Tage, bis ein Tier wieder ausgewildert werden kann.

Für die Tierpflegerinnen und Tierpfleger, Tierärzte und Freiwillige in den Stationen bedeutet die Aufzucht der Seehundbabys viel Arbeit: In Norddeich wird vier mal am Tag gefüttert – außerdem müssen die Becken regelmäßig gereinigt und die Seehunde untersucht und gewogen werden. „Die Saison steckt uns schon ganz schön in den Knochen“, sagte Fetting. „Wir sind aber auch noch voller Tatendrang und arbeiten auf die Auswilderungen hin.“ (dpa)

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