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Ende des Schweigens. Spaniens König Juan Carlos und Corinna zu Sayn-Wittgenstein. Belege für eine behauptete Liaison gibt es nicht, aber sie war mehrfach bei Staatsbesuchen an seiner Seite.

© picture-alliance / SCHROEWIG/Mae

Spanien: Jagd auf König Juan Carlos

Bisher schwiegen die spanischen Medien über mögliche Affären und Eskapaden ihres Königs. Doch seit dem umstrittenen Jagdunfall wird keine Rücksicht mehr genommen – und viel über eine Deutsche berichtet.

Spaniens 74 Jahre alter König Juan Carlos geht nicht nur gerne auf Elefantenjagd, sondern er erobert auch gerne die Herzen hübscher Frauen. Das gilt als offenes Geheimnis im spanischen Königreich, wo die Untertanen seit Jahren und ungeniert über angebliche außereheliche Liebesabenteuer ihrer Majestät plaudern – auch wenn die Medien bisher vornehm schwiegen. Nach der umstrittenen Großwildsafari in Botswana, wo sich ihre gehschwache Majestät die Hüfte brach, scheint es mit dieser respektvollen Rücksichtnahme vorbei zu sein.

Es wird plötzlich zur Jagd auf den König geblasen, der es auch mit einer öffentlichen Entschuldigung für seine Jagdaffäre nicht schaffte, die Empörung im Volk nennenswert zu dämpfen. Wohl deswegen wagte Jose Antonio Zarzalejos, früherer Chefredakteur der großen königstreuen Zeitung „ABC“, unbequeme Dinge anzusprechen, die das Weltbild vom intakten Königshaus weiter erschüttern dürften. Er schrieb über das „offenkundige Scheitern“ der Ehe von König Juan Carlos und Königin Sofia. Auch darüber, dass die beiden „praktisch getrennt“ lebten.

Und noch einen Pfeil schoss der Königskenner Zarzalejos ab: Die „enge und vertraute Freundschaft“ des Königs mit einer wohlhabenden Deutschen aus gutem Hause „kann nicht länger als Gerücht bezeichnet werden, sondern hat sich in eine Gewissheit verwandelt“. Die hübsche Blonde soll den König sogar auf der jüngsten Jagdeskapade in Afrika begleitet haben. Und sie soll schon seit mehreren Jahren Leidenschaften, wie etwa Jagdausflüge und Segelregatten, mit dem König teilen. Ist die Dame, welche von der spanischen Presse als die in noblen Kreisen verkehrende Corinna zu Sayn-Wittgenstein identifiziert wurde, mehr als eine gute Freundin?

Sie ist die Tochter von Finn Bönning Larsen, dem früheren Europachef der brasilianischen Fluggesellschaft Varig. Ihr zweiter Mann war Casimir zu Sayn-Wittgenstein.

Da das spanische Königshaus sich auch in dem jetzigen Fall, wie bei allen „privaten Angelegenheiten“, in Schweigen hüllt, machen sich die spanischen Untertanen ihren eigenen Reim auf diese Berichte, für welche es keine handfesten Belege gibt. Aber das Bild einer überaus kühl wirkenden Königin, die erst nach drei Tagen ihren bei der Elefantenjagd schwer gestürzten Gemahl im Krankenhaus besuchte, sagte eigentlich mehr als viele Worte. „Die Distanz zwischen Juan Carlos und Sofia ist nicht mehr zu übersehen“, schrieben spanische Zeitungen, die sich in dieser Analyse ausnahmsweise einmal einig sind. Juan Carlos ist „ein professioneller Verführer“, behauptet die spanische Journalistin Pilar Eyre, die dem heiklen Thema der mutmaßlichen königlichen Romanzen sogar gerade ein ganzes Buch widmete. Darin behauptet sie, dass die Ehe von Juan Carlos und Königin Sofia schon seit mehr als 30 Jahren eine Maskerade sei und die beiden seitdem „getrennte Schlafzimmer“ haben. „Sofia ist eine betrogene Frau“, glaubt Eyre, die ihrem Enthüllungsbuch den Titel „Die Einsamkeit der Königin“ gab.

Die „gefährlichen Liebschaften“ des Königs werden wohl auch die goldene Hochzeit überschatten, welche Juan Carlos und Sofia am 14. Mai, nach 50 Ehejahren, begehen. Dem König wie der Königin sei nicht zum Feiern zumute, hört man aus ihrer Umgebung. Die Stimmung wird zudem dadurch getrübt, dass das Ansehen des Königs nach fast 37 Jahren auf dem Thron auf einen historischen Tiefpunkt gesunken ist. Umfragen zufolge ist nun nicht mehr der Chef des Königshauses, sondern seine Frau Sofia das bei den Spaniern populärste Mitglied des Königshauses.

Auch der Ruf von Kronprinz Felipe, der derzeit seinen an der Hüfte operierten Vater als Staatschef vertritt, ist unbeschadet. Deswegen glauben immer mehr Spanier, dass für Juan Carlos die Zeit gekommen ist abzudanken und die Krone an seinen Sohn zu übergeben.

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