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Dieser Blitz hat sich am Mittwoch in Niedersachsen entladen.

© Mohssen Assanimoghaddam

Tief „Wilma“: Jetzt drohen Deutschland Regen und Gewitter

Der verfrühte Hochsommer bringt Sonne und Hitze, aber auch Gewitter und Unwetter. Was Deutschland mit dem Tief „Wilma“ noch blüht.

Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und knapp 30 Grad schon am Vormittag. Was nach Urlaubsparadies klingt, war in den vergangenen Tagen deutscher Alltag. In Magdeburg ist es wärmer als auf Mallorca, Berlin schwitzt, während in Lissabon die Menschen bei Wolken und 18 Grad doch lieber beim Verlassen des Hauses eine Jacke anziehen. Im niedersächsischen Lingen wurde mit 34,2 Grad die bundesweit höchste Temperatur des bisherigen Jahres erreicht. Es ist wohl eines der seltenen Male, dass man sich die Urlaubsfotos der Freunde in Südeuropa ansieht und sich freut, hier am See zu liegen.

Tief „Wilma“ schaufelt zurzeit warme Luft aus Südosteuropa in den Norden und Nordosten Deutschlands, erklärt Simon Trippler, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Es liegt zurzeit über Frankreich. Südeuropa kriegt die kühle Luft aus dem Norden ab. Die niedrigen Temperaturen in Portugal sind etwa aus dem Nordatlantik importiert. Verkehrte Welt – zumindest noch für ein paar Tage. Dann soll Wilma abziehen und die extreme Hitze mitnehmen.

Vielen wird das ganz recht sein, so schön der verfrühte Sommer sein kann, so belastend ist auch die Hitze. Schüler bekommen frei, weil es einfach zu heiß ist, um sich konzentrieren zu können, vor allem wenn in der Nacht davor die Temperaturen um die 20 Grad lagen und das Schlafen erschwert haben.

Da hilft nur eins

Da hilft erst mal nur nasse Abkühlung. Dem steht nichts im Weg, denn fast alle Badegewässer in Deutschland weisen eine ausgezeichnete oder gute Wasserqualität auf, hieß es aus dem Umweltbundesamt am Dienstag. 98 Prozent der Badegewässer in Deutschland erfüllen die Qualitätsanforderungen der EG-Badegewässerrichtlinie. 91 Prozent seien sogar mit „ausgezeichnet“ bewertet worden.

Die derzeitige Großwetterlage bringt jedoch auch Trockenschäden und Waldbrände und am Dienstag zogen heftige Gewitter vor allem über Nordrhein-Westfalen. Wegen Unwetters wurde sogar der Gedenkakt zum 25. Jahrestag des Solinger Brandanschlags abgebrochen.

In Wuppertal richtete ein Unwetter erhebliche Schäden an und blockierte viele Straßen. Wassermassen flossen laut Polizei unter anderem in ein Einkaufszentrum, das Dach eines Universitätsgebäudes stürzte ein, in der Innenstadt knickte ein Tankstellendach weg und beschädigte mehrere Autos. Die Schwebebahn musste am Dienstagabend ihren Betrieb einstellen, konnte am Mittwoch aber wieder fahren. In der Spitze fielen im Raum Wuppertal laut DWD 100 Millimeter Regen, also 100 Liter auf den Quadratmeter. Diese Menge kommt normalerweise im Laufe eines ganzen Monats zusammen. „Die Infrastrukturschäden werden ganz erheblich sein“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Die Reparatur- und Aufräumarbeiten könnten mehrere Tage dauern – mindestens.

Auch in Berlin und Brandenburg gab es örtlich Unwetter. Neben Hagel waren auch heftiger Starkregen von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit möglich, hieß es vom DWD.

Schauer und Gewitter

Am Donnerstag könnten Schauer und Gewitter praktisch überall – außer ganz im Norden und Nordosten – auftreten, kündigten die Wetterexperten an. Wo und wann die Gewitter Sturzfluten mit sich bringen, lässt sich aber nicht präzise vorhersagen. „Da die Zellen langsam ziehen und viel Feuchtigkeit in der Atmosphäre vorhanden ist, bleibt wie an den Vortagen vor allem der Starkregen im Brennpunkt“, sagte der Meteorologe Trippler. „Mit Überschwemmungen und Sturzfluten ist weiterhin lokal eng begrenzt zu rechnen.“ Vor allem in der Nordhälfte Deutschlands bleibt es bei Höchsttemperaturen von 26 bis 34 Grad schwülheiß.

Am Freitag dürften sich die Gewitter mehr nach Westen und den Südosten verlagern, während es im Südwesten deutlich stabiler und auch etwas kühler wird – die Höchsttemperaturen dürften nur noch 19 bis 24 Grad betragen. Am Samstag könnte es dann auch im Nordosten zu Abkühlung kommen, wobei die Gewitterneigung deutlich abnimmt. Mit 24 bis 29 Grad ist es dann auch nicht mehr so heiß, aber immer noch sommerlich warm.

Generell war der Mai, wie zuvor schon der April, überdurchschnittlich warm, hieß es am Mittwoch vom DWD. Mit einem Temperaturdurchschnitt von 16 Grad war er etwa 3,9 Grad wärmer als normal – ähnliche Temperaturen wie im Mai 1889, der bisherige Rekordhalter seit Beginn der Aufzeichnungen. Mit 275 Stunden Sonne war er auch einer der fünf sonnenscheinreichsten – besonders freundlich war es an der Ostseeküste. (mit dpa)

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