
© Marijan Murat/dpa
Juni-Temperaturen für die Geschichtsbücher: Erneute Unwettergefahr am Dienstag – doch auch Entwarnung
Der DWD warnt vor Unwettern, ab Mittwoch soll es sich aber beruhigen. Die historische Hitzewelle könnte ursächlich für den Anstieg der Sterbefälle sein.
Stand:
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt für Dienstag weiterhin vor kräftigen Gewittern und Unwettern, vor allem im Süden und Südwesten. Für den Abend wurden größere Gewitterkomplexe angekündigt. Es sei erneut vereinzelt mit großen Hagelkörnern sowie Starkregen zu rechnen. Zudem bestehe die Gefahr schwerer Sturmböen.
Im Alpenvorland seien am Dienstag auch Orkanböen möglich, so der DWD. Auch im Norden könne es zu Starkregen kommen. Der Wetterdienst warnte vor Gewittern in Ostbayern und der Mitte des Landes in der Nacht zum Mittwoch. Am Mittwoch besteht erhöhte Unwettergefahr im Nordosten Deutschlands. Örtlich sei mit mehrstündigem Starkregen zu rechnen.
Schwere Gewitter mit heftigem Starkregen und Sturmböen hatten bereits am Montagabend im Südwesten Deutschlands für zahlreiche Einsätze von Polizei und Feuerwehr gesorgt. Vor allem Baden-Württemberg war betroffen.
Wie die Stuttgarter Polizei mitteilte, wurden mehrere Tunnel überflutet, der S-Bahn- und Stadtbahnverkehr wurde zwischenzeitlich eingestellt. Zeitweise waren nach Angaben der Deutschen Bahn keine Fahrten im Raum Stuttgart möglich. Der Bahnverkehr blieb dort auch am Dienstagvormittag beeinträchtigt.
Nach den kräftigen Gewittern soll sich das Wetter in Deutschland aber ab Mittwoch allmählich beruhigen. Zwar rechnet der DWD mindestens noch bis Freitag mit teils heftigen Schauern - Unwettergefahr bestehe aber kaum noch, sagte ein DWD-Meteorologe am Dienstag.
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Bereits am Mittwoch gibt es den Angaben zufolge im Süden und Südosten wieder viel Sonnenschein. Die Luft ist dabei allerdings deutlich trockener und kühler als zuletzt, so dass dort keine Unwetter mehr zu erwarten sind. Gewitter gibt es dann vor allem im Nordosten noch. Die Temperaturen gehen insgesamt auf Höchstwerte zwischen 17 und 24 Grad zurück. „Die 25-Grad-Marke wird voraussichtlich erst wieder am Wochenende geknackt“, sagte der Meteorologe.
Schon jetzt ist klar: Mit einer Durchschnittstemperatur von 19,0 Grad war der Juni 2021 nach Angaben des DWD der drittwärmste seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1881.
Mit diesem Temperaturdurchschnitt lag der Monat um 3,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961-1990, sagte ein Sprecher am Dienstag nach einer vorläufigen Auswertung der mehr als 2000 Messstationen. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991-2020 betrug die Abweichung 2,6 Grad.
Hitzewelle könnte ursächlich für Anstieg der Sterbefälle sein
Vor allem im zweiten Drittel des Monats brachte die erste Hitzewelle des Jahres die Menschen in Deutschland kräftig ins Schwitzen: In Berlin-Tempelhof und Baruth, südlich davon, kletterte das Thermometer am 19. Juni mit jeweils 36,6 Grad am höchsten.
Laut statistischem Bundesamt könnte eine Folge der Hitzewelle in der vorvergangenen Woche die Zahl der Sterbefälle in Deutschland beeinflusst haben. Die lag nämlich elf Prozent über dem Vorjahresschnitt.
Vom 14. bis zum 20. Juni starben laut Hochrechnungen 17.912 Menschen, wie das Bundesamt am Dienstag mitteilte. Dies waren 1722 mehr als in den entsprechenden Vergleichswochen 2017 bis 2020. Im Vergleich zur Woche davor starben mehr Menschen.
Nach Angaben des Bundesamts fiel dieser Anstieg zeitlich mit einer Hitzewelle zusammen. Ob die vermehrte Zahl von Todesfällen damit ursächlich zusammenhing, lasse sich aus den amtlichen Daten aber nicht ersehen, betonten die Statistiker. Sie veröffentlichen im Zuge der Corona-Pandemie derzeit wöchentlich Sterbefallzahlen.
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Einige DWD-Stationen meldeten im Juni sogar Tropennächte: In Berlin-Marzahn, Berlin-Tempelhof und Lindenberg, weiter südöstlich, gab es je vier Nächte, in denen die Temperaturen nachts nicht unter 20 Grad sanken. Bad Kreuznach, südwestlich von Mainz, zählte acht heiße Tage mit Temperaturen von mehr als 30 Grad. Den Tiefstwert verzeichnete dagegen am 1. Juni die DWD-Station Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge mit 0,5 Grad.
Mit rund 95 Litern Niederschlag pro Quadratmeter übertraf der Juni 2021 auch sein Niederschlagssoll von 85 Litern pro Quadratmeter der Referenzperiode 1961-1990 deutlich. Verglichen mit der Periode 1991-2020 lag das Plus sogar bei knapp 20 Litern. Dafür waren allerdings vor allem örtliche Gewitter verantwortlich, die teils extrem heftig ausfielen und oft von Starkregen, aber auch Hagel und schweren Sturmböen begleitet waren.
In den betroffenen Gebieten kam es dabei zu teils katastrophalen Verhältnissen. Die höchste Tagesmenge meldete am 23. Juni Nürtingen-Reudern, südöstlich von Stuttgart, mit 115 Litern pro Quadratmeter. Insgesamt fiel in Oberschwaben und an den bayerischen Alpen mit teils mehr als 250 Litern pro Quadratmeter der meiste Niederschlag. Im Großraum Berlin, dem mittleren Brandenburg und der Uckermark wurden dagegen mancherorts kaum 5 Liter pro Quadratmeter gemessen.
Die Sonne ließ sich reichlich blicken: Mit rund 260 Stunden übertraf die Sonnenscheindauer im Juni 2021 ihren Durchschnitt von 203 Stunden um 28 Prozent, also recht deutlich. Besonders sonnig war es auf Rügen sowie an der vorpommerschen Küste mit teils mehr als 330 Sonnenstunden. In Nordfriesland und in den zentralen Mittelgebirgen kamen dagegen den Angaben zufolge örtlich nur rund 210 Sonnenstunden zusammen. (Tsp, dpa, AFP)
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