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Am Bahnhof Köln/Bonn Flughafen.

© imago images/Future Image

Gewalt gegen Bahnbeschäftigte: „Klima der Angst und der Verunsicherung“

Die Eisenbahngewerkschaft fordert eine Datenbank für Übergriffe gegen Mitarbeiter. Die Bahn spricht von „kontinuierlich sinkender Hemmschwelle für Gewalt“.

Angesichts von Übergriffen und Gewalt gegen Bahn-Beschäftigte fordert die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft eine bundesweite Datenbank. In ihr sollen alle Taten, die im Bus- und Bahnbereich gemeldet werden, festgehalten werden. „So lassen sich schnell Problemlinien erkennen, auf denen möglicherweise zusätzliches Personal, insbesondere aus dem Bereich Sicherheit, eingesetzt werden sollte“, sagte Gewerkschaftsvorstand Kristian Loroch am Mittwoch in Frankfurt.

Die meisten Fahrgäste begegneten den Kollegen mit Respekt. Die wenigen anderen aber „sorgen für ein Klima der Angst und der Verunsicherung – oder werden sogar übergriffig. Und das werden leider immer mehr“, sagte Loroch.

Die Deutsche Bahn teilte mit, dass im Jahr 2018 2620 Angriffe auf Mitarbeiter gezählt wurden. Der starke Anstieg der vergangenen Jahre sei damit zwar deutlich gebremst. Es komme aber immer wieder zu verbalen und tätlichen Übergriffen gegen DB-Mitarbeiter, zum Beispiel bei Fahrkartenkontrollen, bei der Durchsetzung des Hausrechts sowie am Rande von Volksfesten, Großveranstaltungen und Fußballspielen.

Die Bahn beobachtet: Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen stellten Mitarbeiter im Kundenkontakt vor besondere Herausforderungen. „Der Umgangston ist rauer geworden, Attacken kommen oft unvermittelt“, heißt es. Etwa die Hälfte der Angriffe treffe Sicherheitskräfte.

Die meisten Attacken seien strafrechtlich gesehen einfache Körperverletzungen und ereigneten sich spontan. Schwere Verletzungen seien mit einem Anteil von sieben Prozent die Ausnahme und gingen infolge verschiedener Schutzmaßnahmen zurück.

Hans-Hilmar Rischke, Leiter Konzernsicherheit der Deutschen Bahn, sagte: „Für uns steht die Sicherheit unserer Kunden und Mitarbeiter an erster Stelle. Leider müssen wir auf die kontinuierlich sinkende Hemmschwelle für Gewalt reagieren. Deshalb geben wir unseren Mitarbeitern das nötige Selbstbewusstsein und regelmäßige Trainings, damit sie auch in schwierigen Situationen richtig reagieren und Konflikte beherrschen.“

Deeskalationstrainings gehören zur regelmäßigen Fortbildung der 20.000 Mitarbeiter mit Kundenkontakt, für Sicherheitskräfte zusätzlich auch Trainings zur Abwehr von Angriffen, wie die Bahn mitteilte.

Weil Gewalt nicht nur die Verkehrsbranche trifft, beteiligt sich die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft an der gewerkschaftsübergreifenden DGB-Initiative „Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch“. Deren Ziel sei es, Hilfestellung zu leisten und mit Prävention Aggression vorzubeugen.

Dabei allein dürfe es aber nicht bleiben, finden die Eisenbahner: „Aus unserer Sicht ist es Zeit für einen gesellschaftlichen Aufschrei. Wir alle müssen miteinander für eine sichere Mobilität eintreten und dürfen die Augen vor Übergriffen nicht länger verschließen.“ (dpa)

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