
© dpa/Ramon Espinosa
Krise durch Hurrikan „Oscar“ verstärkt: Sechs Tote nach Sturm auf Kuba – Vierte Nacht ohne Strom
Nach einem landesweiten Blackout verbringen zahlreiche Kubaner ihre vierte Nacht ohne Strom. Im Osten der Insel ist die Situation noch schwieriger. Es hört nicht auf zu regnen.
Stand:
Der tropische Wirbelsturm „Oscar“ hat im Osten Kubas mindestens sechs Todesfälle und schwere Schäden verursacht. In der Provinz Guantánamo seien ganze Landstriche überschwemmt und die Rettungskräfte könnten die betroffenen Gebiete nicht erreichen, sagte Präsident Miguel Díaz-Canel.
Nach Behördenangaben wurden mindestens 1.000 Häuser beschädigt. Zudem lag die sozialistisch regierte Karibikinsel mit rund zehn Millionen Einwohnern die vierte Nacht in Folge größtenteils im Dunkeln.
Am Freitag war das völlig marode Stromnetz auf Kuba zusammengebrochen. Nach Angaben des Präsidenten ist landesweit bislang erst gut ein Drittel der Elektrizitätsversorgung wiederhergestellt worden.
In der Hauptstadt Havanna haben demnach immerhin rund 90 Prozent der Anschlüsse wieder Strom. Da zu der Notlage noch die Sturmschäden hinzukommen, sagte Díaz-Canel seine geplante Teilnahme am Gipfeltreffen der sogenannten Brics-Staaten in der russischen Millionenstadt Kasan ab.
Einwohner müssen nach Sturm ihre Häuser verlassen
Vor dem Stromausfall gab es bereits ein Erzeugungsdefizit. In Teilen des Landes dauerten die täglichen Stromausfälle bis zu zwölf Stunden an. Das von der Kommunistischen Partei autoritär regierte Land erlebt seit mehreren Jahren eine seiner schwersten Wirtschaftskrisen seit der Revolution von 1959.
Wegen der Stromkrise und des Hurrikans „Oscar“, der am Wochenende Kubas Küste erreichte, bleiben auf der Insel nicht notwendige Aktivitäten mindestens bis Mittwoch eingestellt, wie die staatliche Zeitung „Granma“ berichtete. Der Sturm war am Sonntag als Hurrikan der niedrigsten Kategorie 1 von 5 an der östlichen kubanischen Nordküste auf Land getroffen.
Städte wie Baracoa, Imías und Maisí in der Provinz Guantánamo seien am stärksten betroffen gewesen, teilte die kubanische Regierung auf der Plattform X mit. In der Region habe „Oscar“ schwere Überschwemmungen verursacht. Betroffene Einwohner würden vom Zivilschutz aus überfluteten Orten evakuiert. Rund 1000 Häuser wurden demnach durch den Sturm beschädigt.
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Als Hurrikan der Kategorie eins erreichte „Oscar“ mit Windgeschwindigkeiten von fast 130 Stundenkilometern die Ostküste des Inselstaats in der Karibik, bevor er in der Nacht zum Montag zum Tropensturm herabgestuft wurde, wie das US-Hurrikanzentrum (NHC) mitteilte.
„Oscar“ bringt fast vier Meter hohe Wellen
„Oscar“ traf dem NHC zufolge am Sonntag um 17.50 Uhr Ortszeit (23.50 Uhr MESZ) auf Land. Dem kubanischen Staatsfernsehen zufolge waren die Wellen in der Nähe der Stadt Baracoa im äußersten Osten Kubas fast vier Meter hoch. Dächer und Hauswände wurden beschädigt und Strommasten und Bäume umgeweht.
Präsident Miguel Díaz-Canel hatte die Einwohner zuvor vor dem Hurrikan gewarnt und erklärt, die Behörden arbeiteten „mit Hochdruck daran, die Bevölkerung und die wirtschaftlichen Ressourcen“ vor „Oscar“ zu schützen.
Das von der Kommunistischen Partei autoritär regierte Land erlebt seit mehreren Jahren eine seiner schwersten Wirtschaftskrisen seit der Revolution von 1959. Unter anderem sind Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoff knapp. Dem Staat fehlt es für den Import an Devisen. Viele Kubaner flüchten ins Ausland, laut Regierung schrumpfte die Bevölkerung allein in den Jahren 2022 und 2023 um insgesamt fast zehn Prozent.
Proteste gegen die Stromausfälle
Am Sonntagabend waren die Bewohner der Hauptstadt Havanna in mehreren Stadtteilen auf die Straße gegangen, um ihre Unzufriedenheit kundzutun, wie Fotografen der Nachrichtenagentur AFP beobachteten.
„Macht das Licht an“, riefen dutzende Menschen, unter ihnen Frauen mit Kindern auf dem Arm, die im Viertel Santo Suárez mit Kochtöpfen laut protestierten. Im Zentrum von Havanna wurden Barrikaden aus Müll errichtet. In Onlinenetzwerken veröffentlichten Nutzer Videos von einer Demonstration in Manicaragua im Landesinneren, die AFP zunächst nicht auf ihre Echtheit überprüfen konnte.
Präsident Díaz-Canel räumte ein, dass die Situation des Stromnetzes „komplex“ bleibe und von einer starken „Instabilität“ gekennzeichnet sei.
Kubas Energieminister Vicente de la O sagte, voraussichtlich könne nach und nach bis Dienstag an allen Anschlüssen die Stromversorgung wiederhergestellt werden. Die Situation bleibe aber angespannt.
Wegen Problemen in einigen Kraftwerken, unter anderem durch starken Wind, musste ihm zufolge das Wiederhochfahren des Stromnetzes mehrmals neu gestartet werden. De la O machte das seit mehr als 60 Jahren geltende Embargo der USA dafür verantwortlich, dass Kuba weder genug Kraftstoff noch Ersatzteile für seine Kraftwerke kaufen könne. (dpa/AFP)
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