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Da sammelt sich schnell viel an in nur einer Woche.

© Mike Wolff

Blog: Einkaufen ohne Plastik: Taschentücher aus Bambus? Igitt

Eine Woche lang ohne Plastik einkaufen. Der Autor wagt ein spannendes Experiment im Berufsalltag und berichtet von Erfolgen und Unwägbarkeiten täglich im Blog.

Stand:

+++ Auf dem Markt ist es einfach +++ Müsli im Beutel im Bioladen: Mein Gott, was ist das? +++ Woche zwei, Tag eins: Plastikmüll ist Freiheit +++ Bilanz von Woche 1: Zweieinhalb Tüten Wegwerfplastik +++

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Claus Vetter
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Die Anfangsidee war eine andere: Eine Woche lang Plastikkäufe vermeiden. Die Öko-Hürden im Alltag bezwingen. Nicht mehr eben auf dem Heimweg hastig etwas Eingeschweißtes aus dem Supermarkt ins Körbchen werfen, sondern den Käse an der Biomarkt-Theke in mitgebrachte Glasbehälter legen lassen.
Tagesspiegel | Claus Vetter
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Experiment, Tag 7, Finale
Pommes sind immer Plastik

Der sonntägliche Spaziergang (ja, endlich mal frei) führt an einer Imbissbude am Schlachtensee vorbei. Mein Sohn will Pommes, die Bude unseres Vertrauens bietet die ohne Plastikstick an (hätten wir sosnt mit den Fingern gegessen). Aber ich sehe, wie die Pommes in einer Gefriertruhe in der Plastiktüte lagern. So ist das. Man benutzt auch Plastik, wenn man es nicht benutzen will. Der Abschlussbericht meines Versuches:
Einkaufen ohne Plastik einzukaufen, das klingt in unseren Breiten praktikabel: Geht der Konsument eben einfach dahin, wo wenig in Plastik Verpacktes angeboten wird. Im Biomarkt meines Vertrauens gibt es zum Beispiel Stoffbeutel zu kaufen, in die Gemüse, Obst und anderes abgefüllt werden können. Das Lieblingsknuspermüsli des Sohnes kostet 1,09 Euro pro 100Gramm.
Tagesspiegel | Claus Vetter
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Claus Vetter
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Experiment, Tag 6:
Taschentücher aus Bambus? Nö!

Der samstägliche Großeinkauf steht an und zwar sehr früh und noch vor der Arbeit. Die Frau sagt noch schnell, ich solle an Taschentücher denken. Tempos! Sie schlägt den lokalen Drogeriemarkt vor, den mit den zwei Buchstaben. Keine Chance, sage ich. Da habe ich etwas Besseres. Als ich dann eine Stunde später, mit zwei Beuteln mit Ware ohne Plastikverpackung, wieder daheim bin, präsentiere ich stolz meine plastefreie Taschentuchbeute. "Papierverpackung, Kunststofffrei, sind aus Bambus, Familienpaket", sage ich. Sie schaut auf die kleinen grauen Kratztücher. Antwort: "Die kannst Du allein benutzen."
Das Beispiel zeigt mir einmal mehr, dass der Verzicht auf Plastik eben vor allem auf Umstellung von Gewohnheiten basiert. Man kann nicht glauben, dass man weiter die gleichen Güter konsumieren kann. Klar. Stofftaschentücher haben kein Plastik, aber sie müssen ja gesäubert werden und verbrauchen so auch Energie. Auf manches muss man eben verzichten, wenn man auf Plastikverpackung verzichten will. Wasser aus dem Hahn ist ja genauso trinkbar wie aus der Flasche. Und dieses Beispiel belegt auch, dass der Verzicht auf Plastik nicht immer teuer sein muss.
Taschentücher ohne Kunststoff
Taschentücher ohne Kunststoff   Bild: Claus Vetter
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Claus Vetter
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Plastik-Serie Probleme & Potenziale
Teil 4: Schädlich - und giftig

Von Richard Friebe

Problem. Um Plastikmüll zu vermeiden, gibt es verschiedenste Möglichkeiten: Umsteigen auf andere Materialien, Mehrwegsysteme, recyclingfreundlichere Herstellung und die Nutzung biologisch abbaubarer Kunststoffe (siehe Text oben rechts). Ein großes Problem sind kaum recyclingfähige, aber häufig genutzte Verbundmaterialien aus verschiedenen Komponenten und Klebstoffen. Manche „Alternativen“ sind nicht sinnvoll, etwa das in Abbau und Verarbeitung extrem ressourcenverbrauchende Aluminium, dessen Verwendung als Verpackungsmaterial derzeit zunimmt. Bei anderen ist, obwohl sie gut recycelbar sind, fragwürdig, ob sie die Ökobilanz verbessern. Aus nur einem Material bestehende Folien etwa sind meist dicker, material- und energieintensiver. Fast immer sind umweltfreundlichere Materialien teurer als konventionelle.

Potenzial. Es gibt bereits Technologien für eine bessere Kreislaufwirtschaft, mit denen etwa im Abfall vermischte Kunststoffe effektiver getrennt werden können. Außerdem wird versucht, Methoden zu entwickeln, mit denen trotz Mischplastik im Ausgangsmaterial deutlich hochwertigere Recyclingprodukte als bisher möglich sind. Die Berliner Entsorgungsfirma Alba hat ein Verfahren entwickeln lassen, bei dem mithilfe von Zusatzstoffen ein hochwertiges Granulat entsteht. Die neuen gesetzlichen Regelungen der EU, die ab 2022 eine Plastik-Recyclingquote von 63 Prozent vorsehen, dürften in Industrie- und Entsorgungsunternehmen Innovationen beschleunigen.

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Claus Vetter
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Experiment, Tag 5 (II):

"Dann fotografieren wir Deinen neuen Müllberg"

Die Kollegin aus der Politik meint es ja nur gut, sie will den Plastik-Berg dieser Woche neben meinen Plastik-Berg aus der letzten Woche stellen - auf den Bildern in der Sonntagszeitung. Ich aber habe ja noch kein Plastik gesammelt in dieser Woche. Also dann doch nicht, sagt sie, wir überdenken das Layout für den Sonntagsaufmacher auf der "Weltspiegel"-Seite noch einmal...
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Plastik-Serie Probleme & Potenziale
Teil 3: Eine Packung, viele Schichten

Von Richard Friebe

Problem. Um Plastikmüll zu vermeiden, gibt es verschiedenste Möglichkeiten: Umsteigen auf andere Materialien, Mehrwegsysteme, recyclingfreundlichere Herstellung und die Nutzung biologisch abbaubarer Kunststoffe (siehe Text oben rechts). Ein großes Problem sind kaum recyclingfähige, aber häufig genutzte Verbundmaterialien aus verschiedenen Komponenten und Klebstoffen. Manche „Alternativen“ sind nicht sinnvoll, etwa das in Abbau und Verarbeitung extrem ressourcenverbrauchende Aluminium, dessen Verwendung als Verpackungsmaterial derzeit zunimmt. Bei anderen ist, obwohl sie gut recycelbar sind, fragwürdig, ob sie die Ökobilanz verbessern. Aus nur einem Material bestehende Folien etwa sind meist dicker, material- und energieintensiver. Fast immer sind umweltfreundlichere Materialien teurer als konventionelle.

Potenzial.
Es gibt bereits Technologien für eine bessere Kreislaufwirtschaft, mit denen etwa im Abfall vermischte Kunststoffe effektiver getrennt werden können. Außerdem wird versucht, Methoden zu entwickeln, mit denen trotz Mischplastik im Ausgangsmaterial deutlich hochwertigere Recyclingprodukte als bisher möglich sind. Die Berliner Entsorgungsfirma Alba hat ein Verfahren entwickeln lassen, bei dem mithilfe von Zusatzstoffen ein hochwertiges Granulat entsteht. Die neuen gesetzlichen Regelungen der EU, die ab 2022 eine Plastik-Recyclingquote von 63 Prozent vorsehen, dürften in Industrie- und Entsorgungsunternehmen Innovationen beschleunigen.

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Claus Vetter
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Experiment, Tag 5:
Zwischen Befreiung und Beklemmung

Gerade haben wir beim Tagesspiegel besprochen, wie wir dann den Teil zwei (ohne Plastik) nach Teil eins (mit Plastik, vor einer Woche am Sonntag im Blatt) in die Zeitung bringen. Ich werde auf 140 Zeilen noch einmal alles zusammenfassen, was ich hier Tag für Tag schildere. Darauf freue mich schon.
Je länger das Experiment läuft, desto mehr stoße ich an Grenzen. Ich weiß, dass die Woche "ohne" nur so gut läuft, weil ich auf bestimmte Güter verzichte. Doch irgendwann werde ich mir wieder Dinge kaufen müssen, an denen Plastik dran ist. Das Klopapier hät ja nicht für ewig (obwohl, gibt es auch in Papier eingewickelt). Ich werde heute nach dem Dienst mal danach forschen in meiner Gegend.
Aber die Wochen beeinflussen meine Stimmung, es hat etwas Befreiendes, auf den Müll zu verzichten. Ich denke, ich verändere mein Verhalten durch diese Woche. Plastik wird künftig weniger gekauft als vorher, so viel steht für mich schon jetzt fest.
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Claus Vetter
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Wir müssen unser Konsumverhalten ändern

Wenn wir an der Zukunft interssiert sind. Mehr als die Hälfte der Deutschen ist 2019 zu guten Vorsätzen in puncto Klima bereit:
Eines ist klar: Ohne einen veränderten, bewussteren Lebensstil lässt sich der Klimawandel nicht aufhalten. Das sieht auch die Mehrzahl der Deutschen so. 52 Prozent sind bereit, in den nächsten zwölf Monaten einheimische und saisonale Produkte zu kaufen sowie ihren Abfall wiederzuverwerten. 51 Prozent wollen weniger Abfall produzieren.
Tagesspiegel
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Claus Vetter
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Einer der schmutzigsten Branchen...

... ist die Bekleidungsindustrie, ein Teil der "Plastikbranche", deshalb wird dort zumindest schon mal darüber nachgedacht, wie es mit weniger Gift gehen könnte. Acht Prozent unseres globalen Ausstoßes von Treibhausgasen geht auf das Konto der Textilindustrie, das sei höher als bei internationaler Luftfahrt und Schifffahrt zusammen, mahnt Greenpeace.
Sehr interessanter Artikel (siehe unten) und passend zum Thema, weil ja in dieser Woche in Berlin Modewoche ist:
Zwei große Themen dominierten diese achte Ausgabe der FashionTech: Digitalisierung und Umweltschutz. Im Obergeschoss des Kraftwerks Mitte präsentierte sich eine Branche mit vielversprechenden Business- und Produktideen, wie sich das Internet besser für die Geschäfte nutzen und die Umwelt durch konsequentes Recycling schonen lässt.
Tagesspiegel
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Experiment, Tag 4: Versteckter Feind -
oder wo überall Plastik drinsteckt

Etwas naiv bin ich heute morgen in die Plastikfalle getappt. Mineralwasser aus der Glasflasche klingt ja gut, kommt aber auch nicht ohne Plaste aus. Nämlich am Flaschenkopf, zur Dichtung gibt es dort einen Plastik- oder (selten heutzutage) Gummiring. Dessen war ich mir bewusst, daher wählte ich ein anderes Produkt. Von außen war nicht ersichtlich, dass sich da Plastik am Deckel versteckte. Die Überraschung gab es dann beim Öffnen.
Ich lege es dann beiseite und sammle es (siehe Bild). Bilanz folgt dann am Wochenende. Aber nicht, dass Sie jetzt sagen: Warum geht der nicht an den Kran und/oder sprudelt sich daheim das Wasser? Mache ich doch, ich trinke seit Sonntag ausschließlich vom Wasserhahn. Das Mineralwasser war ein Auftragskauf der Familie. Es zeigt eben, dass es ganz schwer ist, dem Plastik aus dem Wege zu gehen. Zum Teil versteckt sich der Feind geschickt.
Bild: Claus Vetter
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Experiment , Tag 3: Müsli im Jutebeutel - 
oder wie ich ("mein Gott") einen Kassenstau verursache


Mein von mir häufig besuchter Biomarkt ist stark daran orientiert, den Verpackungswahn zu vermeiden. Gleich am Eingang gibt es einen großen Bereich mit Glasgefäßspendern, aus denen sich Nüsse, Müsli und ähnliche Lebensmittel abfüllen lassen. Es gibt sogar Gläser und Jutebeutel zu kaufen. Und das Beste: Das Lieblingsknuspermüsli des Sohnes gibt es auch. Also rein damit in den Beutel, rund 500 Gramm zu 1,09 Euro pro 100 Gramm. Macht also 5,45 Euro so etwa. Nicht so günstig, als wenn man es abgepackt in Plastik kauft. Da braucht man circa 1,50 Euro weniger. Aber was soll es, ab zur Kasse. 
Und jetzt geht das Drama los
Der Beutel bleibt auf dem Scanner liegen. "Was ist das?", fragt die Kassiererin. "Knuspermüsli". Pause. "Mit Kirschen?", fragt sie. "Nein, mit Beeren." Längere Pause, sie schaut nach und findet nix in ihren Listen. Ich: "Ich gehe mal nachschauen." Ich eile zum Müsli in den Ladenbereich, mache ein Foto. "Beerenknuspermüsli". Ich zeige es ihr. Sie: "Oh, mein Gott!" Hinter mir wird die Kassenschlange länger, im Hintergrund sehe ich eine Mitarbeiterin durchs Bild huschen. "Kommen Sie bitte auch an diese Kasse." Ich bin plötzlich allein an meiner Kasse - fast, die Kassierin ist ja auch noch da. Es ist, nach gefühlt zehn Minuten, der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mich erklären muss. "Ich wollte eben Müsli ohne Plastikverpackung einkaufen." Sie seufzt. Aus Mitleid oder aus Resignation? Längere Pause, wir schweigen. Die Mitarbeiterin tippt irgendwas ein. Das Müsli kostet insgesamt 2,49 Euro. Kann ja nicht sein, ich weise sie drauf hin. Sie zuckt mit den Schultern: "Anders geht es halt nicht."
Es ist das erste richtig schräge Einkaufserlebnis seit dem Plastikverzicht, aber ich komme wieder, da bin ich gnadenlos. Mit Beutelchen, so 500 Gramm vernichtet mein Sohn in drei Tagen. 
Müsli abgefüllt, noch geht alles gut.
Müsli abgefüllt, noch geht alles gut.   Bild: Vetter
Dann aber: Stau an der Kasse.
Dann aber: Stau an der Kasse.   Bild: Vetter
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Claus Vetter
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Plastik-Serie Probleme & Potenziale
Teil 2: Plastik im Handel

Von Richard Friebe

Problem. Dass in Spielzeug viel Plastik steckt und dass auch viel davon in Plastik verpackt wird, dürfte allgemein bekannt sein. Bei Softdrinks allerdings ist die „Plastik-Intensität“, die (hoffentlich) nur von der Verpackung stammt, überraschend hoch.Der hohe Plastikanteil bei Massenprodukten ist unter anderem darin begründet, dass Plastik nach wie vor sehr billig herzustellen ist und wenig wiegt. In einigen der genannten Produktklassen werden großteils Verbundmaterialien aus verschiedenen Kunststoffen, Klebern und anderen Komponenten verwendet, die kaum oder gar nicht recyclingfähig sind. Bei vielen Produkten, die nicht unbedingt aus Plastik hergestellt oder in Plastik verpackt werden müssen, spielen Bequemlichkeit und Gewöhnung eine große Rolle. Systeme, die auf weniger und nachhaltigere Verpackungen ausgelegt sind, wären für Handel und Logistik mit hohen Anfangsinvestitionen und wahrscheinlich auch höheren laufenden Kosten und Personalaufwand verbunden.

Potenzial. Plastik befindet sich auch in dauerhaft verbautem Kunststoff, der, solange er nicht zu Müll wird, weniger problematisch ist. Großes Potenzial zur Vermeidung von Plastik besteht bei den Softdrinks – denn Cola lässt sich bekanntermaßen auch in Glasflaschen abfüllen. Das gilt auch für andere Produktgruppen, die nicht per se aus Kunststoff bestehen oder darin verpackt sein müssen. Kleidung beispielsweise, bedeutende Quelle für Mikrokunstofffasern in der Umwelt, lässt sich komplett ohne Plastik herstellen.

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Claus Vetter
Author Claus Vetter

Experiment, Tag 2 (II): Masochismus ist nix für mich

Nicht inspiriert im Reformhäuschen ist schlecht. Ratatouille ist der Spontanplan, geht nicht, weil die Paprika tatsächlich eingeschweißt ist. Und das hier, sonst ist alles lose zu haben an Gemüse. Egal. Wir essen dann mal Brot und so und etwas Salat. Aber halt: "Bitte nicht das Preisschild mit Tesa ans Brotpapier pappen. Und überhaupt, ist Brotpapier nicht beschichtet. Lassen Sie mal alles, ich zahle sofort. Ich nehme es so." 
Ich stelle fest, die Diskussion um diesem Blog läuft und nehme zwei Dinge mit zum Großeinsatz im Bio-Supermarkt am Mittwoch: Leinenbeutel fürs Gemüse (die habe ich nämlich) und das Vorhaben, weniger Masochismus vor mir herzutragen. Es macht ja auch Spaß. Dort werde ich alles bekommen, was ich will. Selbst Klopapier ohne Plasikkokon. Am Mittwoch besonders, denn da habe ich frei - oder besser gesagt, gehe nicht ins Büro. Und wenn kein Trainer gefeuert wird, lassen mich die Kollegen auch in Ruhe. 
Paprika geht hier und heute nicht
Paprika geht hier und heute nicht   Bild: Vetter
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Experiment, Tag 2: Auf Entzug

Der Dienstag auf der Arbeit beginnt heiter, im Flur sprechen mich immer mehr Kolleginnen und Kollegen auf die Geschichte an, war ja am vergangenen Sonntag auch nicht zu übersehen. Eine Kollegin möchte "nicht tauschen, Sie Armer". So ganz ohne Plastik, geht ja nicht, sagt sie. Ich erkläre ihr: Idee des Versuchs war, so wenig Wegwerfplastik anzuschaffen wie es nur geht. Dass ich am Ende bei Zero rausgehe, erscheint mir kaum möglich. Es sei denn, ich gehe nur dorthin einkaufen, wo wenig oder fast kein Plastik verkauft wird. Aber wenn ich dafür 20 Kilometer weit fahren muss, macht das öklogisch keinen Sinn. Oder es sei denn, ich nehme das Fahrrad (aber auch da gibt es Verschleiß und Elemente aus Plastik, die nachgekauft werden müssen). Es geht ja um einen Alltagstest.

Komme mir immer mehr wie ein Raucher auf Nikotinentzug vor. Das nächste Stück Plastik rauche ich noch nicht. Ich bleibe hart. Versprochen.
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Experiment, Tag 1: Milch aus der Flasche, einfach. Aber: Plastik ist Freiheit

Der Montag hat gut begonnen, der Verzicht auf die Plastikmilchdöppen ist einfach. Ich hole mir im Büro angekommen den Morgenkaffee aus der großen Maschine, dort hat die Kantine eine große Kanne mit Milch aufgestellt. Oft habe ich die verschmäht, offene Milch. Keime und so. Aber jetzt muss ich ja, zumal mich auch schon die erste Kollegin mustert, die hat am Sonntag den Tagesspiegel gelesen (und den Artikel zu meinem Experiment). Sie steht neben mir an der Maschine und hat einen "Er-wird-doch-nicht"-Blick aufgesetzt. Nein, in keinem Fall, wer wird nicht. Milch ab jetzt nur noch aus Glasflaschen. Einfach, merke ich mir für den abendlichen Einkauf.

Der frühe Abend wird anstrengender als erhofft. Den Sohn spät aus dem Schulort abgeholt und noch schnell beim lütten Biomarkt unweit des Hauses hereingepoltert. Junior schreit nach Flammkuchen aus dem Tiefkühler. No way! Es gibt spanische Tortilla. Lose Eier, lose Kartoffeln. Nüscht mit Plaste. Einfach. An der Kasse scheitere ich trotzdem fast. Kartoffeln im Plastiknetz, ich Knalltüte. Moment, ich haste zurück. Sehe kleine Plastiktüten für die lose Linda. Nicht mit mir, acht große Kartoffeln in den blanken Händen rausche ich zur Kasse und ernte ein wenig mitleidige Blicke. Geschafft. Morgen wird nicht einfacher. Ich fürchte mich ein wenig vor dem Dienstag, da muss ich noch länger arbeiten.  Was sage ich meinem Sohn, wie weit kann ich die Kleinfamilie übrehaupt einbeziehen.

Plastikkonsum ist für die wohl auch ein Stück Freiheit, das ich ihnen jetzt nehme, denke ich.

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Claus Vetter
Author Claus Vetter

Plastik-Serie Probleme & Potenziale,
Teil 1: Deutschland im Vergleich

Von Richard Friebe

Problem. Immer mehr Einzelhaushalte, wachsender Wohlstand und Online-Handel, Hygienebewusstsein und auch die Gewissensberuhigung durch das deutsche Mülltrennungssystem haben dazu geführt, dass immer mehr Verpackungsmüll anfällt. Die Zahlen sind, je nach Statistik, unterschiedlich. Unbestritten ist aber, dass die Bundesrepublik – unter anderem mit der ersten Verpackungsverordnung 1991 – in den frühen neunziger Jahren Vorreiter bei Mülltrennung und Recycling war. Heute ist Deutschland einer der größten Verpackungsmüllproduzenten und beim Recycling nur noch gehobenes Mittelmaß. Nach Berechnungen des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung landen in Deutschland trotz Recyclings und Müllverbrennung bis zu 3,5 Kilogramm Kunststoffabfall pro Kopf und Jahr in der Umwelt, und ein nicht unerheblicher Teil davon letztlich im Meer.

Bild: Fabian Bartel
Potenzial. Große Teile des Mülls werden „energetisch verwertet“, also in Spezialanlagen verbrannt, in denen die Emissionen minimiert und Deponien kaum noch gebraucht werden. Durch die Verpackungsverordnung hat sich ein nach dem Verursacherprinzip funktionierendes Entsorgungs- und Recyclingwesen mit hoher Kompetenz und vielen Arbeitsplätzen entwickelt, das auf strengere Gesetze – oder höheren Bedarf aufgrund von Müllimporten in andere Länder – effektiv reagieren könnte. Der durch China verhängte Importstopp für Plastikmüll setzt Europa unter Druck, Plastik zunehmend zu vermeiden und selbst zu recyclen.
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