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Ich habe verstanden: Matthias Kalle fragt sich, ob Philipp Rösler weiß, was er will

Der Gesundheitsminister sollte ein politisches Amt nicht mit einem Beliebtheitswettbewerb oder mit einer Castingshow verwechseln.

Am Montagabend war Philipp Rösler zu Gast in der Sendung "Beckmann" und es machte Sinn, dass die Berufsbezeichnung des 36-Jährigen oft eingeblendet wurde. Rösler ist demnach Bundesgesundheitsminister, und was Sinn und Zweck dieses Jobs ist, dass wurde mir im Laufe der Sendung zunehmend schleierhafter.

Rösler musste etwas sagen, zu den Beitragserhöhungen der Krankenkassen, zum Gesundheitssystem überhaupt, zur Situation der Pflege in Deutschland - zu all dem wäre die Sicht des Bundesgesundheitsministers interessant gewesen. Was wären seine Ideen, seine Lösungen? Man erfuhr davon nichts, denn Rösler verfiel von Beginn an in ein Mantra, dass er schlafwandlerisch sicher wiederholte: Er könne allen Versicherten nur dazu raten, ihre Krankenkassenkosten "zu überprüfen, und gegebenenfalls zu wechseln". Ach so.

Rösler ist bei der FDP, er ist ein Marktliberaler - aber ist er deshalb auch schon ein Versicherungsvertreter? Während der Sendung hatte man den Eindruck, er würde Beckmann gleich mal ein paar Infobroschüren rüber reichen. Aber dann sagte er folgenden Satz: "Wenn es nicht gelingt, ein vernünftiges Gesundheitsversicherungssystem auf den Weg zu bringen, dann will mich keiner mehr als Gesundheitsminister haben."

Das ist zwar vollkommen richtig - aber warum sagt Rösler diesen Satz? Zum einen, weil er wie Karl-Theodor zu Guttenberg zur Fraktion der Kokettierer gehört. Zu denen, die etwas sagen, was sie gar nicht meinen, nur um Bestätigung von außen zu bekommen. Röslers Problem ist nur: er bekommt keine Bestätigung - niemand sagt: "Herr Minister! Sie müssen bleiben! Treten Sie nicht zurück! Sie sind der Einzige, der diesen Job erledigen kann!"

Warum auch? Rösler ist 36 Jahre alt. Er ist Bundesgesundheitsminister. Wenn so einer nicht ackert bis zum Umfallen, wenn so einer nicht demütig versucht, das Beste aus diesem Amt zu machen, wenn so einer eben nicht danach schielt, ob man ihn "haben will" - dann stimmt mit ihm etwas nicht. Dann verwechselt er ein politisches Amt mit einem Beliebtheitswettbewerb oder mit einer Castingshow. Aber das hier ist nicht "Deutschland sucht den Superminister" und es ist ein Armutszeugnis für die Jungen, dass die das schlichtweg nicht wahrhaben wollen.

Am Ende der "Beckmann"-Sendung redete Rösler dann noch über seinen Traum. Der Traum sieht so aus: Wenn er 45 ist, dann soll bitte Schluss sein mit der Politik. Er könne sich vorstellen, dann "bei einer Stiftung" zu arbeiten. Und als Rösler davon erzählte, da glänzten seine Augen, da wirkte er wie ein kleines Kind, das von dem Playmobilschiff schwärmt, dass es sich so doll wünscht.

Überprüfen - und gegebenenfalls wechseln. Keine schlechte Idee.

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