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© dpa

Musik: Mit Hippie-Eltern und Visionen

Sie war Platz eins in den deutschen Charts – und hat noch viel mehr vor. Eine Begegnung mit der dänischen Sängerin Aura Dione

Ein trister Wintertag im Dezember, der einen mit seiner trübseligen Mischung aus Grau und Grau nicht gerade erheitert. Im „Radisson“-Hotel an der Karl-Liebknecht-Straße in Mitte bevölkern Menschen in dicken Mänteln den Eingangsbereich. Der Schnee, den sie von der Straße hineingetragen haben, verwandelt sich auf dem Marmorboden zu unansehnlichem Matsch. Nur eine Person scheint hier gute Laune zu haben: die dänische Sängerin Aura Dione. Auf knöchelbrecherisch hohen Plateauschuhen tippelt sie durch die Halle in einen Nebenraum, wo ein Fotograf seine riesige Blitzlichtanlage aufgebaut hat. Fotoshooting für eine Modezeitschrift.

Für Aura Dione, 23, gehören solche Termine mittlerweile zum Alltag. Gerade ist sie ein gern gesehener Gast in Berlin, zum Auftakt der Fashion Week saß sie bei der Modenschau des Labels Schumacher in der ersten Reihe. Der dänischen Musikerin gelang im Dezember mit ihrer Single „I will love you monday“ der Sprung auf Platz eins der deutschen Charts – und damit der Beginn einer internationalen Karriere. Im Februar geht Aura erstmals auf Tour. In Berlin tritt sie am 8. Februar im „Lido“ auf. Es ist jedoch nicht ihre erste Show in der Hauptstadt. Bereits vergangenen November spielte sie im Grünen Salon der Volksbühne, aber nur für geladene Gäste.

In ihrer Heimat wird sie bereits seit längerem gefeiert. Ihr Debütalbum „Columbine“ erschien dort bereits 2008. Wegen ihrer Musik, einer Mischung aus Pop, Country und Folk. Und wegen ihrer extravaganten Outfits. An diesem Dezembertag trägt Aura ein bodenlanges gemustertes Kleid. Und Highheels mit Barbieköpfen drauf – in den Haaren. Die Schuhe hat sie effektvoll in ihrer Turmfrisur befestigt. Wie lange man für so was braucht? „45 Minuten“, sagt Aura, ihr Mund verzieht sich zu einem breiten Lächeln, „ich habe darin schon Übung.“ Und dann erzählt sie, dass sie sich bereits während ihrer Schulzeit in Kopenhagen sehr auffällig gekleidet hat. Offenbar eine familiäre Eigenheit: Ihre Eltern waren Hippies und ebenfalls Künstler, mit einer Vorliebe für ausgefallene Outfits. Aura, dem Nesthäkchen, haben sie das mitgegeben. Ihr älterer Bruder, erzählt sie, sei im Gegensatz zu ihr sehr bodenständig.

Sie habe schon immer Musikerin werden wollen, sagt Aura, schon als Kind habe sie erste Songs geschrieben. Dass ihr Traum nun tatsächlich wahr wird, überrascht sie nicht unbedingt. „Ich wusste, dass meine Single gut ist – ich habe sie ja selbst geschrieben. Dass sie auch anderen gefällt, freut mich natürlich um so mehr.“ Sie sei froh, Menschen im Musikgeschäft begegnet zu sein, die ihr nicht in ihre Lieder, in ihre Vision hineinzureden versuchten. Die sie ihr Ding machen ließen. Die sie nicht zu formen versuchten. „Ich bin eine Künstlerin“, sagt Aura Dione mit selbstbewusster Stimme. „Ich will mich nicht in eine Schublade packen lassen, von niemandem.“ Wer sie so sprechen hört, der weiß, dass es besser ist, ihr nicht reinzureden. Da passt es auch ins Bild, dass sie ihren richtigen Vornamen nicht verraten will: „Der spielt doch keine Rolle.“ Nur so viel: Bei dem Nachnamen handelt es sich um den Mädchenname ihrer Mutter.

Zu ihren Vorbildern zählt Aura Dione Antony Hegarty, Schwulen-Ikone und Frontmann von Antony and the Johnsons. Und – wen wundert’s – Lady Gaga. Letztere sei eine der wenigen ernst zu nehmenden Künstlerinnen der vergangenen Jahre. Angesprochen auf die zumindest optisch auffällige Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Superstar reagiert die Sängerin jedoch verhalten – und beharrt auf ihrer Einzigartigkeit.Nana Heymann

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