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Der Vorsitzende Richter Michael Lemke vor Prozess-Beginn im Saal des Landgerichts Flensburg.

© dpa

Prozess um fünffachen Babymord: Mutter: „Das Leben ging einfach so weiter“

In Flensburg ist der Prozess gegen eine Mutter eröffnet worden, die fünf ihrer sieben Babys getötet hat.

Flensburg - Fünf Richter, ein Staatsanwalt, ihr Verteidiger, die Anwältin ihres Mannes und die Gerichtsreporter hängen an ihren Lippen. Sogar ein Psychiater ist im Gerichtssaal. Er will ergründen, was in der 29-jährigen Annika H. vorgegangen ist, als sie fünf ihrer sieben Babys tötete. Annika H. muss sich seit Montag wegen Totschlags vor dem Landgericht Flensburg verantworten. Warum hat diese Frau so etwas getan? Annika H. führt das, was man ein geordnetes Leben nennt. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann, 35 Jahre, und ihren beiden Töchtern, acht und zehn Jahre alt, im schleswig- holsteinischen Husum. „Mit der Mutter- und Hausfrauenrolle ist sie wunderbar zurechtgekommen“, sagt ihre Mutter, Kirsten D., am Montag vor Gericht. Annika H. sei „immer fröhlich und ausgeglichen“ gewesen.

Seit ihrer Kindheit mache sie die Dinge mit sich selbst aus, sagt Annika H. vor Gericht. Auch in ihrer Ehe redet das Paar nicht wirklich miteinander. Zum Beispiel über Verhütung. „Ich hatte immer schon das Gefühl, dass ich alleine bin und viele Sachen eben nur mit mir ausmachen konnte“, sagt sie. Eine beste Freundin habe sie nie gehabt. Niemand habe all die Schwangerschaften bemerkt. Glaubt man der Angeklagten, dann habe nicht mal sie selbst sie wahrgenommen. „Für mich war ich einfach nicht schwanger“, sagt sie und hört nicht mehr auf zu weinen.

„Das Leben ging einfach so weiter“, schluchzt sie. Annika H. hat sich im September selbst der Polizei gestellt. Beamte hatten sie zuvor routinemäßig wegen der toten Babys um eine Speichelprobe gebeten. Das Gericht hat vier Verhandlungstage angesetzt. Wiebke Ramm

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