zum Hauptinhalt

Japan: Nachbeben sorgen erneut für Panik

Einen Tag nach dem zerstörerischen Erdbeben im Westen Japans haben zahlreiche Nachbeben die Bevölkerung in Panik versetzt. Die Zahl der Verletzten stieg auf mindestens 214.

Stand:

Wajima - Mehr als 200 Nachbeben erschütterten die Region, wie die Behörden mitteilten. Die stärksten Beben hätten Stärken von 4,8 und 5,3 auf der Richterskala gehabt. Bei dem Erdstoß der Stärke 6,9 am Sonntag war eine 52 Jahre alte Frau getötet worden. Mindestens 193 Menschen wurden nach neuesten Angaben zum Teil schwer verletzt. Rettungskräfte suchten in den Trümmern nach möglichen weiteren Opfern und versuchten, die unterbrochenen Wasser-, Strom- und Telefonleitungen wiederherzustellen.

Das stärkste Nachbeben erschütterte vor allem die Halbinsel Noto, 300 Kilometer nordwestlich von Tokio, wie das Wetteramt mitteilte. In der Hafenstadt Wajima im Zentrum des Erdbebengebietes, waren Soldaten, Feuerwehrleute und Polizisten im Einsatz, um in den Trümmern nach möglichen Vermissten zu suchen. Außerdem versuchten sie, die bereits seit Sonntagvormittag unterbrochene Wasserversorgung wiederherzustellen. Auf einer zerstörten Autobahn saßen am Montag noch immer rund 130 Menschen fest.

560 Gebäude beschädigt

Das Wetteramt warnte davor, dass beschädigte Gebäude aufgrund von Nachbeben einstürzen könnten. Nach offiziellen Angaben waren durch das Erdbeben vom Sonntag 560 Gebäude beschädigt worden, davon fast 200 schwer. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sagte umfassende Hilfe für die Betroffenen zu und versprach einen raschen Wiederaufbau in der zerstörten Region.

Die neuen Erschütterungen verursachten vor allem unter den rund 2600 Menschen Panik, die durch das Beben vom Sonntag ihr Obdach verloren hatten und in Notunterkünften untergebracht waren. "Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen", sagte Chiezo Seto, dessen Haus durch die Erdstöße am Sonntag zusammengebrochen war. "Ich bin bei jedem Nachbeben ängstlich aufgewacht."

"Nur Glück trennt manchmal das Leben vom Tod"

Viele Menschen wurden bei den Aufräumarbeiten an ihren beschädigten Häusern von den Nachbeben überrascht. Der 73-jährige Masayuki Omoto sagte, er sei gerade aus seinem Holzhaus herausgekommen, als wenige Sekunden später die Erde bebte und sein Haus hinter ihm zusammenfiel. "Ich bin gerade noch einmal davongekommen", sagte Omoto. "Ich weiß nicht, wieso ich gerade in dem Moment aus dem Haus ging. Nur Glück trennt manchmal das Leben vom Tod." Der Unternehmer Shogoro Hashiura war erleichtert, dass das schwere Erdbeben an einem Sonntag stattfand: Die Lagerhalle, in der werktags 15 Angestellte arbeiteten, sei komplett zusammengestürzt, berichtete er.

Japan wird aufgrund seiner geographischen Lage an der Schittstelle von vier tektonischen Platten häufig von Erdbeben erschüttert. Das ostasiatische Land zählt ein Fünftel der weltweit registrierten schwersten Beben. Wegen der großen Erdbebengefahr gelten in Japan strenge Bauvorschriften, ohne die es vermutlich am Sonntag weit mehr Opfer gegeben hätte. Im Januar 1995 waren bei einem Beben der Stärke 7,3 in der Stadt Kobe mehr als 6000 Menschen ums Leben gekommen.

(tso/dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })