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Weltraumforschung: Nasa findet Wasser auf dem Mond

Das Eis ist gebrochen: Eine Nasa-Sonde findet Wasser in einem tiefen Mondkrater – es lag wahrscheinlich als Eisklumpen am Boden.

Berlin - Die Enttäuschung war groß als vor fünf Wochen eine Raketenstufe gezielt auf dem Mond einschlug. Die Nasa-Wissenschaftler hatten gehofft, dass dabei nicht nur massig Staub aufgewirbelt wird, sondern auch Wassereis, das in der ewigen Dunkelheit des Cabeus-Kraters vermutet wurde. Doch beim „public viewing“ in einigen US-Sternwarten und vor Computern in aller Welt, die den Videostream der Nasa auf den Bildschirm holten, wollte keine Begeisterung aufkommen. Die große Wolke, mindestens zehn Kilometer sollte sie sein, blieb aus.

Etwas Mondstaub wurde aber dennoch aufgewirbelt, meldeten die Messgeräte der Sonde „LCROSS“ (Lunar Crater Observation and Sensing Satellite) damals. Sie war der Raketenstufe im Abstand von vier Minuten gefolgt, hatte das Wölkchen durchquert und dabei so viele Messwerte wie möglich zur Erde gefunkt, bevor sie selbst auf dem Mond zerschellte. Die Experten hätten sich nahezu ohne Pause durch den großen Datenwust gekämpft, sagte der Nasa-Chefwissenschaftler Anthony Colaprete am gestrigen Freitag – und machte endlich das Resultat öffentlich: Auf dem Mond, zumindest im Cabeus-Krater, gibt es Wasser.

„Wir sind verzückt“, sagte Colaprete. „Wir können noch nicht sagen, in welcher Menge und Konzentration das Wasser vorlag, aber soviel ist sicher: Cabeus enthält Wasser.“

Bereits in der Vergangenheit hatten Mondforscher mit verschiedenen Verfahren zumindest indirekt nachgeweisen, dass es Wasser auf dem Erdtrabanten gibt.

Größere Ansammlungen vermuteten sie in Form von Eis am Grund tiefer Krater. Dort, wo niemals ein Sonnenstrahl hingelangt, der das Wasser verdunsten könnte. Solche ewig dunklen Löcher finden sich vor allem in Polnähe. Denn dort steht die Sonne nur sehr flach am Himmel, egal wie sich der Erdtrabant dreht und wendet.

Eine dieser vermeintlichen Eisfallen sollte die LCROSS-Mission ansteuern, die am 18. Juni vom Kennedy-Space-Center gestartet wurde. Bis kurz vor Schluss blieb die „Centaur“-Oberstufe der Mondrakete mit der Forschungssonde verbunden und holte in weiten Schwüngen Anlauf für den geplanten Absturz auf den Erdtrabanten.

Derweil diskutierten die Nasa-Forscher, welcher Krater die besten Chancen für einen Erfolg bot. Schließlich einigte man sich auf Cabeus, der sich unweit des lunaren Südpols befindet und knapp 100 Kilometer Durchmesser hat. Wenige Stunden vor dem furiosen Ende der 79 Millionen-Dollar-Mission trennte sich der Satellit von der Raketenstufe, um deren Zerstörungswerk genau zu dokumentieren.

Zahlreiche Spektrometer analysierten das Licht, das von der Staubwolke reflektiert wurde. Je nachdem wie stark die einzelnen Wellenlängen vertreten sind, lässt sich ableiten, welche chemischen Bestandteile im Staub enthalten sind. „Die Spektren, die wir gemessen haben, verweisen eindeutig auf Wasser“, sagte Colaprete. „Eine Kontamination durch Centaur können wir ausschließen.“

Wenn die Nasa-Daten stimmen und es wirklich Wassereis auf dem Erdtrabanten gibt, bleibt immer noch die Frage: Wie kam es dorthin? Als schlüssigste Erklärung gelten derzeit abgestürzte Kometen, deren Kern unter anderem aus festem Wasser, Kohlendioxid und Ammoniak besteht. Im Laufe der rund 4,5 Milliarden Jahre langen Geschichte des Mondes könnte sich so einiges angesammelt haben.

Auch wenn Wasser auf der Erde gelegentlich als „Lebenselixier“ bezeichnet wird – dass die Vorkommen auf dem Mond eine wie auch immer geartete Lebensform ermöglichten, ist sehr zweifelhaft. Anders als auf dem Mars, wo früher Flüsse strömten, kommt die Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff auf dem Erdtrabanten nur im festen oder gasförmigen Zustand vor. Außerdem braucht Leben noch mehr Zutaten. Die extrem dünne Atmosphäre, die den Namen nicht einmal verdient, kann weder Wasserdampf an der Flucht ins All hindern, noch bietet sie ausreichend Schutz vor kosmischer Strahlung. Auch die Temperaturen sind unwirtlich: Sie schwanken zwischen Tag und Nacht um gut 250 Grad.

Dennoch zieht es Menschen dorthin. Vorkommen von Wassereis würde ihnen das Leben sogar erleichtern. Es könnte für den Bau und Betrieb von Mondstationen benutzt werden und müsste nicht zu exorbitanten Preisen von der Erde herangeschafft werden.

Ob es so bald eine Grundsteinlegung in 380 000 Kilometer Entfernung gibt, ist jedoch zweifelhaft. Die Nasa jedenfalls hat enorme Probleme, die Rückkehr von Astronauten zum Mond umzusetzen. Damit wie geplant am Ende des nächsten Jahrzehnts Raumfahrer dort landen können, müssten rund 30 Milliarden Dollar extra aufgewandt werden, hatte unlängst eine Expertenkommission errechnet. Wobei das nicht die erste Kostenschätzung in der Raumfahrt wäre, die nach oben korrigiert werden muss. Umso unwahrscheinlicher ist es, dass die Nasa planmäßig Mitte der 2020er-Jahre eine bemannte Station eröffnen wird.

In anderen Raumfahrtnationen ist die Lage nicht besser. Japan, Indien und sogar China schicken zwar unbemannte Sonden auf den Mond, aber für bemannte Flüge fehlt ihnen das Geld. Daran ändern auch die Eisklumpen des Cabeus nichts.

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