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Friedhof

© dpa

Jackson-Ruhestätte: Neben Sammy Davis jr.

Foreverland: Michael Jacksons letzte Ruhestätte liegt auf einem der exklusivsten Friedhöfe der USA.

Die Dame am Empfang des Forrest Lawn Memorial Park ist freundlich, aber bestimmt. Einlass sei nur alle halbe Stunde, sagt sie, „pünktlich!“. Nach 25 Minuten Wartezeit gibt ein Vorhang den Blick frei auf ein gigantisches Glasfenster. Das „Letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci ist zwar nur ein farbenprächtiges Replikat, doch auf dem Privatfriedhof in Glendale bei Los Angeles wird ihm so viel Ehre erwiesen wie dem Original.

Hier, im „Memorial Court of Honor“, ist Michael Jacksons Leichnam in einem 20 000 Dollar teuren vergoldeten Sarg aufgebahrt. Am gestrigen Donnerstag (Freitag, 4 Uhr, MEZ) sollte der „King of Pop“ seine letzte Ruhe im großen Mausoleum finden – mehr als zwei Monate nach seinem Tod am 25. Juni. Die Marmorhalle dürfte ihm gefallen. Hatte der Star doch selbst eine Kopie des „Abendmahls“ über seinem Bett auf der Neverland Ranch hängen. Allerdings eine abgewandelte Version: Jackson selbst nimmt den Platz von Jesus ein, unter den Jüngern sind Einstein, Charlie Chaplin und Elvis.

„Disneyland des Todes“ nennen Kritiker den Friedhof wegen seiner acht Meter hohen Tore, seiner imposanten Marmorstatuen und seiner Gebäude, die alten englischen Kirchen nachempfunden wurden. Doch andererseits ist der 103 Jahre alte Memorial Park an Schönheit unübertroffen. Riesige Bäume, Statuen, Seen und Springbrunnen verteilen sich auf 120 Hektar weiches Hügelland. Die Grabstätten dürfen nur einfache Plaketten oder Skulpturen aufweisen, oft sind sie für die Öffentlichkeit unzugänglich.

So wünschte es sich Gründer Hubert Eaton. Der Geschäftsmann glaubte an ein Leben nach dem Tod und war überzeugt, dass normale Friedhöfe „unansehnliche, deprimierende Steinbrüche“ seien. „Ich will einen Park gestalten, ohne hässliche Monumente und andere Zeichen des Todes“, versprach Eaton. Und schuf eine Ruhestätte, die für ihre Kunst und Architektur ebenso bekannt ist wie für die Prominenten, die hier begraben sind.

In dem exklusiven Park liegt das Who is Who des alten Hollywood, von Lucille Bell bis Errol Flynn, von Clark Gable bis Humphrey Bogart. Auch Sammy Davis jr. hat hier eine private Gruft. Michael Jackson soll in dem monumentalen „Freedom Mausoleum“ seine letzte Ruhe finden. Auf Wunsch der Familie soll der Sarg einzementiert werden, damit Grabräuber nicht in Versuchung kommen. Jacksons Kinder haben Liebesbriefe geschrieben, die in den Sarg gelegt wurden. Auch sein berühmter weißer Handschuh wird die Ewigkeit mit ihm teilen.

Die Beisetzungszeremonie sollte im engsten Familien- und Freundeskreis stattfinden, Aretha Franklin wollte Jackson einen letzten Song widmen. Noch kurz vor der Beisetzung hatte ein Richter entschieden, dass die als „immens“ bezeichneten Kosten aus dem Nachlass des Stars bezahlt werden dürfen, um die Familie nicht zu stark zu belasten.

Jacksons Ruhestätte wird das Gegenteil seines Popstar-Lebens sein. Hinter den Mauern des Forrest Lawn gibt es keine kreischenden Fans, hier herrscht Stille. Es gibt kein öffentliches Register der Gräber, keinen Friedhofsplan. Zwar kommen die Besucher in Strömen, mehr als eine Million sind es pro Jahr. Doch so sehr sich die Touristen bemühen – die Verwalter hüllen sich in Schweigen.

„Es gibt keinen besseren Platz für Michael Jackson“, schreibt die amerikanische Friedhofsexpertin Lisa Burks. Der Forrest Lawn ist ein Mythos, das macht ihn so faszinierend. Es scheint, als ob der Friedhof, der ein Park sein will, dem Superstar, der ein Kind bleiben wollte, im Tod das bietet, was er im Leben nicht fand: einen Platz, der zu ihm passt.

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