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© dpa

Flugzeugunglück: Prozess um Concorde-Explosion beginnt

Wie es zu dem historischen Flugzeugunglück vor knapp zehn Jahren kam, bei dem eine Concorde explodierte, versucht ab Dienstag ein Gericht bei Paris zu klären. Erwartet wird eine Schlacht der Sachverständigen.

Die Katastrophe bei Paris läutete das Ende der Ära Concorde ein. Vor knapp zehn Jahren explodierte eines der Überschallflugzeuge der französischen Air France und riss 113 Menschen in den Tod. Drei Jahre nach dem Unglück hob zum letzten Mal eine Maschine dieses Typs ab. Die Ursachen des Unfalls soll ab Dienstag ein französisches Strafgericht klären, auch, ob jemand Schuld an der Katastrophe vom 25. Juli 2000 trägt. Den Richtern ist weltweit Aufmerksamkeit sicher, gerade aus Deutschland. Die schleswig-holsteinische Reederei Deilmann hatte den Flug nach New York gechartert - 97 Opfer kamen aus der Bundesrepublik.

Angeklagt sind Mitarbeiter der französischen Luftfahrtbehörde DGAC, des Concorde-Herstellers Aérospatiale sowie die US- amerikanische Fluggesellschaft Continental Airlines. Rund 60 Zeugen sind für den Prozess geladen. Vor dem Gericht in Pontoise bei Paris wird es zu einer Schlacht der Sachverständigen kommen. Die offiziellen Flugunfallermittler gehen davon aus, dass ein auf der Startbahn liegendes Metallteil einer Continental-Maschine einen Reifen der Concorde zerfetzte und so das Flammeninferno auslöste. Die Anwälte der US-Fluggesellschaft stellen dies in Frage.

Mit ihrer eigenen Darstellung sorgten die Continental-Vertreter jüngst in einer Fernseh-Dokumentation für Aufsehen. Demnach fing die Überschallmaschine bereits vor der Berührung mit der 43,5 Zentimeter langen Metall-Lamelle Feuer. Ursache könnte ein Wartungsfehler oder das Überladen der Maschine gewesen sein. Knapp 30 Zeugenaussagen sollen diese Version stützen. Die Verteidigungsstrategie der anderen Angeklagten ist noch nicht bekannt. Die ehemaligen Mitarbeiter der Luftfahrtbehörde und von Aérospatiale werden beschuldigt, nicht vor möglichen Risiken des Flugzeugs gewarnt zu haben.

Laut Expertenbericht war das auf der Fahrbahn liegende Titanteil gegen die Verkleidung der Treibstofftanks der Concorde geprallt. Das auslaufende Kerosin geriet daraufhin in Brand und führte zum Absturz der Maschine. Die Anfälligkeit des Tanks war bekannt. Allen Angeklagten werden fahrlässige Tötung und Körperverletzung vorgeworfen.

Für die meisten Hinterbliebenen wird der Prozessausgang keine direkte Bedeutung haben. Etwa 700 Angehörige der Opfer von Flug AF 4590 einigten sich bereits kurz nach der Katastrophe mit Air France und ihrer Versicherung auf Entschädigungen - Schätzungen zufolge sollen 173 Millionen Euro geflossen sein. Das Grundstück in Gonesse, auf das die Maschine stürzte, sollte eigentlich am vergangenen Freitag versteigert werden. Es meldete sich jedoch kein einziger Kaufinteressent. Der Fluglärm des Airports Charles-de-Gaulle erinnert dort ständig an das Flammeninferno.

Im Gerichtsprozess in Pontoise sind zunächst bis Mai Verhandlungstage angesetzt. „Ein Urteil kommt nicht vor September/Oktober“, sagt Gerichtssprecherin Catherine Thomas-Cabanettes. Für viele Millionen Menschen war das 62,1 Meter lange Flugzeug mit seiner Spannweite von nur 25,5 Meter und einer Höchstgeschwindigkeit von 2405 Stundenkilometern faszinierende Technik pur. Stars und Sternchen waren Dauergäste. Mit der Concorde dauerte ein Flug von Europa nach New York rund dreieinhalb Stunden, heute dauert der schnellste Linienflug etwa doppelt so lange. dpa

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