
© dpa/Alfonso Nqunjana
Schwere Gewalt in Südafrika: Mindestens neun Tote bei Angriff auf Bar nahe Johannesburg
In der Nähe der Millionenstadt sind mehrere Menschen bei einer Attacke auf eine Kneipe erschossen worden, weitere schweben in Lebensgefahr. Das Motiv ist unklar, die Täter sind auf der Flucht.
Stand:
Schießereien sind in Südafrika an der Tagesordnung, nahezu täglich werden Dutzende Menschen ermordet. Jetzt gibt es wieder eine Tat, die das Land am Kap erschüttert: Bei einem Angriff mit Schusswaffen auf eine Bar nahe der Fünf-Millionenstadt Johannesburg starben nach Angaben der Polizei mindestens neun Menschen, zehn weitere wurden verletzt.
Wie die nationale Polizeibehörde Südafrikas am Sonntagmorgen mitteilte, griffen bewaffnete Männer Menschen im Township Bekkersdal an, etwa 45 Kilometer westlich der Wirtschaftsmetropole. Auf ihrem X-Account schreibt die Polizei, dass sich die Tat kurz vor 1 Uhr nachts ereignet habe und „etwa zwölf unbekannte Täter in einem weißen Kleinbus und einer silbernen Limousine das Feuer auf die Gäste einer Kneipe“ eröffneten. Sowohl im Gastraum als auch davor seien „wahllos“ Schüsse gefallen. Danach flüchteten die Killer in ihren Toyotas.
Der stellvertretende Polizeipräsident der Provinz Gauteng, Fred Kekana, sagte in einem Interview mit dem TV-Sender „Newzroom Afrika“, zwei Frauen und sieben Männer starben in und vor der lizensierten Kneipe. Unter den Getöteten ist seinen Angaben zufolge auch ein Uber-Fahrer, der gerade einen Kunden abgesetzt hatte.
Südafrika hat eine der weltweit höchsten Mordraten
Die Täter kamen nach Polizeiangaben mit neun Pistolen und einem Sturmgewehr AK-47, wie die Zeitung „Sowetan“ berichtete. Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Ihr Zustand ist nach Angaben von Kekana kritisch.
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Weder zu einem möglichen Motiv der Tat noch zur Identität der Angreifer lagen laut Polizei zunächst Informationen vor. Das Township Bekkersdal liegt in der Nähe einer der größten Goldminen des Landes. Bewohner des Townships äußerten im Gespräch mit dem TV-Sender die Vermutung, dass ein Konflikt zwischen Gruppen illegaler Bergleute in der Region der Auslöser für den Vorfall gewesen sein könnte.
Am 6. Dezember hatten Angreifer eine illegale Bar in einem Vorort der Hauptstadt Pretoria attackiert und dabei zwölf Menschen getötet, darunter drei Minderjährige.
Das Land mit seinen 64 Millionen Einwohnern an der Südspitze Afrikas, wo gerade der Sommer und damit auch die touristische Hochsaison beginnt, kämpft seit Jahren mit einer der höchsten Kriminalitätsraten weltweit. Die auch mehr als drei Jahrzehnte nach dem Ende des Apartheidsregimes herrschende Armut, soziale Ungleichheit und ineffiziente Strafverfolgung verstärken das Problem. Korruption und Machtmissbrauch, vor allem in und im Umfeld der Regierungspartei ANC, sind allgegenwärtig, was die Bekämpfung von Verbrechen erschwert.
Hintergrund der täglichen Schießereien sind oft Bandenkriminalität, aber auch der weitverbreitete Alkohol- und Drogenmissbrauch. Viele Menschen in dem Land besitzen legal Waffen, zudem sind zahlreiche illegale Schusswaffen im Umlauf. Nach Polizeiangaben wurden zwischen April und September im Schnitt 63 Menschen pro Tag in Südafrika getötet. Die allermeisten Morde geschehen in den Townships.
Zuletzt geriet das Land international in die Schlagzeilen, weil US-Präsident Donald Trump Südafrika vorwarf, dass dort Weiße von einem „Genozid“ bedroht seien. Trump behauptet, weiße Südafrikaner, die Nachfahren der ersten europäischen Kolonialherren im Land, würden diskriminiert. Beweise oder stichhaltige Anhaltspunkte für diese Behauptung gibt es nicht. Im Mai hatten die USA 50 weiße Südafrikaner aufgenommen und diese als Flüchtlinge bezeichnet.
Die weißen Nachfahren meist niederländischer Siedler in Südafrika machen nur rund sieben Prozent der Bevölkerung im Land aus und haben auch gut drei Jahrzehnte nach Ende der Apartheid einen deutlich höheren Lebensstandard als schwarze Südafrikaner.
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