
© Reuters/Fabrizio Bensch
Sein Selfie mit Merkel ging viral: Syrer Modamani will auch nach Sturz Assads in Berlin bleiben
Modamani kam 2015 aus Syrien nach Berlin. Inzwischen sei er Berliner und plant nicht zurückzukehren. Hier habe er einen Job, eine Wohnung und eine Frau.
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Sein Selfie mit Kanzlerin Angela Merkel im Jahr 2015 ging um die Welt. Neun Jahre später hat Anas Modamani einen deutschen Pass und will nicht zurück nach Syrien - auch wenn Machthabers Baschar al-Assad nun gestürzt wurde. „In Berlin habe ich mein Leben aufgebaut. Ich bin ein Berliner“, sagt Anas Modamani im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.
Der 27-Jährige arbeitet inzwischen als Kameramann in Berlin. Zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise war der damals 18-Jährige nach Deutschland gekommen, hatte mit seinem Telefon ein Selfie mit der lachenden Kanzlerin gemacht und war dadurch zu einer Berühmtheit geworden.
Das Foto wurde zu einem Symbol für die deutsche Willkommenspolitik gegenüber syrischen Geflüchteten, von denen fast eine Million ins Land kamen - es brachte Kanzlerin Merkel damals aber auch viel Kritik ein.
Anas Modamani studierte in Berlin Wirtschaftskommunikation und arbeitete währenddessen zwei Mal pro Woche als Kassierer in einem Supermarkt. Heute arbeitet er als freier Video-Journalist für die Redaktion des internationalen Senders Deutsche Welle in Berlin.
„Ich habe eine wunderschöne Wohnung, eine wunderschöne Frau“
„Ich habe eine wunderschöne Wohnung, eine wunderschöne Frau, ich habe alles was ich mir wünsche“, sagt er. Wie Modamani hat auch seine Verlobte hier studiert und Arbeit gefunden, als Ingenieurin im Maschinenbau. Sie kam aus der Ukraine hierher, ein paar Monate bevor Russland im Februar 2022 seinen Angriffskrieg gegen ihr Land startete. Die Beziehung der beiden hat Symbolcharakter - Syrer und Ukrainer bilden die größten Flüchtlingsgruppen in Deutschland.
Soll Deutschland Syrer und Syrerinnen, denen es hier Schutz gewährt hat, wieder zurück in ihre Heimat schicken? Seit dem Sturz von Baschar al-Assad am Sonntag ist eine Debatte darüber entbrannt, die nun auch in ähnlicher Form in anderen Ländern Europas läuft.
„Ich mache mir Sorgen um meine Freunde, die keinen deutschen Pass haben. Die werden vermutlich abgeschoben werden“, sagt Anas Modamani. „Der Krieg ist zu Ende, aber es ist trotzdem nicht sicher“, fügt er hinzu. Heute habe er zwar mehr Freunde in Berlin als in Syrien, aber seine Eltern und Geschwister leben immer noch nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus.
2017 klagte er gegen Facebook
„Eine Stimme für Menschen, die aus Syrien kommen“ sei er seit seinem Selfie mit Merkel geworden, sagt Modamani. Auf seinem Kanal auf dem Online-Dienst Tik-Tok hat er über 50.000 Follower. Während ihn viele seiner Landsleute als Held feierten, geriet er im Internet ins Visier deutscher Rechtsextremer.
In Facebook-Posts tauchte sein Selfie-Foto mit Merkel in verzerrenden Fotomontagen auf. Diese machten Modamani für islamistische Terroranschläge in Europa verantwortlich. Er klagte im Jahr 2017 gegen Facebook, um die Verbreitung zu verhindern, unterlag aber vor Gericht.
Auf Angela Merkel traf Anas Modamani seit dem Jahr 2015 nie wieder. Dennoch hat die ehemalige Bundeskanzlerin das für ihn so wichtige Selfie nie vergessen. In ihren Memoiren nimmt Merkel darauf Bezug: „Bis heute kann ich nicht nachvollziehen, dass man annehmen konnte, ein freundliches Gesicht auf einem Bild könnte scharenweise Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat bewegen.“
„Großartig“ findet es Modamani, dass sein Foto auf einer der rund 700 Seiten von Merkels Buch verewigt ist: Sein Bild sei „für immer in der Geschichte“. (AFP)
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