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Olympische Spiele: Spielberg unterstützt Peking nicht mehr

Steven Spielberg will die Olympischen Spiele in Peking nicht mehr als künstlerischer Berater unterstützen. Aus Protest gegen die chinesische Darfur-Politik klinkt er sich aus den Vorbereitungen aus und begründet diesen Schritt mit seinem Gewissen.

In Peking müssen die Alarmglocken schrillen. Dass ausgerechnet Hollywood-Legende Steven Spielberg seine Mitarbeit für die Olympischen Spiele aus Protest gegen Chinas Darfur-Politik aufkündigt, dürfte für die Regierung ein schwerer Schlag sein. Seit Monaten versuchen die Machthaber in Peking, das internationale Großereignis im August als weltoffenes Fest zu verkaufen und von Armut, Spannungen und Krisen im Land abzulenken. Ein Zugpferd wie Oscarpreisträger Spielberg war dafür Gold wert.

Angesichts des anhaltenden Mordens in der geschundenen westsudanesischen Krisenregion Darfur will Spielberg nun allerdings bei dem Spektakel nicht weiter als künstlerischer Berater mitmachen. Sein Gewissen erlaube ihm das nicht, erklärte der 61-jährige Superstar publikumswirksam in einem Brief an die chinesische Botschaft und das Olympische Komitee. "Chinas wirtschaftliche, militärische und diplomatische Verbindungen zur sudanesischen Regierung sind weiter eine Chance und Verpflichtung, auf eine Wende zu dringen."

Nach Ansicht von Menschenrechtsaktivisten ist Spielbergs Schritt längst überfällig. Seit Monaten fährt der sudanesische Präsident Omar al-Bashir mit der Weltgemeinschaft Schlitten und konterkariert alle Versuche, die längst überfällige internationale Friedenstruppe in Darfur wirksam zu installieren. Mehr noch: In den vergangenen Tagen sorgte eine Militäroffensive von Regierungstruppen und verbündeten Milizen für neues Blutvergießen in der sein fünf Jahren von Gewalt zerrissenen Region.

Sponsoren sollen Druck erhöhen

Europa, die USA, die Vereinten Nationen - alle müssen dem Grauen untätig zusehen. Immer mehr gilt deshalb China, der traditionelle Verbündete des Sudans, als letzte Hoffnung, um Al-Bashir zum Einlenken zu bewegen. Seit Beginn der Kämpfe 2003 haben mehr als 200.000 unschuldige Menschen ihr Leben verloren, über zwei Millionen wurden vertrieben.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte die anderen Sponsoren der Olympischen Spiele auf, dem Vorbild Spielbergs zu folgen und den Druck auf Peking zu erhöhen. Die Regierung dort hüllte sich zunächst in Schweigen. Lediglich der chinesische Botschafter in Washington wiederholte einem Bericht der "New York Times" zufolge die bekannte Argumentation, China sei nicht für Darfur verantwortlich. "Es ist völlig grundlos, unverantwortlich und unfair, die beiden als eins zu sehen."

Mit Spielberg hoffen jedoch auch andere Hollywood-Größen, dass der Paukenschlag hinter den Kulissen vielleicht doch einiges in Bewegung bringt. "Seine Stimme, so eingesetzt, bringt einen Funken Hoffnung für Darfur", jubelt Schauspiel-Kollegin Mia Farrow, die Spielberg zuvor noch vorwarf, er mache sich zur "Leni Riefenstahl der Pekinger Spiele". Und der Schauspieler Don Cheadle, Mitbegründer der Darfur-Gruppe "Not On Our Watch", sagte: "Ein Typ wie Steven in dieser Position ist wie hundert andere Leute auf einmal."

Nada Weigelt[dpa]

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