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Die Guardia Civil hilft bei der Sicherheitskontrolle auf dem Flughafen Barcelona.

© AFP

Alptraum für Urlauber: Streiks am Flughafen Barcelona

Mitten in den Ferien: Am Flughafen Barcelona streikt das Sicherheitspersonal. In anderen Touristenmetropolen drohen Streiks auf vielen Gebieten.

Ausnahmezustand in der Urlaubszeit: Seit Anfang dieser Woche befinden sich die Mitarbeiter der Sicherheitskontrollen auf dem internationalen Flughafen in Barcelona im unbefristeten Streik. Ausgerechnet jetzt, mitten in der Ferienhochsaison– ein Albtraum für die Hunderttausenden von Passagieren aus dem In- und Ausland, die in den nächsten Tagen vom Airport der beliebten Mittelmeermetropole abfliegen wollen.

Viele Reisende kamen am Montag vier bis fünf Stunden vor dem Abflug zum Airport, weil sie Angst hatten, ihren Flug zu verpassen. Doch das große Chaos blieb zunächst aus. Wohl vor allem weil Spaniens Regierung anordnete, dass die Sicherheitsmitarbeiter, die von einem privaten Wachdienst gestellt werden, trotz des Streiks einen umfangreichen Notdienst sicherstellen müssen. Zusätzlich wurde die Guardia Civil, Spaniens paramilitärische Polizeieinheit, an die Streikfront geschickt, um die Kontrollen von Passagieren und Gepäck sicherzustellen.

Schon seit Tagen bekommen die Flugreisenden, darunter viele ausländische Touristen, die Konsequenzen dieses Arbeitskampfes zu spüren, der bereits seit Anfang August zu bestimmten Uhrzeiten den Betrieb lahmlegte. Es kam zu stundenlangen Wartezeiten beim Sicherheits-

check, also dort, wo die Fluggäste den Metalldetektor passieren müssen und das Handgepäck geröntgt wird. Viel Unmut bei den Reisenden und im Extremfall auch verpasste Flüge waren die Folge.

Wegen der Unwägbarkeiten des nun begonnenen Dauerstreiks wird den Passagieren empfohlen, sehr frühzeitig auf dem Flughafen in Barcelona zu sein. Viele große Airlines wie etwa Lufthansa, Swissair, Ryanair, Norwegian und Easyjet wollen ihre Abfertigungsschalter durchgehend offen halten, damit die Fluggäste rechtzeitig einchecken können und dann genug Zeit für die Sicherheitskontrollen haben. Spaniens Airport-Betreiber Aena empfiehlt allen Reisenden, sich im Zweifelsfalle bei ihrer Fluglinie über die Abfertigungszeiten zu informieren.

Müllabfuhr, Straßenreinigung, Taxis - der Sommer ist eine beliebte Streikzeit

Am Sonntagabend hatte sich die letzte kleine Hoffnung zerschlagen, dass der Nonstop-Ausstand doch noch im letzten Moment abgewendet werden kann. Das Sicherheitspersonal lehnte Stunden vor Beginn des unbefristeten Streiks die angebotene Lohnerhöhung von 200 Euro monatlich erneut ab. Bereits am vergangenen Donnerstag war dieser Vorschlag in einem ersten Abstimmungsgang abgeschmettert worden.

Doch Barcelona ist nicht die einzige Streikfront im spanischen Königreich der Niedriglöhne, die im Dienstleistungsgewerbe kaum höher als 1000 Euro liegen. Der Streikfunke droht auf andere Flughäfen überzuspringen. Auf den Airports in der Pilgerstadt Santiago de Compostela und der galizischen Großstadt A Coruña an der Atlantikküste wollen die Mitarbeiter der Sicherheitskontrollen vom 20. August an die Arbeit niederlegen.

Die Sommerzeit, wenn Millionen Urlauber ins Land kommen, war schon immer eine beliebte Streikzeit in Spanien. Und so sind die Flughäfen nicht die einzigen Streikbrennpunkte: In diesen Tagen befindet sich zum Beispiel auch das Servicepersonal der Fernzüge im Ausstand, ebenso wie die Straßenreinigung und Müllabfuhr gleich mehrerer Städte und die Taxifahrer in der Stadt Málaga an der Costa del Sol. Die Mitarbeiter der berühmten Gondelbahn zum Teide-Gipfel auf der kanarischen Ferieninsel Teneriffa kündigten ebenfalls an, sie wollten die Arbeit niederlegen.

Der Juli war nicht viel besser. Die Droschkenfahrer in Tourismushochburgen wie Madrid, Barcelona und Sevilla blieben zu Hause, um gegen die privaten Fahrdienste wie Uber oder Cabify zu demonstrieren. Das Personal der Metro in Barcelona, des wichtigsten öffentlichen Transportmittels der Großstadt, streikte wochenlang. Auch die Rettungsschwimmer in mehreren Küstenabschnitten am Mittelmeer, wie etwa im Raum Alicante, befanden sich im Arbeitskampf, weil sie nicht länger für 900 Euro im Monat Dienst schieben wollen.

Die Streikwelle signalisiert, dass Spaniens überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum, das vor allem durch den großen Schub im Tourismus angetrieben wird, auch Schattenseiten hat. Die Gewerkschaften beklagen schon länger die immer schlechteren Arbeitsbedingungen in Spanien, wo 90 Prozent der neuen Jobs nur auf Wochen oder Monate befristete Beschäftigungen sind, für die selten mehr als 1000 Euro Lohn gezahlt werden. „Müllverträge“ werden diese Art von prekären Beschäftigungsverhältnissen in Spanien genannt. Um die Bedingungen zu verbessern, drohen die Arbeitnehmerorganisationen nach dem Streik-Sommer bereits mit einem „heißen Herbst“.

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