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Flugzeugentführung: Sudanesische Luftpiraten geben auf

Ohne Blutvergießen ist die Entführung des sudanesischen Passagierflugzeugs zu Ende gegangen. Die beiden Luftpiraten ergaben sich nach einem 22-stündigen Drama in der südlibyschen Oase Kufra. Das sudanesische Außenministerium bezeichnet die Entführung als terroristischen Akt und forderte die Auslieferung der Männer.

Die beiden Entführer eines sudanesischen Passagierflugzeugs haben sich am Mittwoch auf dem Flugplatz der libyschen Oase Al-Kafra ergeben. Das berichtete das libysche Staatsfernsehen. Die beiden Männer hätten sich den Behörden gestellt, hieß es weiter. Zuvor hatten sie bereits alle 87 Passagiere sowie zwei Flugbegleiterinnen freigelassen, sechs weitere Besatzungsmitglieder jedoch weiter festgehalten. Die Entführer hatten die Boeing 737 der privaten sudanesischen Luftfahrtgesellschaft Sun Express am Dienstag auf einem Inlandsflug in die sudanesische Hauptstadt Khartum in ihre Gewalt gebracht. Die Männer, die nach Frankreich wollten, hatten nach Angaben der libyschen Behörden zunächst keine politischen Forderungen gestellt. Dies hätten sie erst in Frankreich tun wollen, hieß es weiter.

Der Pilot der Maschine hatte dem Flughafendirektor von Al-Kafra am Dienstag per Funk eine Botschaft der Entführer übermittelt. Darin forderten sie, die Maschine solle aufgetankt werden. Sie verlangten, nach Frankreich geflogen zu werden. Anschließend entwickelte sich ein Dialog, in dessen Verlauf sich die Entführer zur Freilassung der Passagiere bereiterklärten. Als Vermittler fungierte der Pilot. Gelegentlich sprachen die Entführer auch direkt mit den Libyern.

Ein freigelassener Passagier sagte der staatlichen libyschen Nachrichtenagentur JANA: "Wir haben eine schreckliche Nacht in diesem Flugzeug verbracht. Alle hatten große Angst." Mehrere Passagiere waren wegen der Hitze und des Sauerstoffmangels an Bord ohnmächtig geworden, berichtete ein Mitarbeiter der libyschen Zivilluftfahrtbehörde.

Rebellenführer: Luftpiraten gehören nicht zur SLM

Nach eigenen Angaben gehören die Entführer der Rebellengruppe Sudanesische Befreiungsbewegung (SLM) an. Sie hätten laut dem Piloten zu dem im Exil in Paris lebenden SLM-Anführer Abdel Wahid Mohammed Nur fliegen wollen, berichtete die libysche Nachrichtenagentur Jana. Mohammed Nur wies aber zurück, dass er etwas mit der Entführung zu tun habe und warf Khartum vor, den Vorfall für "Propaganda" zu missbrauchen. Nach libyschen Angaben waren unter den freigelassenen Passagieren fünf Lokalpolitiker aus Darfur, zwei ägyptische Polizeioffiziere, zwei Äthiopier und ein Ugander. Die sudanesische Regierung bezeichnete die Entführer ihrerseits als "Terroristen" und forderte ihre Auslieferung.

In Darfur kämpfen seit 2003 Rebellenorganisationen gegen arabische Milizen und sudanesische Regierungstruppen. Dem Konflikt sind bereits mehr als 200.000 Menschen zum Opfer gefallen. Hunderttausende wurden vertrieben und starben auf der Flucht. Libyens Staatschef Muammar al- Gaddafi hatte die Konfliktparteien aus Darfur bereits mehrfach zu Friedensgesprächen nach Libyen eingeladen. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag hatte im Juli wegen der Gräueltaten in Darfur einen Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al-Baschir beantragt. (sgo/dpa/AFP)

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