
© dpa/Peter Kneffel
Urteil in München: Vier Jahre und drei Monate Haft für Star-Koch Alfons Schuhbeck
Schon vor knapp drei Jahren wurde Alfons Schuhbeck zu einer Haftstrafe verurteilt. Jetzt gibt es ein neues Urteil. Ob er wieder zurück ins Gefängnis muss, ist allerdings unklar.
Stand:
Das Landgericht München I hat den Star-Koch Alfons Schuhbeck unter anderem wegen Insolvenzverschleppung und Betrugs verurteilt. Es verhängte eine Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten. In die Strafe eingerechnet ist seine frühere Verurteilung wegen Steuerhinterziehung. Deren Vollzug ist derzeit aus Gesundheitsgründen ausgesetzt.
„Letztendlich sind Sie zu groß geworden“, sagte Richter Uwe Habereder an den 76-Jährigen gerichtet. Schuhbeck habe seine „Firmen auf eine Art und Weise betrieben, wie es sich für einen Geschäftsmann zumindest nicht gehört“.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren und sieben Monaten gefordert, die Verteidigung keine konkrete Forderung gestellt. Schuhbeck selbst entschuldigte sich in seinem letzten Wort bei „allen, die durch mich Probleme erfahren haben.“ Er betonte: „Das wird mich für den Rest meines Lebens belasten und tut mir sehr leid.“
Staatsanwältin spricht von „grobem Eigennutz“
Die Staatsanwältin sagte in ihrem Plädoyer, das Firmenimperium, das Schuhbeck aufgebaut hatte, sei ihm „leider Gottes über den Kopf gewachsen“. Er habe aber auch „aus grobem Eigennutz“ gehandelt. Besonders verwerflich sei es, dass Schuhbeck die „beispiellose nationale Notlage in der Pandemie“ ausgenutzt habe. Schuhbeck habe viel zu lange versucht, „das Lebenswerk und den Schein aufrechtzuerhalten“.
Bereits im Jahr 2022 hatte das Landgericht München I Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Der Vollzug der Haftstrafe ist allerdings derzeit ausgesetzt, weil Schuhbeck nach Angaben seiner Anwälte unheilbar an Krebs erkrankt ist und außerhalb des Gefängnisses behandelt wird.
Dort muss er nun auch seine privaten finanziellen Verhältnisse ordnen. Laut seinen Angaben vor Gericht bekommt er 1138,76 Euro Rente. „Davon lebe ich.“ Sein Bruder zahle seine Krankenversicherung, mit der Miete für seine Wohnung, die 4800 Euro im Monat koste, sei er im Rückstand. Freunde gäben ihm Geld dafür, aber das reiche nicht. „Insgesamt muss ich meine persönlichen Verhältnisse neu ordnen.“
Schuhbeck hatte die Vorwürfe im neuen Prozess gegen ihn eingeräumt und zugegeben, schon lange vor der offiziellen Insolvenz von den massiven finanziellen Problemen seiner Firmen gewusst und dennoch rechtswidrig Corona-Hilfen beantragt zu haben.
Er sei Koch und kein Finanzfachmann – und er habe den Überblick verloren, begründet er die Insolvenzverschleppung und den Betrug mit Corona-Hilfen. „Das war alles wirtschaftlich nicht mehr zu meistern.“ Bei seinen Gläubigern, deren genaue Zahl bislang noch unklar ist, entschuldigte er sich. Ihm sei das alles einfach über den Kopf gewachsen.
Schuhbecks Geständnis ist Teil eines Deals
Sein Geständnis ist Teil eines sogenannten Deals, in dessen Rahmen Staatsanwaltschaft und Verteidigung sich mit dem Gericht auf einen Strafrahmen von zwischen vier Jahren bis vier Jahren und acht Monaten geeinigt hatten.
Schuhbecks Firmen haben einen riesigen Schuldenberg hinterlassen: Gläubiger fordern nach Angaben des Insolvenzverwalters Max Liebig laut aktuellem Stand insgesamt 27 Millionen Euro. Seiner Einschätzung nach wird nur ein Bruchteil davon bei Abschluss der Insolvenzverfahren zurückgezahlt werden können.
Liebig spricht von einer Quote im niedrigen zweistelligen Bereich. Jahrelang habe es keine nennenswerte Buchhaltung gegeben – und die meisten Firmen waren schon 2015 pleite, lange bevor Insolvenz angemeldet wurde. Damals war Schuhbeck noch ein Sternekoch und galt als Platzhirsch vom Münchner Platzl, als gutmütiger und erfolgreicher Patriarch in einem Geflecht aus Firmen, von denen die meisten seinen Namen trugen.
„Einen echten Wert gab es nur durch die Marke Alfons Schuhbeck“, sagt Insolvenzverwalter Liebig. Denn im Zentrum aller Unternehmen habe in erster Linie diese Marke gestanden: „Das Interessante und Spannende war natürlich der Name und die Aura, die da drumherum gebaut wurde.“ (Tsp/dpa)
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