zum Hauptinhalt
Von den türkischen Behörden geschlossener Streetfood-Imbiss in Istanbul.

© dpa/Ahmed Deeb

Update

Verdacht auf Vergiftung durch Streetfood: Weitere Touristen sollen in Istanbul in Klinik eingeliefert worden sein

Während die Frau aus Hamburg und zwei Kinder in ihrem türkischen Heimatort bestattet wurden, befindet sich der Vater auf der Intensivstation. Nun soll es neue Fälle von Vergiftungserscheinungen geben.

Stand:

Nach dem Tod einer Hamburger Mutter und ihrer zwei Kinder in Istanbul sind Medienberichten zufolge zwei weitere Touristen mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gekommen.

Sie hätten in demselben Hotel im Stadtteil Fatih übernachtet wie die Familie aus der Hansestadt, berichtete die Nachrichtenagentur DHA. Die Polizei ermittle vor Ort. Der Tageszeitung „Cumhuriyet“ zufolge handelt es sich um Touristen aus Italien und Marokko.

Die Mutter und ihre Kinder wurden am Samstag bestattet. Sie seien in einem Ort in der westtürkischen Provinz Afyonkarahisar beerdigt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. An der Trauerfeier nahmen demnach Verwandte der Familie und Lokalpolitiker teil. Die Familie hat türkische Wurzeln. Der Vater werde weiter auf einer Intensivstation in Istanbul behandelt. 

Familie aus Hamburg aß typisches Streetfood 

Ermittler gehen derweil Hinweisen zur Aufklärung der Tragödie nach. Im Verdacht steht weiterhin eine Lebensmittelvergiftung. Ermittler nahmen Anadolu zufolge vor Ort Trinkwasser-Proben und werteten die Überwachungskameras aus. Es sei zudem festgestellt worden, dass ein Zimmer im Erdgeschoss mit Chemikalien desinfiziert worden sei. 

Noch werde aber auf die Ergebnisse von Laborergebnissen gewartet, so Anadolu. Ein erster Autopsiebericht habe kaum nennenswerte Hinweise geliefert. 

Am Freitag waren bereits vier Verdächtige festgenommen worden. Laut dem Staatssender TRT geht es um Verkäufer von Süßigkeiten, gefüllten Muscheln und einem Gericht aus Kalbsdärmen (Kokorec).

Ihnen werde fahrlässige Tötung vorgeworfen, berichtete Anadolu. Demnach sind alle Verdächtigen wegen anderer Delikte vorbestraft. Die Behörden ließen einen Laden schließen, in dem die Familie gegessen haben soll.

Vater, Mutter, der sechs Jahre alte Sohn und die drei Jahre alte Tochter, alle deutsche Staatsbürger, waren am Sonntag nach Istanbul gereist. Die Familie soll am Dienstag um die Mittagszeit in den Stadtteil Ortaköy gefahren sein. Das habe der Vater der Familie ausgesagt, bevor sich sein Zustand verschlechtert habe, berichtet die Zeitung „Sabah“.

Dort hätten sie bei einem fliegenden Händler gefüllte Muscheln und in einem anderen Laden dann Suppe und Kokorec gegessen. Auf dem Rückweg ins Hotel im Stadtteil Fatih hätten sie noch Lokum – eine türkische Süßigkeit – und Wasser eingekauft. Anadolu berichtete, die Familie habe auch Hühnchen gegessen.

Behörden in Istanbul haben einen Laden im Verdacht

Am Mittwoch sei die Familie zunächst wegen Übelkeit und Erbrechens in ein Krankenhaus mit Verdacht auf Lebensmittelvergiftung eingeliefert worden, berichtete die Nachrichtenagentur. Die Eltern seien mit Durchfall und Gastroenteritis diagnostiziert und behandelt worden, die Kinder in einer anderen Klinik wegen Übelkeit und Erbrechens, später aber wieder entlassen worden.

Als sich besonders der Zustand der Kinder verschlechterte, sei die gesamte Familie in der Nacht erneut in ein Krankenhaus gebracht worden. Kurz darauf verstarben beide Kinder, gefolgt von der Mutter.

Der Gesundheitsdirektor der Provinz Istanbul erklärte auf X, bisher sei kein ungewöhnlicher Anstieg der Lebensmittelvergiftungsfälle festgestellt worden.

Familie will weitere potenzielle Opfer geschützt wissen

Justizminister Tunc sagte, es seien Proben an den Orten entnommen worden, an denen die Familie gegessen habe. In der Türkei werden Restaurants und Straßenverkäufer zwar kontrolliert, die Kontrolldichte ist jedoch insbesondere in touristisch stark frequentierten Gebieten Experten zufolge oft unzureichend.

Der Gesundheitsdirektor der Provinz Istanbul erklärte auf X, bisher sei kein ungewöhnlicher Anstieg der Lebensmittelvergiftungsfälle festgestellt worden.

Die Behörden ließen einen Laden in dem betroffenen Stadtteil schließen. „Der Betrieb, von dem angenommen wird, dass er den Vorfall verursacht hat, wurde von den zuständigen Einheiten unserer Gemeinde zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit auf unbestimmte Zeit versiegelt“, zitierte die Zeitung „Cumhuriyet“ die Stadtteilverwaltung.

Der Vater der Mutter forderte eine umfassende Aufklärung der Todesursache, zitierte ihn Anadolu. Er wisse nicht, wer sonst noch von den Speisen gegessen habe. Die Familie weine seit zwei Tagen. „Wenigstens sollen andere nicht auch leiden.“ Türkische Medien veröffentlichen ein Video, das die Familie im Warteraum eines Krankenhauses zeigen soll. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })