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04.03.2025, Baden-Württemberg, Mannheim: Kerzen und Blumen liegen in der Nähe des Paradeplatzes an einer S-Bahn-Haltestelle.

© dpa/Uwe Anspach

Nach Wohnungsdurchsuchung: Haftbefehl wegen Mordes gegen Todesfahrer von Mannheim erlassen

Nach der Todesfahrt in Mannheim erhoffen sich die Ermittler neue Erkenntnisse. Gegen den vierzigjährigen deutschen Verdächtigen wurde Haftbefehl wegen zweifachen Mordes erlassen.

Stand:

Gegen den Todesfahrer von Mannheim ist Haftbefehl wegen zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes erlassen worden. Das teilten die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mit.

Am Montagabend hatten die Ermittler bis in die späten Abendstunden die Wohnung des Festgenommenen in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) durchsucht. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurden einige nicht näher erläuterte Dinge sichergestellt, die jetzt erst noch ausgewertet werden sollen.

Zettel wird untersucht

Ein im Auto des Verdächtigen entdeckter Zettel beschäftigt die Ermittler. Notiert sind in etwas krakeliger Schrift unter anderem mathematische Formeln zu Geschwindigkeit und Fahrt. Die Ermittler müssen jetzt prüfen, inwieweit diese Aufzeichnungen relevant für die Aufklärung der Tat sind.

Vermerkt ist auf dem Zettel, der am Armaturenbrett entdeckt wurde, unter anderem eine Formel zu Reaktionsweg, Bremsweg und Anhalteweg. Im linken unteren Ende findet sich eine Zeichnung mit einem Fahrzeug und einer Person davor sowie Pfeile, die nach links und rechts zeigen. Die Ermittler messen diesem Fund jedoch keine so große Bedeutung bei: Der Inhalt stelle wohl die Überlegungen des Verdächtigen vor der Tat dar.

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Was zum Verdächtigen bekannt ist

Der 40-jährige Verdächtige ist Deutscher und von Beruf Landschaftsgärtner. Ob er gerade gearbeitet habe, wisse man nicht, sagte Staatsanwalt Romeo Schüssler in Mannheim. Er sei ledig, habe nach Erkenntnissen der Ermittler keine Kinder und keine Partnerin oder keinen Partner. Man gehe davon aus, dass er allein gelebt habe, so Schüssler. 

Es gebe ein paar Vorstrafen, die lange zurücklägen, so Schüssler. Dabei gehe es um eine Körperverletzung, für die er eine kurze Freiheitsstrafe verbüßt habe vor über zehn Jahren, außerdem ein Fall von Trunkenheit im Verkehr. Bei der letzten Tat handle es sich um ein Delikt im Bereich von Hate Speech aus dem Jahr 2018. Er habe einen entsprechenden Kommentar auf Facebook abgesetzt und sei deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

04.03.2025, Baden-Württemberg, Mannheim: Kerzen und Blumen sind in der Nähe des Paradeplatzes an einem Brunnen platziert.

© dpa/Uwe Anspach

Die Todesfahrt hatte nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler keinen extremistischen oder religiösen Hintergrund. Die Motivation könne eher in der Person des Täters begründet sein, erklärte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). Die Staatsanwaltschaft verwies auf Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Täters.

Vernehmung ist für heute geplant

Der des zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes Verdächtige soll heute zum Ermittlungsrichter geführt werden. Außerdem soll er vernommen werden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist er nicht mehr in der Klinik, sondern in Polizeigewahrsam. „Wir werden ihn heute vernehmen“, sagte der Chef des Landeskriminalamtes, Andreas Stenger. Von der Vernehmung erhofft sich die Polizei Erkenntnisse über Motiv und Hintergründe der Tat.

Bei seiner Festnahme schoss sich der Verdächtige mit einer Schreckschusspistole in den Mund. Die Todesfahrt ereignete sich am Rosenmontag, nach Polizeiangaben am zentralen Paradeplatz in der Innenstadt. Stenger sprach von einer hunderte Meter langen Fahrt des Verdächtigen in „irrer“ Geschwindigkeit. Nach Augenzeugenberichten soll der Mann mit seinem Wagen vom Friedrichsring kommend in die Haupteinkaufstraße gerast sein. Auf Höhe des Paradeplatzes habe er mehrere Passanten an- oder umgefahren. Dort fand ein Fasnachtsmarkt mit Dutzenden Imbissbuden und Fahrgeschäften statt.

Eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann kamen ums Leben. Elf Menschen wurden verletzt, mehrere von ihnen schwer.

In den vergangenen Wochen hatte es mehrere Anschläge gegeben, bei denen Fahrzeuge in eine Menschenmenge gefahren waren. Im Dezember kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein inzwischen 50 Jahre alter Arzt aus Saudi-Arabien über den Weihnachtsmarkt gerast war. Mitte Februar war ein afghanischer Asylbewerber mit seinem Fahrzeug in eine Gruppe von Demonstranten in München gefahren. Dabei starben eine junge Frau und ein Kind.

Schon wieder ein tödlicher Vorfall in Mannheim

Zwei weitere tödliche Zwischenfälle in der Mannheimer Innenstadt sorgten in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen. Im Jahr 2022 starb ein psychisch kranker Mann bei einem Polizeieinsatz. Vergangenes Jahr stach ein mutmaßlicher Sympathisant der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf Teilnehmer einer islamkritischen Kundgebung ein – und auf den Polizisten Laur. Der Prozess gegen den Afghanen läuft noch. (dpa/AFP/Tsp)

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