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Vicky Leandros wird 70: Sie liebt das Leben
Vicky Leandros, die Frau mit der „dramatischen Stimme“, wird 70. Auch nach über 400 Liedern denkt die Sängerin noch immer nicht ans Aufhören.
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Die wirklich wichtigen Dinge des Lebens thematisiert Vicky Leandros in ihren Liedern. „Ich hab’ die Liebe geseh’n“ ist so ein Titel, den man nicht wieder aus dem Kopf bekommt, wenn man ihn einmal gehört hat. Eingängige Melodie, Schlager – klar, aber diese glasklare, eindringliche Stimme dazu perpetuiert den Song im Kopf.
Ob sie nun wirklich exakt das biblische Alter von 70 Jahren erreicht hat, spielt für eine Frau ohne Alter im Grunde keine Rolle. Beim Grand Prix 1967 wurde sie als 17-jährige Teilnehmerin geführt, vielleicht auch nur, weil man sich als Teenager gern älter macht. Damals kam sie mit „L’ amour est bleu“ auf den vierten Platz. Und vor genau 50 Jahren siegte sie im Jahr 1972 mit „Après toi“. Wie schon beim ersten Mal nahm sie da aber nicht für Deutschland, sondern für Luxemburg am Eurovision Song Contest teil.
Ihren Geburtstag feiert die gebürtige Griechin jedenfalls am 23. August, egal ob rund oder eckig. Gründe zum Feiern gibt es genug, darunter mehr als 55 Millionen in über 50 Ländern verkaufte Tonträger. An der Spitze des kommerziellen Erfolgs steht der Schlager „Theo, wir fahr’n nach Lodz“. Sowieso war 1974 eine Zeit des Aufbruchs, da passte der Song perfekt zum Zeitgeist. Persönlich dürften ihr Chansons wie „Ne me quitte pas“ mehr am Herzen liegen, zumal Jacques Brel sie selbst aufgefordert hat, das zu singen, wegen ihrer „dramatischen Stimme“.
Geboren wurde Vicky auf Korfu. Damals hieß sie Vassiliki Papathanassiou. Die Familie zog nach Hamburg, als sie fünf Jahre alt war. Nach der Scheidung der Eltern blieb Vicky beim Vater, dessen Vornamen Leandros sie später als Künstlernamen wählte.
Sie sang mit H.P. Baxxter einen ihrer Songs
Unmittelbar vor Beginn der Pandemie ließ sie sich Anfang 2020 von ihren Fans an zwei Abenden in der jeweils ausverkauften Elbphilharmonie für ihre Bandbreite zwischen amerikanischem Soul und Liedern von Mikis Theodorakis feiern. Auch nach über 4000 Songs, die sie in ihrer mehr als 50-jährigen Karriere bisher gesungen hat, leidet Vicky Leandros noch immer unter Lampenfieber vor großen Konzerten.

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Der schwierige Balanceakt, sich einerseits treu zu bleiben und andererseits immer wieder zu erneuern, ist ihr jedenfalls gelungen. 2011 nahm sie mit dem Scooter-Sänger H.P. Baxxter ihren Song „L’ amour est bleu“ im Techno-Stil auf. Bei ihren eigenen Liedern steht in der Regel zuerst der Text, dann singt sie sich die Melodie dazu ins Handy.
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Im letzten Jahr brachte die Mutter von drei Kindern ihr erstes Kochbuch heraus, ein echtes Familienprojekt. Der Titel „Ein Hoch auf das Leben“ könnte auch der Refrain eines Schlagers sein. Vor allem geht es um griechische Rezepte, aber eine veritable Hamburger Scholle mit Schinkenwürfeln kommt auch vor. Ihre drei Kinder, darunter ein Sohn aus erster Ehe, sind längst erwachsen. Ihre Tochter Sandra von Ruffin hat eine erfolgreiche Schauspielkarriere begonnen.

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Auch in der Politik hat sich Vicky Leandros versucht. In Hamburg als auch in Berlin war sie einst als Kultursenatorin im Gespräch. In der griechischen Hafenstadt Piräus war sie dann zwei Jahre lang stellvertretende Bürgermeisterin und Stadträtin für Kultur und internationale Beziehungen.
Die Mischung aus Bodenständigkeit und Weltläufigkeit war von jeher ein Markenzeichen von Vicky Leandros, die selbst auf Japanisch sowie auf Griechisch, Deutsch, Niederländisch und Französisch gesungen hat. Zu Berlin hatte sie schon früh eine enge Beziehung, weil ihr Vater der Überzeugung war, dass dort die besten Musiker arbeiteten. Hier nahm sie ihre Platten auf, gab schon in den 70er Jahren Konzerte in der Philharmonie.
Auch Weihnachtskonzerte mit Kinderchören haben ihr immer viel Freude bereitet. Kindern in Not galt ihr erhebliches soziales Engagement, für das sie mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde. Ihr persönliches Lieblingslied ist ihre Hymne an die Unabhängigkeit: „Ich liebe das Leben“. Unter diesem Titel kehrt Vicky Leandros im März 2023 in der Hamburger Elbphilharmonie wieder auf die Bühne zurück.
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