
Kolumne "Tücken der Woche": Was Friedrich Küppersbusch zum US-Spion im BND einfällt
Über die Tücken der Woche schreibt auch in dieser Woche Friedrich Küppersbusch im Tagesspiegel. Diesmal kommentiert der Autor, Moderator und Freigeist deutsche Drohnen, Mindestlohn - und Fußball.
Ein BND-Agent soll für die USA die deutsche NSA-Aufklärung ausspioniert haben. Erwischt wurde er, als der BND versuchte, über die NSA sein E-Mail-Konto bei „google“ anzuzapfen. Was sagt man dazu?
Doppelwhopper mit einer tollen Kinder-Überraschung. Die Amis stehen auf so was. Interessantes Detail, dass der BND via NSA deutsche Mails mitliest – also die Amis benutzt, deutsche Grundrechte zu brechen. Kann sein, dass wir keine Freunde mehr sind – jetzt ist es eher so die Art Beziehung, in der der stärkere Partner sagt: „Du willst es doch selbst, du Luder.“ Apropos : Angela Merkel lässt ausrichten, sich vor der Wirtschaftsdelegation an Bord ihres Chinafluges not amused geäußert zu haben. Das muss ja auch nicht jeder wissen; die Amis kriegen das nie raus. Fazit : Generalbundesanwalt und Untersuchungsausschuss beschneiden sich und geben insgesamt eine Vorstellung, die im Polizeibericht „autoerotische Strangulation“ heißt. Und die Amis gucken zu, wie wir nichts herauskriegen.
Auch der Bundespräsident hat sich dazu geräuspert. Was will er uns sagen mit dem, was er noch nicht sagt?
Gauck ist ganz offenbar im „Tagesspiegel“-Fieber und fragt sich den ganzen Tag „Was sagt man dazu?“ Aktuelle Antwort: Wenn die Sache mit dem BND-Doppelagenten stimme, „dann ist ja nun wirklich zu sagen: Jetzt reicht’s auch einmal“. Offenbar eine Live-Übertragung aus dem Sprachzentrum des Staatsoberhauptes, wo derzeit ein knackiger O-Ton vorbereitet wird. Wir geben zurück in die Kolumne und melden uns, falls bei Gauck noch etwas Spannendes passiert.
Drohnen – brauchen wir die wirklich ? Gefährliche Waffen, bei denen vorne kein vernünftiger Mensch sitzt und steuert?
Na ja, bisher hatten wir die FDP. – Nun geht es um die höchst zwiespältige Logik von Frontveteran de Maiziere: Der fand es „zynisch“, das Leben von Flugpersonal zu gefährden, wo es auch unbemannt ginge. Bisher galt die Logik seines Vaters, Bundeswehrgründer Ulrich de Maizière: Der „Bürger in Uniform“ würde stets abwägen, ob ein Befehl Menschenleben wert ist. Vulgo: Der Gamer im Bundesbunker drückt schon mal ab, wo ein Pilot noch verweigern könnte. Die Abwehr des Terrors wird dem Terror ähnlicher: anonymes Morden.
Endlich Mindestlohn! Haben Sie bereits eine neue Segeljacht geordert?
Ja, ich werde sie auf „SMS Tarifautonomie“ taufen und beim Stapellauf untergehen sehen. Schon jetzt führten die Gewerkschaften eine Lohnkampagne gegen die Bundesregierung. Und sobald die Konjunktur kippt, werden es die Arbeitgeber auch tun. Mit welchem Argument etwa wollte die Politik dann „Höchstlohngrenzen“ verweigern? Der Mindestlohn hilft jetzt vielen, indem er die Schwäche der Tarifpartner überbrückt. Es ist wie der letzte Schluck Medizin für alle, bevor das Krankenhaus zumacht.
Nur beim Fußball scheint die Welt in Ordnung. Beziehungsweise besteht aus Brasilien, Argentinien, Holland und Schlaand. Wie immer?
Für alle anderen gab es immerhin tolle Schiedsrichter! Neymar wird in Kickbox-Manier in die Berufsunfähigkeit getrampelt, der holländische Torwartjoker darf in Kolonialherrenmanier die niedlichen Costaricetten mobben. Mit Torlinientechnik und Videobeweis wären wir bitterarm, niemand könnte sich mehr über die Schiris ereifern. Deren Leistung beim Brasilienspiel war der nett formulierte Vorschlag, es im Finale mal ganz ohne Schiris zu versuchen. Wenn wir dabei sind und Klose spielt, gibt der mehrfache Gewinner des Fairnesspokals drei Elfer. Für den Gegner.
Friedrich Küppersbusch