zum Hauptinhalt
Sandsäcke schützen in der Altstadt am Donauufer die Einfahrt von einer Garage in Regensburg.

© dpa/Sven Hoppe

Update

Regensburg bangt um Schutzwände: Wetterdienst warnt ab Nachmittag vor „unwetterartiger Entwicklung“ in Teilen Bayerns

Zuletzt sanken die Pegelstände, doch die Situation bleibt angespannt. Ganz besonders in Regensburg, wo die Donau weiterhin bei 6,07 Metern steht.

Stand:

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagte in Bayern für den Tagesverlauf neben Sonnenschein auch Schauer und vereinzelt Gewitter mit Starkregen von 25 Litern pro Quadratmeter in der Stunde voraus. Ab dem späteren Nachmittag sei im Süden des Freistaats teilweise mit „unwetterartigen Entwicklungen“ samt Starkregen und Hagel zu rechnen.

Nur langsam fließt das gewaltige Hochwasser an der unteren Donau ab. Zwischen Kelheim und Passau ist die Lage in Bayern weiterhin angespannt - ganz besonders in Regensburg. Wie aus Daten des Hochwassernachrichtendienstes (HND) am Morgen hervorging, verbleiben die Pegelstände in Regensburg, Straubing und Passau weiterhin über der Meldestufe 4. Der Pegel der Donau an der Eisernen Brücke in Regensburg wies um 6.30 Uhr einen Wasserstand von 6,07 Metern auf.

Die schwäbischen und oberbayerischen Hochwasser-Landkreise sind ebenfalls noch längst nicht zurück in der Normalität. Bei der Suche nach Vermissten gab es bis zum Donnerstagmorgen keine Neuigkeiten.

Einsatzkräfte warnen angesichts des Hochwassers an der Donau vor Bootsfahrten auf dem Fluss. „Wenn man merkt, dass das Wasser so ein bisschen zurückgeht, (...) die ersten Unvernünftigen bewegen sich aufs Wasser“, sagte Andreas Dietz von der Wasserwacht Passau am Donnerstagmorgen im ARD-„Morgenmagazin“. „Wir haben schon Kanufahrer gehabt, Standup-Paddler, die sich auf der Donau bewegen.“

Das sei absolut lebensgefährlich, sagte Dietz. In Passau verzeichneten die Behörden am Donnerstag um 6.30 Uhr einen Pegelstand von 8,87 Metern. Dort sollte das Hochwasser laut Prognose am Morgen sogar noch leicht zunehmen. Normal sind Wasserstände von an die sechs Meter.

Sollten sich Menschen auf der Donau bewegen, sei das auch ein Problem für die Rettungskräfte, sagte Dietz. „Wenn dort was passiert, müssen wir raus, und wir müssen unsere Einsatzkräfte auch in Gefahr bringen.“

Regensburg sorgt sich um Halt der Schutzwände

In Regensburg richteten sich die Blicke vor allem auf die Werftstraße. Um dort den Druck von den Schutzwänden zu nehmen, verzichtete die Stadt am Mittwoch zeitweise darauf, das durch die Schutzwände fließende Wasser zurück in die Donau zu pumpen.

Helfer bauen Hochwasserstege und Schutzwände am Donauufer in regensburg auf. Seit Tagen kämpfen die Helfer in Bayern und Baden-Württemberg gegen die Flut und ihre Folgen.

© dpa/Sven Hoppe

Aus Sorge, dass der weiche Boden versagen und dadurch die Schutzelemente abrutschen könnten, wurde ein gewisser Zufluss zugelassen.

Todeszahl in Bayern gestiegen

Die Zahl der bekannten Todesopfer infolge des Hochwassers in Bayern ist laut Polizeiangaben auf vier gestiegen. Eine 79 Jahre alte Frau sei am Mittwoch leblos im Mindelkanal in Schwaben entdeckt worden, teilten die Beamten mit. Sie war demnach am Sonntag in Jettingen-Scheppach zwischen Augsburg und Ulm als vermisst gemeldet worden.

Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland damit mindestens sechs Menschen ums Leben, vier davon in Bayern. Zudem wurden laut bayerischem Innenministerium vom Dienstag mehrere Menschen vermisst, darunter ein 22 Jahre alter Feuerwehrmann in Schwaben. Die Zahl der Vermissten schwankte zuletzt jedoch nahezu stündlich.

Den Angaben zufolge war die nun gefundene Frau am Sonntag gegen Mittag noch von einem Zeugen in der Nähe des Flusses Mindel gesehen worden. Die 79-Jährige war demnach mit ihrem Fahrrad dort unterwegs. Später habe sich die Spur der Frau verloren, sagte ein Polizeisprecher.

Die Beamten hätten viele mögliche Anlaufstellen überprüft und Angehörige befragt – ohne Erfolg. Auch ein Polizeihubschrauber sei bei der Suche nach der 79-Jährigen im Einsatz gewesen. Ein Anwohner habe die leblose Frau am Mittwoch schließlich im Mindelkanal in Jettingen-Scheppach entdeckt. Es handle sich zweifelsfrei um die Vermisste.

Hinweise auf ein Fremdverschulden in dem Fall gebe es bislang nicht, teilte die Polizei mit. Die Kripo Neu-Ulm ermittelte zu den genauen Umständen des Todes.

So viel Regen wie nur alle 50 bis 100 Jahre

In den vergangenen Tagen war an mehreren Orten in Süddeutschland so viel Regen gefallen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Eine neue Unwetterfront sehen die Meteorologen zwar nicht auf Deutschland zukommen, aber es gibt auch keine richtige Entwarnung beim Hochwasser: Im Süden kann es weiter Starkregen geben, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch vorhersagte. Der große Regen sei aber vorbei, sagte ein DWD-Meteorologe.

Sandsäcke schützen die Donauufer in der Regensburger Altstadt.

© dpa/Sven Hoppe

In Regensburg in Bayern begannen die Einsatzkräfte am Mittwoch, kontrolliert Wasser an den Schutzwänden am Donauufer vorbeifließen zu lassen. „Wir haben einen völlig durchnässten Boden“, sagte der Leiter des Regensburger Tiefbauamts, Michael Köstlinger.

Aus Sorge, der Boden und damit die Schutzelemente in der Werftstraße könnten plötzlich versagen, lasse man einen gewissen Zufluss zu und schalte die Pumpen ab. Die Hoffnung sei mehr Stabilität für den Untergrund und damit auch für die Schutzwände durch den Wasserdruck auf beiden Seiten.

Am Dienstagabend hatten Bewohner in Regensburg etwa 30 Häuser räumen müssen, weil der Untergrund wegen des hohen Grundwassers immer weicher wurde.

Hochwasser in Passau geht langsam zurück

Weiter flussabwärts im niederbayerischen Passau gingen die Pegelstände an Donau und Inn langsam zurück – allerdings ebenfalls auf hohem Niveau. Dort werde das Hochwasser im Laufe des Mittwochs noch einmal deutlich langsamer zurückgehen als am Dienstagabend, teilte der Hochwassernachrichtendienst Bayern mit.

Am Hafen in Deggendorf wurden am Mittwoch vorsorglich Barrieren aus Sandsäcken aufgebaut, um größere Flutschäden zu vermeiden. Für die Bevölkerung bestehe aber keine Gefahr, teilte das Landratsamt mit.

Leichte Entspannung auch in Passau

© dpa/Peter Kneffel

Auch wenn sich der ungewöhnlich lange Scheitel der Hochwasserwelle langsam weiter flussabwärts verlagerte, meldeten sämtliche Messstellen entlang der Donau zwischen dem schwäbischen Donauwörth und Passau am Mittwoch weiter Pegelstände im Bereich der Meldestufe vier – der höchsten Hochwassermeldestufe.

In Baden-Württemberg war die Bodenseekreis-Gemeinde Meckenbeuren eines der Hochwasser-Epizentren des Landes gewesen. Eine Schule wurde geflutet, der Ministerpräsident machte sich ein Bild von der Lage. Nun geht es langsam zurück zur Normalität. „Der Krisenstab hat heute seine Arbeit eingestellt“, sagte eine Gemeindesprecherin am Mittwoch. Seit eineinhalb Tagen liefen die Aufräumarbeiten. „Dank des sonnigen Wetters sind die Aufräumarbeiten besonders gut vorangegangen.“

Einsatzkräfte in Bayern suchten in Schwaben weiter nach einem Feuerwehrmann, der bei einem Hochwassereinsatz am Sonntag in Offingen mit seinem Boot gekentert und als vermisst gemeldet worden war. Der 22-Jährige sei bisher nicht gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher. Noch habe man die Hoffnung, ihn lebend zu finden. „Die Chancen werden aber von Tag zu Tag ein bisschen weniger.“

Hoffnung machten Geschichten wie die einer 32-Jährigen, die nach zweieinhalb Tagen im überfluteten Silberwald bei Neu-Ulm aus einer Baumkrone gerettet worden war. Mehrere Menschen gelten noch als vermisst.

Viele Straßen und Bahnstrecken weiter gesperrt

Wegen Überschwemmungen und Unterspülungen blieben in vielen Gebieten Bayerns am Mittwoch Straßen und Bahnstrecken gesperrt. Unter anderem fuhren auf den ICE-Strecken zwischen Donauwörth und Augsburg sowie zwischen Nürnberg und Würzburg zunächst keine Züge, teilte die Bahn am Vormittag mit. Auch die stark beanspruchte Fernverkehrs-Achse zwischen Ulm und Augsburg sei nur eingeschränkt befahrbar.

Trotz weiträumiger Absperrungen und eindringlicher Warnungen der Behörden machten Schaulustige den Einsatzkräften in den Hochwassergebieten zu schaffen. In Deggendorf war am Montagabend eine Frau in einer voll gelaufenen Fußgängerunterführung gar im Badeanzug schwimmen gegangen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })