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Zwei ausgebrannter PKW stehen an der Unfallstelle auf der B247 bei Bad Langensalza in Thüringen.

© dpa/Silvio Dietzel

34-Jähriger soll Auto gesteuert haben: Was über den tödlichen Unfall in Thüringen bekannt ist

Nach dem Unfall nahe Bad Langensalza mit sieben Toten werden immer mehr Details bekannt. Nun stellt sich heraus, dass der Unfallwagen von einem 34-Jährigen gelenkt wurde. Nicht von dem 45-Jährigen.

Am frühen Samstagabend kam es auf der Ortsumgehungsstraße von Bad Langensalza in Thüringen zu einem Unfall, bei dem insgesamt sieben Menschen ums Leben kamen. Fünf der Toten waren Jugendliche im Alter von 19 Jahren aus dem Unstrut-Hainich-Kreis.

Ein Auto mit drei Insassen war nach Angaben der Polizei in einer langgezogenen Kurve in den Gegenverkehr geraten und dort mit zwei Fahrzeugen zusammengeprallt, die nach der Kollision sofort in Flammen aufgingen und ausbrannten.

Zunächst kamen zwei Männer als mögliche Fahrzeugführer des Unfallwagens in Betracht.

Nach den bisherigen Ermittlungen sei nunmehr „gesichert“ davon auszugehen, dass ein bei dem Unfall lebensgefährlich verletzter 34 Jahre alter Mann das Auto lenkte, sagte der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Mühlhausen, Ulf Walther, der Deutschen Presse-Agentur (DPA) am Mittwoch. Kurz nach dem Unfall hieß es zunächst, dass ein 45-jähriger Autoinsasse den Wagen in den Gegenverkehr gelenkt haben soll.

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Sowohl der 34-Jährige wie auch der 45-jährige besaßen laut Polizei und Staatsanwaltschaft keine gültige Fahrerlaubnis. Zudem standen beide „unter erheblichem Alkoholeinfluss“, berichtete Walther der DPA.

Der Hergang: Wie kam es zu dem Unfall bei Bad Langensalza?

Am frühen Samstagabend war ein Auto mit drei Insassen auf der Ortsumgehung von Bad Langensalza unterwegs.

Ausgebranntes Wrack in Bad Langensalza.
Ausgebranntes Wrack in Bad Langensalza.

© action press/MARCUS SCHEIDEL

In einer langgezogenen Kurve geriet es nach Angaben der Polizei in den Gegenverkehr und prallte dort mit zwei Fahrzeugen zusammen. Diese beiden Wagen gingen sofort in Flammen auf und brannten vollständig aus, heißt es weiter.

Wie die „Bild“ berichtet, soll der mutmaßliche Falschfahrer in einem schwarzen BMW zunächst mit einem Mercedes und dann mit einem VW Caddy kollidiert sein.

Bei dem Unfall starben bislang sieben Menschen, drei weitere wurden schwer verletzt.

Fünf der Toten waren Jugendliche im Alter von 19 Jahren aus dem Unstrut-Hainich-Kreis, heißt es laut Polizeiangaben. Die „Bild“ berichtet, dass es sich bei den Todesopfern um drei junge Männer und zwei Frauen handeln soll.

Darüber hinaus starb der 60 Jahre alte Fahrer eines der entgegenkommenden Autos sowie ein 44 Jahre alter Insasse in dem unfallverursachenden Fahrzeug.

Die Unfallstelle auf der B247 bei Bad Langensalza
Die Unfallstelle auf der B247 bei Bad Langensalza

© dpa/Silvio Dietzel

Ein ausgebrannter Pkw und ein weiteres verunfalltes Fahrzeug stehen an der Unfallstelle auf der B247 bei Bad Langensalza.
Ein ausgebrannter Pkw und ein weiteres verunfalltes Fahrzeug stehen an der Unfallstelle auf der B247 bei Bad Langensalza.

© dpa/Silvio Dietzel

Hinweise auf Alkoholgenuss auf einem Supermarktparkplatz

Schon zuvor war die Polizei laut einem Bericht der „Ostthüringer Zeitung“ einem Hinweis nachgegangen, wonach sich die drei Männer in dem unfallverursachenden Auto vor dem verheerenden Zusammenstoß betrunken haben könnten.

Es habe sich ein Zeuge gemeldet, der ausgesagt habe, er habe auf einem Supermarktparkplatz wenige Kilometer vom Unfallort entfernt drei Personen gesehen, die harten Alkohol getrunken hätten und dann weggefahren seien.

Die Beschreibung der Männer vom Parkplatz soll auf die im Unfallfahrzeug passen. Die Polizei wollte sich dazu zunächst nicht äußern. 

Zwei ausgebrannter PKW stehen an der Unfallstelle auf der B247 bei Bad Langensalza.
Zwei ausgebrannter PKW stehen an der Unfallstelle auf der B247 bei Bad Langensalza.

© dpa/Silvio Dietzel

An dem Unfall waren drei Fahrzeuge beteiligt, von denen zwei in Flammen gerieten und komplett ausbrannten.
An dem Unfall waren drei Fahrzeuge beteiligt, von denen zwei in Flammen gerieten und komplett ausbrannten.

© dpa/Silvio Dietzel

Der 34-Jährige Autoinsasse war zunächst für den Beifahrer gehalten worden. Die Auswertung von Spuren und die Befragung von Zeugen lasse allerdings auf einen neuen Sachverhalt schließen. Der Fahrzeuglenker schwebe weiter in Lebensgefahr, er sei derzeit nicht vernehmungsfähig, heißt es weiter. Auch der 45-Jährige liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus.

„Die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen“, so der Staatsanwalt. Ermittelt wird wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts.

Was ist bislang über die mutmaßlichen Unfallverursacher bekannt?

Sowohl der 34-jährige wie auch der 45-jähre Autoinsasse, sollen „unter erheblichem Alkoholeinfluss“ gestanden haben, sagte Ulf Walther von der Staatsanwaltschaft Mühlhausen. Das habe das Gutachten zum Blutalkohol ergeben.

Wie viele Promille die beiden intus hatten, dazu wollte sich der Oberstaatsanwalt nicht äußern. 

Zudem besaßen die beiden Männer laut Polizei und Staatsanwaltschaft keine Fahrerlaubnis. Der 45-Jährige hat bereits seit 16 Jahren keinen Führerschein mehr. Zuvor hatte die „Bild“ darüber berichtet. Zu den Gründen, weshalb der Mann seine Fahrerlaubnis verlor, machte die Polizeisprecherin keine Angaben.

Wann und wieso der 34-jährige Autoinsasse seinen Führerschein verlor - dazu wurden bislang keine Angaben gemacht.

Mühlhausen und Thüringen trauern um die Unfalltoten

Am Dienstagnachmittag haben Familien und Freunde der Opfer gedacht.

Menschen trauern mit Blumen und Kerzen bei einer Gedenkveranstaltung in Mühlhausen um die Verstorbenen.
Menschen trauern mit Blumen und Kerzen bei einer Gedenkveranstaltung in Mühlhausen um die Verstorbenen.

© dpa/Michael Reichel

Am 4. April fanden sich Menschen bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Untermarkt in Mühlhausen zusammen.
Am 4. April fanden sich Menschen bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Untermarkt in Mühlhausen zusammen.

© dpa/Michael Reichel

An einem Brunnen vor der Divi-Blasii-Kirche in Mühlhausen versammelten sich zur Unfallzeit um 17.30 Uhr mehrere hundert Menschen, wie ein dpa-Reporter berichtete. Vor dem Brunnen wurden zahlreiche Kerzen und Blumen niedergelegt und Fotos der tödlich Verunglückten aufgestellt.

In Gedenken an die Unfalltoten hatte das Landratsamt im Unstrut-Hainich-Kreis am Dienstag Trauerbeflaggung angeordnet. Die Fahnen auf öffentlichen Gebäude trugen Trauerflor.

Die Menschen in den Dörfern, aus denen die jugendlichen Unfallopfer kämen, stünden unter Schock, sagte der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Mühlhausen, Andreas Piontek.

Die Menschen sind so aufgewühlt, deswegen müssen sie einen Ort und Raum für ihre Trauer haben.

Andreas Piontek, Superintendant Kirchenkreis Mühlhausen

Am Mittwochabend soll es zudem einen ökumenischen Trauergottesdienst in der Divi-Blasii-Kirche geben. Zu der Andacht werden auch Landesbischof Friedrich Kramer und Justizministerin Doreen Denstädt (Grüne) erwartet. 

Auf dem Untermarkt von Mühlhausen wird am 4. April 2023 an die Opfer gedacht. Von hier stammten die Insassen eines der Fahrzeuge.
Auf dem Untermarkt von Mühlhausen wird am 4. April 2023 an die Opfer gedacht. Von hier stammten die Insassen eines der Fahrzeuge.

© IMAGO/Jacob Schröter/IMAGO/Jacob SchrÅ¡ter

Krisenteams betreuen Rettungskräfte, Polizisten und Angehörige

Für die Angehörigen sowie eingesetzten Rettungskräfte und Polizisten stehen weiterhin Kriseninterventionsteams bereit. „Ein tödlicher Unfall von diesem Ausmaß lässt sich schwer in Worte fassen“, sagte der Einsatzleiter und Stadtbrandmeister von Bad Langensalza, Steven Dierbach.

19 Feuerwehrleute waren neben Rettungsdienst und Polizei im Einsatz. „Die Einsatzkräfte wollen Menschenleben retten. Das Schlimmste war, das sie für sieben Leute nichts mehr tun konnten“, so Dierbach. 

Blumen liegen an der Unfallstelle an der Bundesstraße B247.
Blumen liegen an der Unfallstelle an der Bundesstraße B247.

© dpa/Michael Reichel

Reaktionen nach dem Unfall in Thüringen

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) dankte den Hilfskräften für ihren Einsatz unter schwierigen Bedingungen und sprach von Bildern, „die noch lange nachwirken werden“. Er sei tief erschüttert, sagte Maier der „Bild“-Zeitung. „Meine Gedanken sind bei den Schwerverletzten und den Angehörigen der Toten.“

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Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) zeigte sich ebenfalls bestürzt und schrieb auf Twitter: „Ich trauere um die Toten und fühle mit den Angehörigen. So viel Leben in Sekunden ausgelöscht. Es bleibt Fassungslosigkeit.“

Warum fingen die Autos nach dem Unfall so schnell Feuer?

Wie heftig der Zusammenprall gewesen sein muss, ließ sich an den Trümmern ablesen: Zwei der Fahrzeuge wurden bis zur Unkenntlichkeit zerstört – eines der verkohlten Wracks lag quer auf der Leitplanke, das andere blieb mit zerfetzter Karosserie auf der Straße stehen. Das dritte Auto lag umgekippt am Straßenrand.

Alle Opfer starben in ihren Fahrzeugen. Die Leichen konnten nach Polizeiangaben erst geborgen werden, nachdem die Flammen gelöscht waren.

„Ein Gutachter hat sich die Unfallstelle angesehen. Die Ermittlungen laufen“, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntagmorgen. Vor Ort seien Spuren gesichert worden. Teil der anhaltenden Ermittlungen ist auch, wieso die Autos sofort Feuer fingen.

Die Ermittlungen nach einem Unfall mit sieben Toten in Thüringen halten an.
Die Ermittlungen nach einem Unfall mit sieben Toten in Thüringen halten an.

© dpa/Michael Reichel

Polizei und Gutachter werten auf der gesperrten Bundesstraße B247 die Spuren des schweren Unfalls vom Vortag aus.
Polizei und Gutachter werten auf der gesperrten Bundesstraße B247 die Spuren des schweren Unfalls vom Vortag aus.

© dpa/Michael Reichel

Dass Autos bei einem Verkehrsunfall so schnell in Flammen aufgehen, sei eher ungewöhnlich, berichtet der Leiter der Unfallforschung der Versicherer, Siegfried Brockmann dem Nachrichtensender „ntv“. Dafür brauche es bestimmte Voraussetzungen.

Bei einem Verkehrsunfall könnten Kraftstoffleitungen abreißen, wodurch wiederum das Benzin auf heiße Autoteile wie etwa den Auspuff laufen könnte, berichtet der Unfallexperte. „Durch einen Funken brennt das Fahrzeug sofort und sehr schnell“, so Brockmann. Diese könnten beispielsweise durch die Aufprallwucht entstehen, wenn Metall auf Metall trifft.

Dem Experten zufolge könnten Brände auch bei niedrigeren Aufprall-Geschwindigkeiten entstehen. „Es gibt auch Unfälle mit nur 50 oder 60 Kilometern pro Stunde, bei denen trotzdem die Benzinleitung abreißen kann“, berichtet Brockmann.

Was heißt das für Ersthelfer? Wenn das Feuer noch nicht groß ist, sollte man unbedingt die Person aus dem brennenden Wagen holen, betont Brockmann. „Hingehen und die Menschen rausholen“, rät der Experte. Die Angst vor explodierenden Unfallautos sei oft unbegründet: „Explosionen wie im Actionfilm sind de facto unmöglich.“

Härteres Vorgehen gegen Fahrten ohne Fahrerlaubnis gefordert

Die Deutsche Polizeigewerkschaft Thüringen fordert infolge des schweren Verkehrsunfalls ein härteres Durchgreifen bei Fahrten ohne Fahrerlaubnis. Fahrern, die sich ohne gültige Fahrerlaubnis hinters Lenkrad setzten, sollte das Auto „ohne Wenn und Aber“ entzogen werden, forderte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Dirk Weidenbach.

Die B247 war bis Sonntagmittag gesperrt, um weitere Spuren zum Unfallhergang sichern zu können.
Die B247 war bis Sonntagmittag gesperrt, um weitere Spuren zum Unfallhergang sichern zu können.

© action press/MARCUS SCHEIDEL

Die Fahrzeuge sollten dann entschädigungslos für den Eigentümer verwertet werden und der daraus resultierende Erlös einer gemeinnützigen Stiftung für Unfallopfer zugute kommen.

„Das Fahrzeug sicherzustellen und in polizeiliche Verwahrung zu nehmen wäre ein hilfreiches Mittel und wohl auch abschreckend für Fahrten ohne Fahrerlaubnis“, sagte Weidenbach. Es werde sich wohl erst etwas ändern, wenn auch materielle sowie finanzielle Konsequenzen zu befürchten seien. 

Die Thüringer CDU-Landtagsfraktion kündigte an, den schweren Unfall auf die Tagesordnung des nächsten Innenausschusses zu setzen. Dabei müsse es nicht nur um das Fahrverhalten und mögliche Fehler gehen, sondern auch um den Zustand des Unglücksfahrzeugs und der Infrastruktur.

Bundesstraße bei Bad Langensalza wieder freigegeben

Nachdem die Bundesstraße 247 mehr als einen Tag lang gesperrt blieb, wurde sie am Sonntagabend wieder für den Verkehr freigegeben.

Allerdings wurde die Höchstgeschwindigkeit vor der Unfallstelle von Tempo 100 schrittweise auf 70 und dann 50 Stundenkilometer herabgesetzt, wie die Polizeisprecherin sagte. (Tsp, dpa)

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