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König Felipe und Königin Letizia führen die Monarchie in einer Zeit, in der die meisten jungen Spanier sich eine Republik wünschen.

© Manu Reino/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa

Spanisches Königshaus in der Krise: Wie Felipe und Letizia die Monarchie retten wollen

Die spanische Monarchie ist von Skandalen schwer erschüttert. Dennoch erhält das Königspaar derzeit auch Zustimmung.

Auch durch immer neue Affären im Umfeld des Palastes lassen sich Spaniens königliches Staatsoberhaupt Felipe VI. und seine Frau Letizia nicht aus der Ruhe bringen. Die beiden haben es bisher geschafft, die meisten Schwierigkeiten zu meistern. Und sie konnten den im regelrechten Gewittersturm aus Skandalen verblassenden Glanz der Royals sogar wieder ein bisschen aufpolieren.

Dabei hilft ihnen wohl ihr Leitspruch, den Felipe bei der Amtsübernahme 2014 verkündete: „Die Krone muss die Wertschätzung, den Respekt und das Vertrauen der Bürger gewinnen.“ Das scheint Felipe, der gerade 54 wurde, zu gelingen. Denn die Spanier geben ihm und der bürgerlichen 49-jährigen Letizia derzeit recht gute Noten.

Nach der neusten Meinungsbefragung zum Image der Royals, die in der nationalen Online-Zeitung „El Español“ veröffentlicht wurde, finden 56 Prozent der Spanier, also eine Mehrheit, dass ihr Monarch seinen Job gut macht. Andere Medienumfragen kommen zu ähnlichen Ergebnissen.

Das ist zwar keine überwältigende Zustimmung. Aber immerhin ein deutlich besserer Popularitätswert als bei der Abdankung von Skandalkönig Juan Carlos I. und Felipes Amtsantritt im Jahr 2014. Damals stand, so war es Meinungsumfragen zu entnehmen, nicht einmal mehr die Hälfte der Spanier hinter dem Königshaus.

Viele junge Spanier wünschen sich eine Republik

Auch Letizia, die in ihren ersten Jahren an Felipes Seite in ihrem Auftreten noch kühl und steif wirkte, kommt inzwischen besser im Volk an. Wegen ihres trendigen Outfits und ihres mittlerweile perfekten Lächelns zieht sie jetzt sogar oftmals mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf sich als Felipe.

Grund zur Entspannung gibt es aber nicht: Denn vor allem in der jungen Generation Spaniens, auch da sind sich die Umfragen einig, schwindet die Unterstützung für die Monarchie. Und zwar erheblich. Die meisten jungen Spanier wünschen sich eine Republik, in welcher das Staatsoberhaupt demokratisch gewählt wird.

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Das sind langfristig keine beruhigenden Aussichten für Spaniens Königshaus. Felipe und Letizia müssen sich also wohl noch länger bemühen, die frühere Pracht der Krone wieder aufzuputzen.

Vor allem die außerehelichen Liebesabenteuer, luxuriösen Jagdausflüge und finanziellen Machenschaften von Juan Carlos, Felipes Vater, sorgten dafür, dass das Ansehen der Monarchie auf einen Tiefpunkt sank.

Spaniens Staatsanwaltschaft ermittelt seit Längerem wegen Steuerbetrug, Geldwäsche und Korruption gegen den Altkönig. Deswegen sah sich Felipe zu einem harten Bruch gezwungen, um den Ruf der Monarchie zu retten: Er warf seinen Vater letztlich im Sommer 2020 aus dem Palast.

Seitdem befindet sich Juan Carlos, der inzwischen 84 Jahre alt ist, in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mittlerweile hat er aus der Ferne mehr als fünf Millionen Euro Steuern nachgezahlt, um Finanzamt und Staatsanwaltschaft zu besänftigen. Man hört, dass er auf seinen Lebensabend sehr gerne in Spanien verbringen würde. Doch dafür scheint es angesichts der Empörung, die er auslöste, wohl noch zu früh.

Juan Carlos ist nicht das einzige Problem

Juan Carlos ist nicht das einzige Problem. Auch Felipes Schwager Iñaki Urdangarin sorgt für Wirbel: Zunächst 2018, als er wegen eines Finanzskandals zu fast sechs Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Dann, weil er seiner Frau, Prinzessin Cristina, untreu wurde. Dies kam heraus, nachdem Urdangarin mit einer anderen erwischt wurde. Vor Kurzem besiegelten Urdangarin und Felipes Schwester Cristina die Trennung.

Felipe und Letizia bleibt in dieser Monarchie-Krise nur, es besser zu machen als die schwarzen Schafe der Königsfamilie. Sie müssen nun den Imageschaden durch vorbildliches Verhalten, Transparenz und Bürgernähe reparieren.

Beide haben einen vollen Terminkalender, der durch Audienzen und Reisen durchs Königreich geprägt ist. Sie sind meistens nicht zusammen, sondern einzeln als Vertreter des Königshauses und im Dienst der royalen Glaubwürdigkeit unterwegs. Vor wenigen Tagen unternahmen sie ihre erste gemeinsame Auslandsreise in diesem Jahr, die sie nach Wien führte.

Spaniens König hat übrigens keinerlei Entscheidungsbefugnisse, er gilt aber formal als der höchste Repräsentant der Nation. Als solcher ist er, stets in Abstimmung mit der Regierung, im In- und Ausland als oberster Botschafter des Landes auf Achse.

Laut Verfassung ist der König zudem „Symbol der nationalen Einheit“. Deswegen ist Felipe in Katalonien und im Baskenland, die nach Unabhängigkeit von Spanien streben, nicht besonders beliebt. Besuche in diesen eigenwilligen Regionen gleichen oft einem Spießrutenlaufen. Denn statt mit Jubel wird Felipe in Katalonien und im Baskenland regelmäßig mit Pfiffen begrüßt. Und mit Protestplakaten, auf denen die Botschaft steht: „Wir haben keinen König.“

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