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Das Schiff „Karihani“ ist nach dem Zyklon „Chido“, der das französische Territorium Mayotte im Indischen Ozean heimgesucht hat, zwischen Trümmern in Mamoudzou gestrandet.

© dpa/AFP/KWEZI

Update

Zyklon „Chido“ verwüstet Mayotte: Präfekt befürchtet bis zu tausend Tote in französischem Überseegebiet

Jahrzehnte sei es her, dass ein so starker Zyklon die Inselgruppe getroffen habe, teilten die Behörden mit. Noch sei das ganze Ausmaß der Zerstörung völlig unklar.

Stand:

Nach dem verheerenden Zyklon „Chido“ im Indischen Ozean befürchtet das französische Überseegebiet Mayotte viele Tote – das ganze Ausmaß ist noch völlig unklar.

„Ich denke, dass es sicherlich mehrere Hunderte sind“, sagte der örtliche Präfekt, François-Xavier Bieuville, dem Sender Mayotte la 1ère. Möglicherweise seien auch Tausend Menschen bei dem Unwetter ums Leben gekommen. „Es wird Tage und Tage dauern“ bis die genaue Opferzahl feststehe, sagte Frankreichs geschäftsführender Innenminister Bruno Retailleau bei einem Besuch der Inselgruppe. Lokale Verantwortliche bestätigten die Aussage. 

Bislang gibt es lediglich erste Zahlen zu Opfern. Bieuville sagte, man wisse von 9 Toten und mehr als 250 Verletzten. Fünf Schwerverletzte seien den Behörden bekannt, die vermutlich nicht überleben würden.

Todeszahl schwer zu ermitteln

Bieuville stellte klar, dass die offiziellen Zahlen aus dem Krankenhaus stammten, aber nicht plausibel seien. Es dürfte Tote geben, die nicht gelistet seien, sagte Bieuville, denn Menschen auf Mayotte könnten ihre Verwandten nach muslimischer Tradition innerhalb von 24 Stunden beerdigen – ohne dass diese je auf Dokumenten der Kliniken auftauchten. Insofern könne es schwierig werden, das tatsächliche Ausmaß zu beziffern.

Innenminister Retailleau hatte bereits kurz nach dem Sturm am Samstag angemerkt, es werde möglicherweise Tage brauchen, bis genaue Zahlen zu Todesopfern genannt werden könnten.

Wirbelsturm bringt große Verwüstung

Das französische Überseegebiet Mayotte liegt im Indischen Ozean etwa zwischen der Küste des südostafrikanischen Landes Mosambik und dem Inselstaat Madagaskar. Etwa 310.000 Menschen leben auf der Inselgruppe.

„Chido“ hat vor Ort große Verwüstung angerichtet. Sämtliche ärmlichen Behausungen wurden laut Frankreichs Innenminister Retailleau von dem Wirbelsturm zerstört.

Tausende Haushalte waren ohne Strom, auch mit der Wasserversorgung und dem Telefonnetz gab es Probleme. Straßen waren blockiert und einige Gebiete abgeschnitten. In der Inselhauptstadt Mamoudzou wurden laut Berichten auch das Krankenhaus und Schulen getroffen.

Viele von uns haben alles verloren.

Präfektur Mayotte auf Facebook

Auch am örtlichen Flughafen gab es demnach Schäden. Vom Festland kam am Sonntag ein Flug mit Hilfslieferungen an. Am Montag machten sich Rettungskräfte auf den Weg in die französischen Überseegebiete, um nach Überlebenden zu suchen und die Versorgung wiederherzustellen.

Hilfsgüter kommen am Flughafen Dzaoudzi-Pamandzi auf Mayotte an.

© REUTERS/CHAFION MADI

Viele Gebiete waren für Helfer nach wie vor weitgehend unzugänglich, wie der Sprecher für zivile Sicherheit, Alexandre Jouassard, sagte. „Die nächsten Minuten und Stunden sind sehr wichtig“, sagte er im Sender France 2 TV. „Wir sind es gewohnt, unter diesen Bedingungen zu arbeiten.“

Seit 90 Jahren habe Mayotte keinen solch zerstörerischen Zyklon mehr erlebt, teilte die Präfektur auf Facebook mit. „Viele von uns haben alles verloren.“

10.000 Menschen in Notunterkünften

Präfekt Bieuville sagte, 10.000 Menschen seien wegen des Zyklons sicherheitshalber in 120 Notunterkünfte gebracht worden. Die örtlichen Behörden hatten die Menschen dazu aufgerufen, wegen des Sturms in einer soliden Behausung Schutz zu suchen und nicht nach draußen zu gehen.

Rettungskräfte im Einsatz. Tausende Haushalte waren offenbar auch ohne Strom. 

© dpa/UIISC7

Laut französischem Wetterdienst Météo France fegten am Samstag Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 220 Kilometern pro Stunde über Mayotte.

Präsident Emmanuel Macron sagte bei einem Treffen mit Papst Franziskus auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika: „Ich möchte an unsere Mitbürger auf Mayotte denken, die in den vergangenen Stunden das Schlimmste erlebt haben, und von denen einige alles verloren haben, ihr Leben verloren haben.“

Das Unwetter hinterließ in Mayotte eine Spur der Verwüstung.

© Kwezi/AFP/dpa

Macron beraumte für den frühen Montagabend eine Dringlichkeitssitzung zu Mayotte an, wie der Sender BFMTV berichtete.

Zyklon zieht weiter zum afrikanischen Festland

„Chido“ bahnte sich seinen Weg im Anschluss nach Mosambik auf dem afrikanischen Festland. Der Sturm erreichte dort eine Geschwindigkeit von bis zu 240 Kilometern pro Stunde.

In der nördlichen Provinz Cabo Delgado zerstörte und beschädigte er nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, zahlreiche Häuser, Schulen und Gesundheitseinrichtungen.

Die Region sei „schwer betroffen“, auch wenn der Umfang der Zerstörung noch unklar sei. Nach Angaben des mosambikanischen Zentrums für Katastrophenschutz sei in Cabo Delgado sowie der Nachbarprovinz Nampula das Stromnetz zusammengebrochen, was Rettungsarbeiten erschwere. (dpa/Reuters)

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