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Ausschluss von trans Menschen aus der US-Armee: Offizierin berichtet von Säuberungsaktion der Regierung
Laut einem Dekret von Präsident Donald Trump sollen trans Personen ab dem 26. März aus dem US-Militär entlassen werden. Eine von ihnen ist Colonel Bree Fram, die ihrem Land seit 22 Jahren dient.
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Dass ihre Militärlaufbahn auf diese Weise enden würde, war für Bree Fram eigentlich unvorstellbar. Seit 22 Jahren dient die Offizierin treu in der US-Armee. Entweder hätte sie selbst einen Zeitpunkt gewählt, um den Dienst zu quittieren oder sie wäre bei einem Kampfeinsatz für ihr Land getötet worden – so weit ihre Überlegungen. Aber in zwei Wochen kommt der Dienstschluss aus einem anderen Grund: Bree Fram ist trans.
Der Wahlsieg von Präsident Donald Trump hat alles verändert. Im Wahlkampf hatte der Rechtspopulist angekündigt, dem seiner Meinung nach in den USA wütenden „Transgender-Wahn“ ein Ende zu setzen. Kaum im Amt unterzeichnete er ein Dekret, das trans Menschen für ungeeignet erklärt, den USA zu dienen. Es tritt am 26. März in Kraft.
„Wenn es Ihre eigene Regierung ist, die Sie zwingt, Ihre Uniform auszuziehen, weil sie Sie nicht für geeignet hält, dem Land zu dienen, bricht es Ihnen das Herz“, sagt die 45-Jährige im Rang eines Oberst mit Tränen in den Augen.
Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP bei sich zu Hause in Reston, Virginia, fährt sie fort: „Wir haben unserem Land ein Jahrzehnt lang als trans Personen gedient, ohne Tabus, ehrenhaft und kompetent, in jedem militärischen Bereich, hier und in der ganzen Welt.“
In der zwei Millionen Soldatinnen und Soldaten umfassenden US-Armee gibt es Schätzungen zufolge etwa 15.000 trans Soldat*innen.
„Das ist eine Säuberungsaktion“, sagt Bree Fram. 18 Jahre lang hat sie bei der Luftwaffe gedient, zuletzt gehörte sie einer Spezialeinheit an, die für Militäroperationen im Weltraum zuständig war.
Jahrelang hatte die Offizierin ihre Identiät versteckt
„Das Beste, was wir tun können, ist einfach wir selbst zu sein und mit den Menschen zu sprechen, um ihnen klarzumachen, dass wir keine Monster sind. Es gibt keinen zweiten Kopf, der auf meiner Schulter wächst und mich zu einer Vogelscheuche macht“, sagt die Offizierin.
Mehr als 13 Jahre lange hatte sie ihre Trans-Identität in der Armee geheim gehalten. 2016 hob der damalige Präsident Barack Obama das Verbot von trans Menschen in den US-Streitkräften auf. Für Bree Fram war das eine Befreiung, mit einem Mal konnte sie jedem erzählen, dass sie eine Frau und kein Mann ist und dies bereits seit ihrer Kindheit so empfindet.
Wenn man nicht man selbst sei, könne man nicht das Beste aus sich herausholen, so Bree Fram. Die Tatsache, dass sie offen als trans Person dienen konnte, sei magisch gewesen.
Es ist wie ein Hurrikan, den man aus der Ferne kommen sieht. Es gibt keine Möglichkeit für trans Personen, weiterhin zu dienen.
Bree Fram, Colonel der US-Armee
In ihrem Arbeitszimmer sind Flaggen und Medaillons in Blau, Rosa und Weiß, den Trans-Farben verstreut. In den vergangenen Jahren hat sie sich für die Rechte queerer Personen in der Armee eingesetzt.
Schon in Trumps erster Amtszeit hatte dieser versucht, trans Personen aus der Armee auszuschließen. „Dieses Mal ist es anders. Es ist wie ein Hurrikan, den man aus der Ferne kommen sieht. Es gibt keine Möglichkeit für trans Personen, weiterhin zu dienen“, sagt Bree Fram.
„Ich bin am Ende“, sagt ein Marine-Angehöriger
Das betrifft auch Ryan Goodell, seit 13 Jahren bei der US-Marine. 2018 gab er seine Trans-Identität bekannt und startete seine Geschlechtsangleichung. „Ich bin am Ende“, sagt er angesichts der Aussicht, in Kürze seinen Job zu verlieren.
„Einer meiner Mentoren hatte mir geraten, immer bereit zu sein aufzuhören, weil es auch ein Leben außerhalb der Marine gibt“, sagt der 32-Jährige. „Aber ich war noch nicht bereit dazu.“
Bree Fram ist angesichts dieser Entwicklung „traurig“ über ihr Land. „Wir pflanzen die Samen für einen Garten, den wir vielleicht nie sehen werden“, sagt sie. „Aber wir werden alles tun und ihn gießen, damit wir ein wichtiges Erbe hinterlassen: eine Botschaft der Offenheit für die nächste Generation.“ (AFP)
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